GEWISSEN – die höchste und zutiefst innere Instanz

Die Etymosophie-Kolumne von Roland R. Ropers erscheint wöchentlich exklusiv in der EPOCH TIMES DEUTSCHLAND.
Von 13. März 2012

 

Wir haben es mit zwei Begriffen zu tun, welche die Menschen eher belasten als befreien.

Gewissen ist identisch mit Bewusstsein (lat.: conscientia). Wir sind uns gewiss, wir sind uns bewusst.

Es handelt sich um das Wissen (lat.: scientia), das mit dem Urgrund im Innersten in Verbindung steht – daher das Prefix „con“ oder „cum“ (mit). Die Franzosen betrachten Wissen und Bewusstsein als eine gemeinsame Geburt: la connaissance. Bedauerlicherweise kennt die lat. Sprache nur das Verb „nasci“ (= geboren werden), aber nicht das mir logisch erscheinende Verb „cognasci“ = gemeinsam geboren werden.

In der englischen Sprache nimmt man eine Unterscheidung vor in conscience (Gewissen) und consciousness (Bewusstsein). Wissen heißt im Englischen knowledge, know how (gewusst wie) und kommt von lat.: cognoscere (erkennen).

Sokrates sagte: „Scio, nescio!“ (Ich weiß, dass ich nichts weiß). Wer mit allen im tiefsten Urgrund verbunden ist, könnte aber sagen: „Conscio, scio!“

Thomas von Aquin, der berühmte Kirchenlehrer, hat uns hinterlassen, dass die höchste Instanz das Gewissen, nicht der Glaube, ist. Instanz, von lat.: instare = innen stehen, ist die tiefste und höchste Erfahrung zugleich. Das Paradoxon von „hoch und tief“, „oben wie unten“, „wie im Himmel so auf Erden“ ist unsere wesentliche Instanz. Wenn man einen lateinischen Text liest, kann man hoch und tief nur aus dem Zusammenhang erkennen, da das Wort altus ohnehin sowohl hoch als auch tief bedeutet. Wer hoch hinaus will, muss gleichzeitig in der Tiefe verankert sein.

Wer heute zum Beispiel einen Weg durch Behördeninstanzen gehen muss, bewegt sich auf einer irreführenden Leiter von Exstanzen.

Das englische Wort instance (Beispiel) weist unmittelbar und sofort (engl.: instant) auf das hin, mit dem wir spielerisch Kontakt aufnehmen sollten: unserem innersten Wesensgrund.

Die höchste Instanz ist das Bewusstsein, das Wissen um die gute Botschaft, die im Innersten verborgen ist.

Aus diesem Grunde betrachtet der indische Weise die Unwissenheit (Sanskrit: Avidya) als größte Sünde, als Sund, als schmerzliche Trennung.

 



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