Chinas 4 Billionen Dollar-Reserve und der fallende Yuan

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Chinas fallender Yuan bei gleichzeitiger riesiger Dollar-Reserve sind eine heikle Konstellation. Erstmals sprach Ministerpräsident Li Keqiang von einem "Problem".Foto: China Foto Press / Getty Images
Von und 13. Mai 2014

Am 12.05. erreichte der Leitkurs der chinesischen Währung Renminbi (Yuan) gegenüber dem US-Dollar mit 6,1625 den tiefsten Stand seit acht Monaten.

Seit Mitte Januar 2014 ist der Kurs des Yuan gegenüber dem US-Dollar bereits um 3,6 Prozent gesunken. Dazu schrieb der Experte Zhang Ming, Leiter der Forschungsabteilung für internationale Investition der Chinesischen Sozialwissenschaftsakademie in einem Artikel für die Zeitschrift „Chinas Devisen“: „Der Leitkurs des Yuan gegenüber dem US-Dollar nähert sich bereits seinem mittelfristigen Wendepunkt. Der 6:1 Kurs könnte der mittelfristig höchste Punkt sein.“

Er riet deshalb chinesischen Bürgern und Unternehmen, langsam ihre Lieblings-Strategie der letzten Jahre zu ändern: Es mache keinen Sinn mehr „Vermögen in Yuan und Verschuldung in US-Dollar zu besitzen“, man sollte sich lieber mehr Vermögen in US-Dollar anschaffen und seine Dollar-Verschuldung reduzieren.

Ministerpräsident nennt Dollar-Reserve erstmals „Problem“

Am 10. Mai gab der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang auf Staatsbesuch in Kenia bei einer Pressekonferenz zu, dass die rund 4 Billionen US-Dollar Reserve für China „eine große Belastung“ sei. Sie werde „die Inlandsinflation beeinflussen“ und erzeuge „für die Regulierung der chinesischen Volkswirtschaft immensen Druck“.

Das ist das erste Mal, dass Chinas Führung in der internationalen Öffentlichkeit das Problem der immensen ausländischen Währungsreserve thematisiert. Früher pries man dies immer als ein Zeichen für großen Wirtschaftserfolg.

Seit Ende der 70er Jahre war die Menge der ausländischen Währungsreserven als wichtiger Wirtschaftsindex betrachtet worden – nach der Devise „Je mehr, desto besser“. 2006 erreichten die Währungsreserven ein Volumen von 853,6 Milliarden US-Dollar, was China zur weltweiten Nummer 1 auf diesem Gebiet machte. Danach kletterte der Wert weiter ins Astronomische: Bis März 2014 erreichte Chinas offizielle ausländische Währungsreserve bereits 3,95 Billionen US-Dollar.

[–Chinas Export plustert Geldmenge grundsätzlich auf–]

Da die chinesische Währung auf dem internationalen Markt nicht frei konvertierbar ist, muss die chinesische Zentralbank immer so viel Yuan ausdrucken, wie China entsprechend der ausländischen Währungen im Außenhandel verdient hat. Das heißt, die Menge von Chinas ausländischen Währungsreserven legt die Menge der Yuan-Geldscheine fest, die für das Inland gedruckt werden.

Allein von 2008 bis 2014 müsste China 13 Billionen Yuan gedruckt haben, um die 2 Billionen US-Dollar abzudecken, die sich in diesem Zeitraum als Reserve sammelten. Die Inflation spürte man in China deshalb an einem großen Preisanstieg. Zum Beispiel stieg seit 2003 der Immobilienpreis im Pekinger Bezirk Wu Daokou von 6000 Yuan pro Quadratmeter auf bis zu 60.000 Yuan – also um das Zehnfache.

Der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Robert Triffin war der Meinung, dass die ausländischen Währungsreserven eines Land nur die Importmenge von fünf Monaten erreichen sollten. Wenn man das auf China bezieht, hieße dies, dass 1 Billion Dollar Währungsreserve bereits ausreichen würden. (Im Jahr 2013 importierte China innerhalb von fünf Monaten zum Beispiel rund 790 Milliarden US-Dollar.)

[–Warum ausländische Investoren vom Yuan profitieren und China immer verliert–]

Durch die Nichtkonvertierbarkeit des Yuan und die Exportabhängigkeit von Chinas Wirtschaft entsteht die riesige Dollar-Reserve. Beide Parameter wurden vom chinesischen Staat festgelegt und galten lange als Erfolgsgaranten, doch mittlerweile verursacht die Dollar-Reserve dem Staat hohe Verluste.

Als Chinas Yuan noch im Steigen begriffen war, wirkte er für ausländische Investoren wie eine Cash-Kuh: Seit 2005, wo der Wechselkurs des Yuan gelockert wurde, stieg der Yuan im Verhältnis zum Dollar um 36 Prozent. Man brauchte also nur Kapital in Yuan umzuwechseln und einige Zeit in China zu lagern, um jährlich rund 5 Prozent Reingewinn zu kassieren. Der Kursanstieg des Yuan zog deshalb viel Hot Money in Form von US-Dollar ins Land.

Wenn man dann noch zusätzlich in Chinas Immobilienmarkt investierte, räumte man umso mehr Rendite ab, weil die Immobilienpreise in den vergangenen Jahren bis auf das 10-fache stiegen.

Ausländer profitieren bis zu 22 Prozent

Im Jahr 2013 veröffentlichte die Weltbank das Ergebnis einer Umfrage unter 12400 ausländischen Unternehmen aus 120 Städten Chinas. Statistisch gesehen erzielten die befragten Unternehmen eine durchschnittliche Rendite von 22 Prozent. Das heißt, an jedem US-Dollar, den sie in China investierten, gewannen sie 22 Cent.

Für den chinesischen Staat ist es jedoch umgekehrt: Er kann mit der hohen Währungsreserve ein paar ausländische Waren importieren, aber sonst kaum etwas damit anfangen. Im eigenen Inland kann er die Dollars nicht investieren, also wurden die meisten Dollar-Reserven benutzt, um US-Staatsanleihen zu kaufen. Im April 2014 berichtete ein US-Finanzexperte, dass die Hälfte von Chinas Währungsreserven (rund 2 Billionen US-Dollar) in US-Staatsanleihen angelegt wurden.

US-Anleihen sind Chinas einzige Option

Die US-Staatsanleihen sind jedoch nur mit 3 Prozent verzinst. An jedem Dollar, den die Chinesen in die USA investieren, verdienen sie also nur 3 Cent und China macht bei dem ganzen Rein und Raus seiner Yuan-Konvertierung einen riesigen Verlust – es verdient 19 Prozent weniger, als der ausländische Anleger, der an China 22 Prozent gewinnt.

Zwischen 2008 und 2012 erlitt der chinesische Staat dadurch einen Reinverlust von 700 Milliarden US-Dollar. Dies alles resultiert aus seiner selbstgewählten Nichtkonvertierbarkeit des Yuan.



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