Angebliches Erdogan-Mordkommando in der Türkei vor Gericht – Zuschauer fordern Todesstrafe

In der Türkei hat der Prozess gegen fast 50 Verdächtige begonnen, die laut der Anklage während des versuchten Militärputsches im Juli Präsident Recep Tayyip Erdogan ermorden wollten. Unter den Angeklagten sind 37 Soldaten, die zu einem Mordkommando gehört haben sollen.
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Türkische Soldaten stehen am Taksim-Platz in Istanbul. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will massiv gegen mutmaßliche Putsch-Unterstützer vorgehen.Foto: Sedat Suna/dpa
Epoch Times20. Februar 2017

In der Türkei hat der Prozess gegen fast 50 Verdächtige begonnen, die laut der Anklage während des versuchten Militärputsches im Juli Präsident Recep Tayyip Erdogan ermorden wollten. In der südlichen Stadt Mugla erschienen am Montag 44 Verdächtige vor Gericht, während drei weiteren Angeklagten in Abwesenheit der Prozess gemacht wurde. Als die Beschuldigten ins Gericht gebracht wurden, riefen Umstehende: „Wir wollen die Todesstrafe!“

Unter den Angeklagten sind 37 Soldaten, die zu einem Mordkommando gehört haben sollen. Laut der Anklage wollten sie Erdogan in einem Hotel in der Küstenstadt Marmaris töten, wo er in der Nacht des 15. Juli mit seiner Familie im Urlaub war. Erdogan entkam nach eigener Darstellung nur knapp dem Tod. Zwei Polizisten wurden bei Kämpfen im Hotel getötet.

Die Beschuldigten wurden am Montag unter Pfiffen und Schmährufen von Sicherheitskräften in das Konferenzzentrum geführt, in dem der Prozess wegen der großen Zahl der Angeklagten geführt wird. „Gott ist groß“, riefen die fahnenschwenkenden Zuschauer. Andere hielten Schilder mit der Aufschrift „Hinrichtung“ und „Das Spiel ist vorbei, Fetö“ hoch.

Fetö ist die Bezeichnung der Regierung für die Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen, die in der Türkei für den Putschversuch verantwortlich gemacht wird. Laut Ankara hat die Bewegung, die lange ein enger Verbündeter der regierenden AK-Partei war, über Jahre systematisch Militär, Polizei, Justiz und Verwaltung unterwandert.

„Wäre unser Präsident neutralisiert worden wie geplant, hätte der Putsch einen anderen Verlauf genommen. Wir hätten es heute mit einer anderen Türkei zu tun“, sagte Erdogans Anwalt Hüseyin Aydin. Erdogan war es in der Nacht des 15. Juli gelungen, mit seinem Schwiegersohn, Energieminister Berat Albayrak, und anderen Angehörigen ein Flugzeug nach Istanbul zu besteigen.

Erdogan sagte später in einem Interview, 15 Minuten später wäre er in Marmaris getötet oder festgenommen worden. Laut der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu wurde das Hotel aber erst fast fünf Stunden nach der Abreise Erdogans angegriffen. Viele Fragen zu den genauen Abläufen in der Nacht des versuchten Staatsstreiches sind weiter offen.

Die Opposition beklagt, dass ein Untersuchungsausschuss im Parlament zum Putschversuch beendet wurde, ohne die wichtigsten Zeugen zu befragen. In den vergangenen Wochen eröffnete die Justiz mehrere Verfahren gegen mutmaßliche Putschisten, doch warten die meisten Verdächtigen auch sieben Monate nach dem Umsturzversuch noch auf ihren Prozess.

Auch Gülen ist bei dem Prozess in Mugla in Abwesenheit angeklagt. Der Geistliche, der seit Jahren in den USA im Exil lebt, hat den versuchten Staatsstreich scharf verurteilt und jede Verwicklung bestritten. Seit dem Putschversuch wurden in der Türkei 43.000 Menschen inhaftiert und mehr als 120.000 aus dem Staatsdienst entlassen.

Kritiker werfen der Regierung Willkür vor und befürchten, dass die Verdächtigen kein rechtsstaatliches Verfahren erhalten. Die Staatsanwaltschaft fordert für die Angeklagten in Mugla mehrmals lebenslange Haft. Die erste Phase des Prozesses soll laut dem vorsitzenden Richter bis zum 15. März laufen, weitere Anhörungen sind demnach im April und Juni geplant. (afp)

 



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