Chinas Premier warnt vor wirtschaftlichen Schwierigkeiten

Titelbild
Auch wenn sich die Situation nicht so besorgniserregend wie beim SARS-Virus entwickeln sollte, raten Wirtschaftsforscher zu Vorsicht. Denn China sei heute größer und weltwirtschaftlich stärker integriert. Eine Ausbreitung kann Folgen auf die Weltwirtschaft haben.Foto: AFP/AFP/GettyImages

Während Chinas Wirtschaft weiter schrumpft und sich der Außenhandel als träge erweist, hat Premier Wen Jiabao am letzten August-Wochenende die Provinz Guangdong besucht, um sich von den örtlichen Bedingungen ein Bild zu machen. Dies war der vierte regionale Besuch in den letzten zwei Monaten. Seine Äußerungen und weitere Kennzahlen, wie die momentane geringe Gewinnspanne für eine Tonne Stahl, zeigen, dass Chinas Wirtschaft insgesamt nicht wie erhofft wächst.

„Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten werden möglicherweise für eine Weile andauern.“ Das ist die Botschaft, die Wen laut einem offiziellen Bericht bei seinen Besuchen in wirtschaftlich wichtigen Gegenden in Chinas Süden und Osten, darunter in den Provinzen Guangodng, Zhejiang und Sichuani, immer wieder betonte.

Seit Anfang des Jahres erlebt Chinas Wirtschaft einen Abwärtstrend und das Wachstum des chinesischen BIP beträgt nur 7,6 Prozent. Das ist seit dem ersten Quartal 2009 zum ersten Mal ein Wachstum unter acht Prozent.

Offizielle Medien gaben in einem Artikel vom 26. August in der People’s Daily, dem Sprachrohr der Partei, zumindest so viel zu: „Seit dem Anfang des Jahres ist Chinas Wirtschaft unter Druck. Beeinflusst vom schwächelnden internationalen Markt, ist die Wachstumsrate des Außenhandels gesunken. Ganz besonders nach dem vergangenen Juli verlangsamte sich das Wachstum des Exports in den wichtigsten Provinzen und Städten an der Küste.“

Wen Jiabao sagte in Guandong, dass wichtige Indikatoren wie der New Export Orders Sub-Index zeigen, dass die Exportwirtschaft in Zukunft weiterhin Schwierigkeiten und Unsicherheiten entgegensieht, was eine erhöhte Aufmerksamkeit erfordert.

Informationen, die von der Zollverwaltung am 10. August veröffentlicht wurden, zeigen, dass Chinas Exporte im Juli bei 176,94 Milliarden US-Dollar (ca 141 Milliarden Euro) lagen. Das bedeutet ein Wachstum von nur einem Prozent. Das ist wirklich deutlich niedriger, als die von den Wirtschaftswissenschaftlern erwarteten acht Prozent.

Die Europäische Union (EU) ist Chinas größter Exportmarkt. Der Sprecher des chinesischen Handelsministeriums Shen Danyang sagt allerdings am Anfang des Monats: „Der Umfang des Handels zwischen China und der EU ist in diesem Jahr ernsthaft geschrumpft. Das wurde zum wichtigsten Einflussfaktor auf die Wachstumsrate der Exporte insgesamt.“

Wang Yuwan, ein Wirtschaftswissenschaftler im Financial Research Center der Bank of Communications sagte, dass die Voraussetzungen für Chinas Exporte immer noch nicht optimistisch zu werten sind. Zu der sinkenden Nachfrage aus dem Ausland kämen noch ungünstige Faktoren hinzu, wie ein Anstieg der kurzfristigen Wechselkurse und Personalkosten in China.

Handelskonflikte mit anderen Ländern vermehren sich ebenfalls, wie die Financial Times am 11. August berichtete.

Der Einkaufsmanagerindex (Purchasing Manager Index – PMI) der HSBC für Chinas produzierende Industrie vom 23. August wies ein Neun-Monats-Tief aus und zeigte, dass die Produktion in China im August in eine ernsthafte Depression geraten war. Die produzierende Industrie in China steckt weiterhin in einer Rezession.

Am Aktienmarkt in China fielen die Kurse, als der neue PMI bekannt gegeben wurde. Der Shanhai Stock Exchange Composite Index schloss am 24. August bei 2.100 Punkten und damit mit dem niedrigsten Wert seit 41 Monaten.

Der wirtschaftliche Abwärtstrend ist für die Eisen- und Stahlindustrie besonders beunruhigend. Wang Xiaoqi, der Vizepräsident der China Iron and Steel Association, sagte auf dem „China Coal-Coke Industrial Chain Supply and Demand Situation Summit Forum 2012“ am 23. August, dass der Gewinn beim Verkauf einer Tonne Stahl bei nur 1,68 Yuan (durchschnittlich 0,21 Euro-Cent) liegt.

All das hat zu Entlassungen und Fabrikschließungen geführt. Zhou Dewen, Präsident von „Small and Medium Enterprises of Wouzhou City“, einer Stadt mit gut entwickelten privaten Unternehmen in China, sagte in einem Interview mit der China Times: „Der Realwirtschaft geht es sehr schlecht. 60 Prozent aller Firmen im Küstengebiet von Zhejiang sind jetzt von Schließungen und Betriebseinstellungen betroffen.“

Eine Reaktion auf den wirtschaftlichen Abschwung, ist die Entlassung von Wanderarbeitern mit niedrigen Einkommen. Caixun veröffentliche am 23. August einen Bericht mit dem Titel „Der Strom von Wanderarbeitern, die nach Hause reisen, ist ein Barometer für die Wirtschaft“. Darin heißt es, dass die Wanderarbeiter für gewöhnlich erst vor dem chinesischen Neujahr im Februar nach Hause reisen.

Wenn die Wirtschaft schwächelt, vor allem beim Außenhandel, werden Fabriken keine zusätzlichen Arbeiter einstellen, sodass diese nach Hause zurückkehren müssen. Momentan sind von 130 Millionen Wanderarbeitern in China 20 Millionen entlassen worden und kehren wegen finanziellen Problemen nach Hause zurück. Diese Situation ist in den letzten Zehn Jahren äußerst selten vorgekommen.

Um der momentanen wirtschaftlichen Situation auf die Beine zu helfen, hat Premier Wen eine Steigerung der makroökonomischen Regulierung und Kontrolle sowie der Verbesserung der Bedeutung und Effektivität der Wirtschaftspolitik vorgeschlagen.

Yuan Gangming, ein Wirtschaftswissenschaftler am Center for China in the World Economy an der Tsinghua Universität sagte, dass Wens Bemerkungen die Tatsache widerspiegeln, dass jeder Rückgang bei den Exporten substantiellen wirtschaftlichen Druck zur Folge hat. Aber die Tatsache, dass Wen erwähnte, dass größere makroökonomische Regulierungen nötig sind, heißt nicht unbedingt, dass so etwas auch in die Tat umgesetzt wird, sagte er.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion