Abriss des Flüchtlingslagers hat begonnen: Hunderte Flüchtlinge von Calais könnten nach Deutschland zurückkehren

Am Mittwoch sollen die Flüchtlinge mit Bussen abtransportiert werden. Einige von ihnen kündigten Widerstand an. "Sie können mich festnehmen, ins Gefängnis stecken oder auf die Straße werfen. Ich will immer noch nach Großbritannien", sagte der 18-jährige Sudanese Ali Othma.
Titelbild
Ein Mann läuft am 22. Februar 2016 durch das "Dschungel"-Camp von Calais.Foto: DENIS CHARLET/AFP/Getty Images
Epoch Times26. Oktober 2016

Im Flüchtlingslager von Calais hat der Abriss der Zelte und Hütten begonnen. Arbeiter setzten am Dienstag in dem Camp bei der nordfranzösischen Stadt Schaufelbagger und Motorsägen ein, wie AFP-Journalisten beobachteten. Einige Hütten gingen in Flammen auf. Seit dem Beginn der Räumung am Montag verließen fast 4000 Menschen den „Dschungel“. Einige der Flüchtlinge könnten auch nach Deutschland gebracht werden.

Polizisten sicherten im sogenannten „Dschungel“ von Calais die Abrissarbeiten ab, um Zusammenstöße mit den noch verbliebenen Flüchtlingen zu verhindern. Die in orangefarbene Schutzanzüge gekleideten Arbeiter demontierten leere Zelte und Hütten und räumten Hinterlassenschaften wie alte Matratzen, Decken und Töpfe in Müllcontainer. Einige der Hütten gingen in Flammen auf. Unklar ist, ob sie von den Flüchtlingen angezündet wurden.

Die zuständige Präfektin Fabienne Buccio sprach von nötigen „Aufräumarbeiten“. Bulldozer kämen aber nicht zum Einsatz, versicherte sie.

Nach Angaben des französischen Innenministeriums verließen am Dienstag 1264 erwachsene Flüchtlinge das Lager. Sie wurden demnach mit Bussen in Aufnahmezentren in ganz Frankreich gefahren. Damit sind seit Beginn der Räumung am Montag knapp 3200 Flüchtlinge aus dem Lager weggebracht worden. Die meisten von ihnen stammen aus Afghanistan, dem Sudan und Eritrea.

Zudem wurden 772 Minderjährige aus dem „Dschungel“ in Wohncontainern untergebracht, die am Rande des Lagers stehen. Einige von ihnen haben Chancen auf eine Aufnahme in Großbritannien.

Am Mittwoch sollen die verbliebenen Flüchtlinge mit Bussen abtransportiert werden. Einige von ihnen kündigten Widerstand an. „Sie können mich festnehmen, ins Gefängnis stecken oder auf die Straße werfen. Ich will immer noch nach Großbritannien“, sagte der 18-jährige Sudanese Ali Othma.

Die Räumung des Flüchtlingslagers in Calais könnte nach Angaben des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) zur Rückkehr von Asylsuchenden nach Deutschland führen. Das Bamf teilte auf AFP-Anfrage mit, es stehe in engem Kontakt mit den französischen Behörden.

Nach einem Bericht der „Rheinischen Post“ rechnen die deutschen Behörden damit, dass Frankreich die Rücknahme hunderter Flüchtlinge fordert, die früher bereits in der Bundesrepublik registriert wurden. Eine offizielle Anfrage von französischer Seite liegt aber noch nicht vor.

Grundlage ist die sogenannte Dublin-Verordnung. Danach ist für die Aufnahme von Flüchtlingen derjenige EU-Staat zuständig, über den sie eingereist sind. In der Praxis ist aber oft der Staat maßgeblich, in dem sie erstmals registriert wurden. (afp)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion