Dirigent Constantin Trinks debütiert mit Tannhäuser an der Deutschen Oper Berlin

Titelbild
Deutsche Oper Berlin Seitenansicht.Foto: B. Uhlig
Von 23. Dezember 2012

 

Einen Höhepunkt kurz vor Weihnachten erlebte die Deutsche Oper mit zwei Aufführungen von Wagners Tannhäuser unter der musikalischen Leitung von Constantin Trinks. Es war das umjubelte Debut des jungen deutschen Dirigentenstars am Pult der Deutschen Oper Berlin.

Nachdem es beim ersten Tannhäuser am 16.12. bereits standing ovations gegeben hatte, wurde auch die Vorstellung am Freitag vom Publikum mit langanhaltendem Applaus gefeiert.

Es war eine Aufführung, bei der musikalisch einfach alles stimmte. Ein glänzend aufgelegtes Orchester der Deutschen Oper Berlin fand unter Trinks zu einer lebendigen und natürlichen Tonsprache, die atmete und floss und doch so einige Überraschungen parat hatte. Die Zuhörer in der Deutschen Oper Berlin erlebten eine musikalische Erzählung, die im Hier und Jetzt entstand, anstatt kalkuliert von Höhepunkt zu Höhepunkt zu hetzen.

Ein Ensemble als glückliches Team

Der Chor und die hochkarätige Solistenriege verschmolzen zu einer Ensemble-Leistung, bei der jeder Einzelne zählte und seine Qualitäten einbrachte, ohne die anderen auszustechen.

Die Hauptrollen waren mit Peter Seiffert als Tannhäuser, Petra Maria Schnitzer als Venus/Elisabeth und Christian Gerhaher als Wolfram prominent besetzt. Diese drei Stimmen passten stilistisch hervorragend zusammen und lieferten von ihren Paraderollen mitreißende Portraits, die sowohl Dramatik als auch Feinschliff besaßen.

Christian Gerhaher machte jedes einzelne Solo seines Wolframs zum menschlich berührenden Moment, mit Mut zum Piano und kaum Vibrato, entfaltete anderen Orts aber ebenso große Leidenschaft und Durchschlagskraft – und die brauchte er, um Seifferts Tannhäuser Paroli bieten zu können. Ähnlich fantastisch war Petra Maria Schnitzer: Nachdem sie als Venus furienhaft begonnen hatte, entwickelte sie die Elisabeth ganz aus mädchenhafter Schlichtheit. Das Gebet legte sie ebenso innig im Piano an, ganz ohne Sentimentalität und Süßlichkeit berührte sie dabei mehrfach die Grenzen der Unhörbarkeit. Diese spannenden Augenblicke wurden möglich, weil Constantin Trinks die Musik so selbstverständlich entstehen ließ und die Sänger wegen der Zurückhaltung des Orchesters Raum und dynamische Möglichkeiten hatten, um sich zu entfalten.

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Peter Seiffert unter Starkstrom

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Sogar das stimmliche Schwergewicht Peter Seiffert erlebte man vielerorts harmonisch ins Geschehen eingebettet. Er lebte seine Fortissimo-Lust erst ganz am Schluss ungehemmt aus, als Tannhäuser, vom Papst verdammt, dem Venusberg als Wahnsinniger entgegen taumelnd.

Für seine schonungslos leidenschaftliche Charakterdarstellung eines Helden, der von der ersten bis zur letzten Sekunde unter Starkstrom stand – bekam er vom Publikum am Ende verdienten und gigantischen Applaus. Einen weiteren Glanzpunkt setzte Ain Anger als charismatischer Landgraf mit großem, weich strömendem und warmem Bass. Kurze und prägnante Auftritte hatten die flötengleich vortragende Hila Fahima als Hirt, Clemens Bieber als Walther von der Vogelweide in bewährter tenoraler Qualität und Seth Carico als jugendlich leidenschaftlicher und metallischer Biterolf.

Überragender Chor

Unvergleichlich schön (wenngleich mit einer winzigen Panne an berühmter Stelle) sang außerdem der Chor der Deutschen Oper Berlin, der sich einmal mehr als transparentes und klanggewaltiges Instrument aus hundert Stimmen präsentierte (einstudiert von William Spaulding). Hatten die Herren durch Kraft, Ausdrucksreichtum und dynamische Nuancen beeindruckt, so gaben die Damen durch ihr energie- und lichtvolles Strahlen dem ganzen gelungenen Abend einen würdigen Abschluss. Riesiger Jubel für Trinks, das Orchester, den Chor und die Solisten, die einander als glückliches Team applaudierten.

 



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