Island streikt und prüft das Vollgeld

Island streikt für höhere Löhne und prüft das Vollgeld, ein anderes Geldsystem. Das heißt, dass Banken Kredite nur in der Höhe vergeben dürfen, wie sie an Bargeld vorrätig haben.
Titelbild
Island Fans mit der NationalfahneFoto: HENNING BAGGER/AFP/Getty Images
Epoch Times21. Mai 2015

Island streikt für die Erhöhung des Mindestlohnes von derzeit 200.000 Kronen (1350 €) auf etwa 300.000 Kronen (ca. 2000 €). Der Mindestlohn reicht nach den Preissteigerungen der letzten Jahre vor allem im Wohnungsmarkt kaum noch aus. Weiterhin werden höhere Gehälter gefordert, in manchen Branchen bis zu 50 Prozent.

Doch in Island streiken bisher nicht Massen von Menschen, sondern Gewerkschaftsmitglieder in Schlüsselpositionen. So gab es einen Streik der Ärzte oder den der Mitglieder der „Vereinigung der Akademiker“. Diese Vereinigung ist der Dachverband von 19 kleineren Gewerkschaften, deren Mitglieder akademische Berufe haben: Veterinäre, Naturwissenschaftler, Röntgen- und OP-Techniker, Ernährungswissenschaftler, die Finanzaufsicht des Staates.

Die Auswirkungen sind immens. Der Streik der Veterinäre führte dazu, dass es zu Engpässen in der Versorgung kommt, da keine Tiere mehr geschlachtet werden durften (da das Fleisch begutachtet werden muss). In Krankenhäusern wurden alle nicht dringend notwendigen OP’s abgesagt und ein Streik der Anwälte führte dazu, dass Scheidungen und Sorgerechtsfragen nicht bearbeitet wurden.

Die Gewerkschaften haben angedroht, dass, wenn bei den Lohnverhandlungen bis zum 6. Juni keine Einigung erreicht wird, bis zu ein Drittel aller Isländer in den Streik treten werden.

Isländer arbeiten pro Woche im Schnitt 16 Stunden länger (2013) als Arbeitnehmer in Dänemark. Dennoch sind die Löhne nicht entsprechend der Inflation angestiegen, in den letzten sechs Jahren seit dem Zusammenbruch ist der Reallohn jedoch um kaum mehr als 3 Prozent gestiegen.

Isländische Regierung plant, dass nur noch die Zentralbank entscheidet, wieviel Geld im Umlauf ist

Derzeit wird ein Plan (1) des Abgeordneten Frosti Sigurjónsson vom Ausschuss für Finanzen und Wirtschaft geprüft, der vorsieht, dass künftig nur die Zentralbank entscheidet, wieviel Geld im Umlauf sein wird. Isländische Banken dürfen dann die Geldmenge nicht mehr durch Kredite erhöhen.

In der Finanzkrise 2008 brachen die 3 größten Banken des Landes zusammen und der Staatsbankrott drohte. Die Isländische Krone verlor deutlich an Wert, es gab eine Rezession und das Bruttoinlandsprodukt ging teilweise bis über 5 Prozent zurück.

Sigurjónssons zog aus der Isländischen Geschichte den Schluss (Island hatte schon seit 1875 kleinere und größere Finanzkrisen), dass Zentralbanken diese verhindern können, wenn alle Kredite durch vorhandene Sparguthaben gedeckt sein müssen. Dieses System nennt man ein Vollgeld-System.

Bislang redet neben Island auch die Schweiz über ein Vollgeld-System. In der Geschichte gibt es mehrere Beispiele dafür, dass dies funktioniert. So verabschiedete 1844 das Britische Parlament den Bank Charter Act. Dieser sagte aus, dass nur noch die Bank of England Geldscheine drucken durfte und untersagte die unkontrollierte Herstellung von Geld durch Andere.

Das Handelsblatt untersuchte bereits das Vollgeld 2012 und kam zu folgendem Ergebnis:

„Sollen Banken künftig nur noch dann Kredite vergeben dürfen, wenn sie Bargeld in derselben Höhe auf Lager haben? Zwei IWF-Forscher haben die Folgen solch eine Radikalreform untersucht und kommen zu dem Schluss: Das würde Wirtschaftsleistung und Wohlstand ankurbeln.“(2)  (ks)

(1)http://www.forsaetisraduneyti.is/media/Skyrslur/monetary-reform.pdf

(2) http://www.handelsblatt.com/politik/oekonomie/nachrichten/vollgeld-iwf-forscher-spielen-radikale-bankreform-durch/7008170.html

 



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