Chinas Umwelt am Abgrund – was wird getan?

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Kinder beim Angeln an einem von Müll umgebenen Tümpel in Shanghai - ein typisches Bild in China. (Liu Jin/AFP/Getty Images)
Von 17. September 2006

„Wassermangel und Wasserverschmutzung bedrohen die Wirtschaftsentwicklung…“ (Pan Yue stellvertretender Umweltminister)

Kinder beim Angeln an einem von Müll umgebenen Tümpel in Shanghai - ein typisches Bild in China. (Liu Jin/AFP/Getty Images)
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Kinder beim Angeln an einem von Müll umgebenen Tümpel in Shanghai – ein typisches Bild in China. (Liu Jin/AFP/Getty Images)

„China steckt in der Umweltkrise, wir dürfen uns da nichts vormachen“, sagte der stellvertretende Umweltminister Pan Yue dem „Handelsblatt“ im April dieses Jahres. In jeder dritten Stadt ist nach seinen Worten die Luft stark verpestet, 90 Prozent aller Flüsse, die durch Städte fließen, sind verdreckt, das Wasser nur zum Teil noch als Trinkwasser nutzbar. 300 Millionen Bauern hätten inzwischen keinen Zugang mehr zu sauberem Trinkwasser. „Wassermangel und Wasserverschmutzung bedrohen die Wirtschaftsentwicklung, die Stabilität der Gesellschaft und die Gesundheit der Menschen“. Er räumte ein, dass die Regierung zwar viele Gesetze gegen die Umweltverschmutzung erlassen habe, diese aber in vielen Regionen und von vielen Unternehmen nicht beachtet würden. China steht nach seiner Einschätzung vor einer ökologischen Katastrophe. Das schlägt sich auch in den 250.000 Toten jährlich nieder, die laut Weltgesundheitsorganisation jedes Jahr an den Folgen der Verschmutzung sterben. Chinesische Studien gehen gar von 400.000 Toten aus.

Beispielsweise demonstrierten im Frühjahr in der Provinz Zhejiang südlich von Shanghai etwa 10.000 Menschen gegen verpestete Luft, stinkende Flüsse und die zunehmend unfruchtbaren Böden in der Umgebung eines „Industrieparks“. Auch die Rate der Fehlgeburten ist dort signifikant gestiegen. Viele Gemeinderegierungen kümmert das nicht. Sie lassen die Unternehmen mit hoher Umweltbelastung weiterproduzieren. Noch steigt dadurch die örtliche Wirtschaftbilanz und die beteiligten Beamten können sich nebenbei in höhere Positionen manövrieren.

Bei Protesten aus der Bevölkerung oder Petitionen ziehen es die chinesischen Behörden bekanntlich vor, eher die Beschwerdeführer zu verfolgen als die Probleme tatsächlich anzugehen. Hinzu kommt, dass die Behörden als Parteiorgane in jedem gesellschaftlichen Bereich grundsätzlich über den rein fachlichen Instanzen stehen. Ihre Verfügungsgewalt basiert also nicht auf fachlicher Kompetenz. Tauchen Seuchen (Vogelgrippe, SARS, AIDS) in einer Region auf oder geschehen Bergbau- oder Industrieunfälle, neigen KP-Beamte dazu Druck auf in der Hierarchie niedriger stehende Beamte auszuüben. Diese – nun in der Rechenschaftspflicht – versuchen die Verantwortung wieder zurückzuschieben. Dieses Hin und Her hat zur Folge, dass Probleme gar nicht oder zu spät benannt werden. So werden von Protesten oder (Umwelt)-Katastrophen betroffene Gebiete grundsätzlich zunächst abgeriegelt. Der Versuch der Kontaktaufnahme mit der Öffentlichkeit kann zu Drohungen und harten Bestrafungen führen und als Landesverrat ausgelegt werden.

„Genießt den Kampf gegen den Himmel auf das allerhöchste, genießt den Kampf gegen die Erde auf das allerhöchste…“(Mao Tse-tung)

Vielleicht lohnt es sich, ungeachtet aller Bemühungen in der Vergangenheit diese heiß diskutierten Probleme von einem ganz anderen Blickwinkel aus zu betrachten. Man erinnere sich daran, dass China noch immer eine Staatsform hat, auf die wir Deutschen vor einigen Jahren verzichtet haben.

Nach der Gründung der VR Chinas begannen Mao und die KPC mit ihrer Philosophie, dass „die Menschen letztendlich den Kampf gegen die Natur gewinnen“, Landschaften großräumig umzugestalten. Maos Worte waren: „Genießt den Kampf gegen den Himmel auf das Allerhöchste, genießt den Kampf gegen die Erde auf das Allerhöchste und genießt den Kampf gegen die Menschen auf das Allerhöchste.“ Um neues Ackerland für die Kornproduktion zu schaffen wurden Seen und Flüsse zugeschüttet, riesige Waldflächen abgeholzt – man schonte nicht einmal Gebirgshänge.

Ein Dorfbewohner pflanzt Bäume um dem Sandtreiben in der Hobq Wüste Einhalt zu gebieten, 5. Mai 2006 in der inneren Mongolei. Laut Staatsmedien wachsen Chinas Wüsten wegen Dürren, der Zerstörung von Grasland und der Umweltverschmutzung  mehr als  doppelt so schnell wie vor 20 Jahren, ein Drittel des Landes ist mit Wüste bedeckt. (China Fotos/Getty Images)Ein Dorfbewohner pflanzt Bäume um dem Sandtreiben in der Hobq Wüste Einhalt zu gebieten, 5. Mai 2006 in der inneren Mongolei. Laut Staatsmedien wachsen Chinas Wüsten wegen Dürren, der Zerstörung von Grasland und der Umweltverschmutzung mehr als doppelt so schnell wie vor 20 Jahren, ein Drittel des Landes ist mit Wüste bedeckt. (China Fotos/Getty Images)

Vor allem aber drückt sich der mangelnde Respekt der KP-Ideologie gegenüber der Natur und den Menschen in der verschwenderischen Ausbeutung und Vergiftung der natürlichen Ressourcen Wasser und Luft aus. Mittlerweile hat sich Lebensqualität der gesamten chinesischen Bevölkerung rapide verschlechtert. Ob es Smog, vermehrte Sandstürme, das schmutzige Wasser oder ungesunde Nahrung aus überdüngten und belasteten Böden ist, nicht zu sprechen von den Bergen von Müll und dem zusätzlichen Import von Müll aus anderen Staaten.

Für das Unterfangen, die Umweltsituation kurzfristig unter Kontrolle zu bringen gibt die Regierung  jährlich 200 Milliarden Dollar aus. Trotzdem verschlechtert sich die Lage laut Pekings Behörden weiter. Zhu Guangyao der stellvertretende Leiter der Umweltschutzbehörde verwies darauf, dass viele Beamte nicht bereit seien, die Bemühungen der Zentralregierung für den Umweltschutz zu unterstützen, oder sie sogar torpedierten. Seine Behörde hoffe, dass Nichtregierungsorganisationen die Regionalregierungen dazu drängen könnten, die Umweltprobleme zu lösen. Bestrebungen diesbezüglich kommen etwa von Greenpeace oder dem WWF. Aber die Vertreter aller NGOs bewegen sich rechtlich auf unsicherem Boden. Wie können sie hoffen, dass die Zentralregierung sie schützen wird wenn sie in den Provinzen tätig werden. Dort wo die Zentralregierung sich nicht einmal selbst durchsetzen kann.

All diese Bemühungen sollen nicht in Abrede gestellt werden. Vielmehr geht es um die Schwierigkeiten denen das chinesische Volk durch das Fortbestehen der KPC und ihrer „Gier nach Macht und Profit“ gegenübersteht. So scheinen die Bildung von Ministerien und das Erlassen von Gesetzen nur als Fassade um dem Druck aus der Bevölkerung und der internationalen Gemeinschaft entgegenzuwirken. Nun fordern 60 Jahre „ideologische Umerziehung“ ihren Tribut.

„Die Menschheit folgt der Erde, die Erde dem Himmel, der Himmel dem Tao und der Tao folgt seiner eigenen Natur.“ (Dao De Jing, Kapitel 25)

Bis heute wird im chinesischen Volk überliefert, wie Yu (Jü) (? v. Chr., † 2227 v. Chr.), der erste Kaiser Chinas die Hochwasserfluten des Gelben Flusses ohne Staudämme zu bändigen wusste. Nach Erforschung und Vermessung des Flusses öffnete er Flutkanäle an geeigneten Stellen, so dass das Hochwasser abfließen konnte und entsprach so der Natur des Stromes fließen zu wollen. Durch seine Achtung vor der Natur und den Menschen erlangte er den Respekt des Volkes und Frieden im Land.

Im Gegensatz zur absoluten Monopolstellung und Ausschließlichkeit einer Partei-Kultur hat die traditionelle Kultur eine starke integrative Kraft. Unter der erfolgreichen Tang-Dynastie existierten sowohl die buddhistischen Lehren als auch die christlichen und anderen westlichen Religionen in harmonischer Einheit mit den taoistischen und konfuzianischen Lehren. Die vier „Tiger“ Asiens – Singapur, Taiwan, Südkorea und Hongkong – haben eine Neo-Konfuzianische kulturelle Identität geschaffen, die konfuzianische Moral mit einer modernen Wirtschaftsideologie vereint. Diese Art von Fortschritt beweist gerade, dass traditionelle Kultur die Wirtschaft und Weiterentwicklung nicht behindert, wie die Parteikader der KPC vor allem den westlichen Gesellschaften immer wieder weismachen wollten und womit sie ihre Unterdrückung und Verfolgung Andersdenkender ein Mäntelchen der Unschuld überzustülpen versuchen.

Sobald die traditionelle Kultur wieder ihren richtigen Platz erhält, sind viele Chinesen überzeugt, werden wir die Demut vor Himmel, Erde und Natur wiedergewinnen und damit auch den Respekt vor dem Leben und die Ehrfurcht vor dem Göttlichen. Menschen werden wieder in Harmonie mit Himmel und Erde leben und zu einem erfüllten Leben in hohem Alter gelangen.



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