China: Gao Zhishengs Bruder erhebt seine Stimme

Fünfzehn Monate Schweigen nach dem Verschwinden von Menschenrechtsanwalt Gao Zhisheng sind zu lang, sagt sein Bruder Gao Zhiyi.
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Gao Zhisheng in China, 2005, bevor die schlimmsten seiner Qualen begannen.Foto: AFP/Getty Images

Die Behörden haben den chinesischen Menschenrechtsanwalt Gao Zhisheng vor 15 Monaten erneut verschwinden lassen, nachdem er im April 2010 für kurze Zeit frei war. In dieser Zeit durfte er sich mit Journalisten treffen und einen Teil seiner Geschichte erzählen. Doch seitdem gibt es keine offizielle Stellungnahme zu seinem Fall und seine Familie verfällt immer mehr in Frustration und hilflosen Zorn.

Gao Zhiyi, Gaos älterer Bruder, steht an der Spitze derer, die herauszufinden versuchen, wo er sich aufhält. Er berichtete  der Menschenrechtsgruppe Chinese Human Rights Defenders (CHRD), einer NGO, am 9. Juli von seinen wiederholten fruchtlosen Versuchen.

„Ich bekomme keine Informationen über ihn,“ erklärte Gao Zhiyi, der sich seit 15 Monaten darum bemüht.

„Eine Regierung kann doch nicht einfach tun, was sie will. Falls Gao ein Gesetz gebrochen hat, kann man ihn ins Gefängnis werfen, aber man kann doch nicht seine Familie 15 Monate lang in Unwissenheit über seinen Aufenthaltsort lassen.“

Gao Zhiyi erklärt, er habe viele Male telefoniert. „Ich habe einen Direktor in Peking angerufen, der mit der Überwachung Gaos beauftragt ist. Er behauptet immer wieder, er wisse, wo mein Bruder sich aufhält, aber manchmal erklärte er, dass Gao vielleicht ‚verloren gegangen‘ sei. Während der jährlich stattfindenden ‚zwei Treffen‘ der Kommunistischen Partei Chinas fuhr ich nach Peking. Der Direktor sagte mir, er würde mich nach den ‚zwei Treffen‘ über Gaos Zhishengs Aufenthaltsort informieren. Am Ende der ‚zwei Treffen‘ rief ich ihn wieder an. Doch dieses Mal sagte er mir, er habe keine Ahnung (wo Gao sich aufhielte).

„Gao Zhisheng wird am 14. August dieses Jahres sein volles Strafmaß außerhalb des Gefängnisses erfüllt haben. Sollte er nicht freigelassen werden, werde ich von ihnen Rechenschaft für sein Wiederverschwinden fordern, selbst wenn es mich mein Leben kosten sollte“, erklärte Gao Zhiyi.

Gao Zhiyi, ungefähr sechzig Jahre alt, sagte, dass er Gao Zhisheng nach dem Tode ihres Vaters aufgezogen habe. Ihr brüderliches Verhältnis zueinander sei wie das von Vater und Sohn. Nachdem sein Bruder wieder verschwunden war, litt Gao Zhiyi unter Schlaflosigkeit und war außerstande, seinen täglichen normalen Aufgaben nachzugehen. Die ganze Familie war am Rande der Verzweiflung. Das erklärte er gegenüber Chinese Human Rights Defenders.

Als Rechtsanwalt half Gao Zhisheng vielen, die unter den Menschenrechtsverletzungen des chinesischen Regimes litten und vielen anderen, ihre Grundrechte zu verteidigen. Anfangs lobte die Kommunistische Partei die Arbeit Gaos.

Aber das Regime begann ihn zu verfolgen, als er damit anfing, Unterstützung für verfolgte Falun Gong-Anhänger zu verlangen. Er stellte detaillierte Nachforschungen in ihren Fällen an. Als er sich in offenen Briefen an die Spitzen der Kommunistischen Partei für Falun Gong-Anhänger einsetzte, wurde er zur Zielscheibe der Sicherheitskräfte.

Er wurde unter Hausarrest gestellt, entführt und schließlich verschwand er. Während einer ungesetzlichen Haft wurde er schwer gefoltert. Dabei verletzte man seine Genitalien mit scharfen Instrumenten und verbrannte seine Augen mit brennenden Zigaretten.

Im April 2010 sah man Gao zum letzten Mal, als er Familienmitglieder und einige Vertreter der Presse in Peking traf. Während eines Interviews beschrieb er, wie er gefoltert worden war. Kurz danach wurde Gao wieder entführt und seitdem hat seine Familie keinen Kontakt mehr zu ihm. Den Bericht über seine Folter veröffentlichte „Associated Press“ zu Anfang dieses Jahres, nachdem auch diese Agentur kein Wort über Gaos Verbleib erhalten hatte.

Artikel auf Englisch: Gao Zhisheng’s Brother Speaks Out



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