Surfen im Piraten-Internet – Millionen Kubaner haben keinen Internet-Zugang

Weil in Kuba der Zugang zum Internet stark begrenzt und extrem teuer ist, haben vier junge Technikfreaks im Städtchen Gaspar ihr eigenes Netz aufgebaut.
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Millionen Kubaner haben keinen Zugang zum Internet.Foto: ADALBERTO ROQUE/AFP/Getty Images
Epoch Times29. Mai 2017

Eine Gruppe junger Leute auf Parkbänken, alle starren auf ihre Smartphones, chatten mit Freunden und verschicken Fotos. Keine außergewöhnliche Szene – spielte sie nicht in einer kleinen kubanischen Stadt auf dem Land.

Weil in Kuba der Zugang zum Internet stark begrenzt und extrem teuer ist, haben vier junge Technikfreaks im Städtchen Gaspar ihr eigenes Netz aufgebaut. Die 7500-Seelen-Gemeinde ist jetzt einer der am besten vernetzten Orte auf der ganzen Insel.

„Gaspar Social“ heißt die Antwort der kubanischen Provinz auf Facebook. „Ich finde es toll, was diese Typen hier in Gaspar gemacht haben“, sagt die 22 Jahre alte Arletty Guerra. „Das hat unserer verschlafenen Stadt gut getan.“ Die Betreiber von „Gaspar Social“ knüpfen noch größere Hoffnungen an ihr Projekt: Dass es den Anschluss ihres Landes ans Internet vorantreibt.

Bislang haben nur wenige Kubaner Zugang zum Internet: Nur Wissenschaftler, Journalisten und Ärzte bekommen einen Anschluss zu Hause. Alle anderen der elf Millionen Einwohner sind auf die gut 300 WLAN-Hotspots der staatlichen Telefongesellschaft Etecsa angewiesen. Eine Stunde Surfen kostet 1,50 Dollar (1,37 Euro) – viel Geld für Kubaner, die oft nicht mehr als 30 Dollar im Monat verdienen. Bis 2020 hat die kubanische Regierung Internetzugang für alle versprochen.

Der Zugang zu „Gaspar Social“ ist kostenlos. Ins weltweite Netz kommen die Nutzer damit nicht, aber immerhin können sie Nachrichten, Fotos und Videos mit ihren Freunden teilen. Seit Oktober ist das Netzwerk öffentlich zugänglich, zwei Monate später wurde der erste offizielle WLAN-Hotspot der Stadt installiert.

„Am Anfang war es nur ein Netzwerk um Videospiele zu spielen“, sagt der Computertechniker Osmani Montero, einer der Initiatoren. „Dann öffneten wir es für alle in Gaspar und die Zahl der Nutzer ging in einem Monat enorm nach oben.“ Der Medizinstudent Yoandi Alvarez finanzierte die erste Antennenanlage und den Server. „Eine der Hauptantennen war in der Nähe meines Hauses“, erzählt der 30-Jährige. „Manche Nutzer saßen bis zwei oder drei Uhr nachts in Decken gehüllt im Hauseingang.“

Inzwischen hat das Team vier große Antennen zusätzlich aufgebaut, um die Nachfrage befriedigen zu können. Auch eine Nachrichtenseite gibt es mittlerweile bei Gaspar Social – bestückt ausschließlich mit offiziell autorisierten Meldungen.

Dennoch ist Gaspar Social genauso wie die rund 30 anderen lokalen Netzwerke auf der Insel illegal. Sie haben keine Lizenz, werden aber von den kommunistischen Behörden toleriert, solange sie sich nicht in die Politik einmischen und Pornografie anbieten.

Vergangenen Monat wurden die vier illegalen Netzbetreiber aus Gaspar von den Behörden einbestellt, nachdem die Kommunistische Partei Wind davon bekommen hatte. Anders als befürchtet wurde das Netzwerk nicht geschlossen. Sondern die vier wurden ermahnt, eine Lizenz zu beantragen. „Sie machten uns klar, dass unser Netzwerk illegal ist“, sagt Alvarez. „Aber sie sagten, dass sie unsere Antennen nicht abbauen werden.“ (afp)



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