IMMENZ – die unermessliche Verstandeslosigkeit

Von 6. August 2012

 

Die Etymosophie-Kolumne von Roland R. Ropers erscheint wöchentlich exklusiv in der EPOCH TIMES Deutschland.

Wir leben in einer Zeit, in der Jahrzehnte hindurch Unermessliches zum Zielobjekt einer angeblich gesunden und vernünftigen Entwicklung des wissenden Menschen (homo sapiens) gemacht worden ist, die sich jetzt auf einen Systemzusammenbruch zubewegt. Das Substantiv „Immenz“ existiert noch nicht in unserer Sprache, macht aber die derzeit erlebbare Situation mehr als deutlich. Das Wort „Demenz“ ist in aller Munde, weil sich ein immer größer werdender Teil unserer Gesellschaft in einem pathologischen Schutzgebiet befindet, wo die Distanz (lat.: de) von der Normalität des Verstandes (lat.: mens) in erschreckendem Ausmaß zunimmt.

Der brave und fleißige Bürger spürt, wie er von den machtvollen Politikern tagtäglich belogen wird. Das frz. Verb „mentir“ (lügen) macht uns darauf aufmerksam, dass Lügen besondere Verstandeskräfte (lat.: mens) benötigen. Alles bewegt sich auf eine immense (unermessliche) Verdummung zu, der Weg zum „homo stupidus“ und „homo demens“ wird mit Hilfe medialen Entertainments täglich neu geebnet.

Die Geistesgeschichte der Menschheit, ist wie ihre Geschichte überhaupt eine, wenn auch unvollständige, so doch erschütternde Dokumentation ihrer unverbesserlichen Dummheit.

In fast allen Ländern der Erde beobachten wir einen ständigen Kriegsschauplatz, der sich in vielfältigsten Erscheinungsformen offenbart:

Gegenseitige Vernichtung mit Waffengewalt, mit Konkurrenzkampf um jeden Preis, mit Konsum- und Medienterror, mit subtilsten Verführungs- und Manipulationsmechanismen, mit dem Betrug einer vermeintlichen Freiheit. Die Volkskrankheit „Dummheit“ führt mit weitem Abstand die Liste sämtlicher pathologischer Symptome an.

Die nahezu ausnahmslos verantwortungsarmen Politiker und Führer großer Medien- und Wirtschaftskonzerne unterstützen das Gladiatoren-Spektakel: panem et circenses, Brot und Spiele. Der homo sapiens, der weise Mensch, wird zum homo stupidus, zum dummen Menschen degradiert und auf seinem Weg zur inneren Freiheit stark behindert.

Der pathologische Schwachsinn unserer Politiker, die als Veranstalter von Gladiatoren-Wettkämpfen in die tiefsten Abgründe und Niederungen menschlichen Daseins hinabgesunken sind, ist Ausdruck einer alarmierenden Kulturverarmung und -verwahrlosung.

Das deutsche Wort Dummheit (lat.: stupiditas, engl.: stupidity, frz.: stupidité), bedeutet eigentlich Stumpfsinn. Aus dem lateinischen Wort stupidus ist das deutsche Wort stumpf entstanden.

Die Dummheit hat den Rang einer irdischen Macht, nicht aber den einer Weltmacht erworben. Die Hybris vieler Staatsmänner und Wirtschaftslenker ist inzwischen so weit ausgeufert, dass diese oftmals sehr beschränkten Menschengestalten sich durch selbst zuerkannte Schrankenlosigkeit auszeichnen und gern den Begriff Weltmacht für sich in Anspruch nehmen. Die Verwechslung von Erde und Welt gehört zum täglichen Standardrepertoire unserer unwissenden Informationsgesellschaft.

Philosophische Erkenntnis, die um die Klärung letzter Werte bemüht ist und bestrebt bleibt, ein umfassendes Wissen über die Zusammenhänge des Weltgeschehens zu erarbeiten und zu vermitteln, sollte, theoretisch gesehen, das strikte Gegenteil der ärmlichen Vorstellungs- und Denkwelt eines Dummkopfes sein, der nichts weiß.

Eine bemerkenswerte Doppeldeutigkeit finden wir in dem deutschen Wort Tor. Einerseits handelt es sich um eine große Tür. In der englischen Sprache heißt Tür = door und Tor = gate. Andererseits ist Tor (mhd.: tor) ein einfältiger, dummer, irrsinniger Mensch. Torheit wird für die Bedeutung von Dummheit, törichte Handlung, Narrheit gebraucht. Betörung wird zu betrügen und betäuben.

Unsere betörende Multi-Media-Society, im Blitzlichtgewitter einer verführerischen Schein-Wirklichkeit und in den Fallstricken der Mega-Illusion gefangen gehalten, lebt unfrei und unerlöst in tiefster Dunkelheit und Unwissenheit.

Wir erleben einen erschreckenden Abstieg der Eliten, denn die zunehmende Technisierung unserer europäisch-amerikanischen Zivilisation führt bei den heute sogenannten Managern dieses betriebsamen Daseins durch die Hetze im Beruf und die Zersplitterung der nach vielen Richtungen wirkenden intellektuellen Leistungen zwangsläufig zu einem Bildungsmangel, wie er früher nicht denkbar gewesen ist. Wer hat noch Zeit im Kampf ums Dasein, sich die philosophischen Grundgedanken durch Kennenlernen der großen Heroen des Geistes wirklich zu eigen zu machen? Die Vergnügungsbetriebe, die sogenannten gesellschaftlichen Veranstaltungen und repräsentativen Pflichten unterbinden das. Der moderne Erfolgsmensch ist selbst zum Sklaven seines Geschäfts geworden, das er zu beherrschen meint.

So wirken ungehindert Fortpflanzung der intellektuell Minderbegabten einerseits, bewusst beschränkte Kinderzahl der Hochbegabten und der bildungsmäßige Abstieg der sogenannten Elite andererseits in der gleichen Richtung auf die weitere Verdummung nicht nur der europäischen, sondern auch der übrigen Völker, soweit sie (und das tun sie fast alle) die europäisch-amerikanische Zivilisations-Apparatur als Idealbild vor Augen haben.

Die Schildbürger legten aus lauter Torheit ihre eigene Vaterstadt in Schutt und Asche, worauf sie Schilda verlassen mussten und so ihre Dummheit in alle Welt verbreiteten.

Die progrediente Volksverdummung unserer Tage ist die Folge des Zusammenwirkens des Aufstiegs der Massen mit dem Abstieg der Eliten. Die Dummheit, aus deren fruchtbarem Schoße die uralten Menschheitsträume sich stets erneuern, die das Leben erst lebenswert zu machen scheinen, – sie und nur sie allein ist die Hüterin dieses Lebens, weil sie allein es erträglich macht im Schleier von Mega-Maya, der großen Illusionen (Sanskrit: Maya = Illusion).

{R:2}Der Religionsphilosoph Roland R. Ropers ist Autor und Herausgeber etlicher Bücher:

Was unsere Welt im Innersten zusammenhält: Hans-Peter Dürr im Gespräch mit bedeutenden Vordenkern, Philosophen und Wissenschaftlern von Roland R. Ropers und Thomas Arzt; 2012 im Scorpio Verlag

Eine Welt – Eine Menschheit – Eine Religion von Bede Griffiths und Roland R. Ropers

Gott, Mensch und Welt. Die Drei-Einheit der Wirklichkeit von Raimon Panikkar und Roland R. Ropers

Die Hochzeit von Ost und West: Hoffnung für die Menschheit von Bede Griffiths und Roland R. Ropers

Geburtsstunde des neuen Menschen. Hugo Makibi Enomiya-Lassalle zum 100. Geburtstag von Roland R. Ropers

 



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