2300 Flüchtlinge verlassen „Dschungel“ von Calais

Der "Dschungel" von Calais ist zu einem Symbol der Flüchtlingskrise in Europa geworden - jetzt hat die Räumung des Flüchtlingslagers in Nordfrankreich begonnen. Mit Bussen wurden mehr als 2300 Flüchtlinge in Aufnahmezentren gefahren.
Titelbild
Auf gepackten Koffern: Flüchtlinge und Migranten warten darauf, dass sie von Sicherheitskräften aus dem Lager in Calais abgeholt werden. (Symbolbild)Foto: Etienne Laurent/dpa
Epoch Times24. Oktober 2016

Es ist der Anfang vom Ende des berüchtigten „Dschungels“: Begleitet von einem starken Sicherheitsaufgebot und großem Medieninteresse ist am Montag die Räumung des Flüchtlingslagers von Calais angelaufen. Nach Angaben der französischen Behörden verließen mehr als 2300 Flüchtlinge das Camp, die meisten von ihnen wurden mit Bussen in andere Aufnahmezentren gebracht. Es gab keine größere Zwischenfälle, Beobachter blicken aber mit Sorge auf die kommenden Tage.

Schon vor Sonnenaufgang versammelten sich in der Nähe des Lagers zahlreiche Flüchtlinge vor einer Lagerhalle, die in eine Art improvisierten Busbahnhof umgewandelt worden war. „Bye bye, Dschungel“, riefen einige Flüchtlinge, als sie sich mit ihrem Gepäck auf den Weg zu dem Versammlungspunkt machten. Dort bildeten sich rasch lange Schlangen. „Es ist besser, jetzt zwei Stunden zu warten als dann zwei Tage“, sagte ein sudanesischer Flüchtling.

Gegen 08.40 Uhr fuhr der erste Bus mit 50 Sudanesen an Bord in Richtung der ostfranzösischen Region Burgund ab. Im Zuge der mit großem Aufwand geplanten Räumungsaktion starteten die Busse dann im 15-Minuten-Takt. Insgesamt wurden am ersten Tag der Räumung nach Angaben von Innenminister Bernard Cazeneuve 1918 erwachsene Bewohner des „Dschungels“ mit 45 Bussen in andere Flüchtlingsunterkünfte gefahren.

400 Minderjährige wurden am Montag in ein Aufnahmezentrum am Rande des „Dschungels“ gebracht. Viele dieser jungen Flüchtlinge haben Verwandte in Großbritannien und könnten im Zuge der Familienzusammenführung dort aufgenommen werden. In der vergangenen Woche kamen bereits knapp 200 Minderjährige aus Calais nach Großbritannien.

Insgesamt sollen in den kommenden Tagen 6000 bis 8000 Flüchtlinge aus Calais in Frankreich verteilt werden. Landesweit stehen 451 Flüchtlingsunterkünfte bereit. Am Dienstag sollen 45, am Mittwoch 40 Busse fahren.

„Das ist ein historischer Augenblick“, sagte die verantwortliche Präfektin Fabienne Buccio. „Jetzt können sich die Flüchtlinge endlich eine bessere Zukunft aufbauen.“ Innenminister Bernard Cazeneuve lobte am Vormittag eine „ruhige und geordnete Operation“. Allerdings gab es im Verlauf des Vormittags immer wieder Gedränge und Rangeleien in den Warteschlangen. Einmal brach eine kurze Panik aus.

Die Behörden selbst bezeichnen die Auflösung des Lagers als „riskante Operation“. 1250 Polizisten waren im Einsatz, um die Räumung des „Dschungels“ abzusichern. In den vergangenen Nächten hatten sich Flüchtlinge immer wieder Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert.

Beobachter befürchten, dass sich die Lage in den kommenden Tagen verschärfen könnte: Rund 2000 der Flüchtlinge wollten die Region nicht verlassen, weil sie heimlich nach Großbritannien gelangen wollten, sagte der Leiter der Organisation L’Auberge des Migrants (Herberge der Flüchtlinge), Christian Salomé. Ein Sprecher des Innenministeriums wies diese Zahl zurück.

Calais ist schon seit Jahren ein Brennpunkt in der Flüchtlingskrise. Hier harren viele Flüchtlinge aus, die über den Ärmelkanal oder durch den Eurotunnel heimlich nach Großbritannien gelangen wollen. Bereits in der Vergangenheit wurden immer wieder Flüchtlingscamps geräumt – kurze Zeit später entstanden dann neue Lager.  (afp)

 



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