Istanbul-Anschläge: Kurdische Extremisten bekennen sich – Merkel bietet Erdogan Hilfe an

Die Anschläge auf die Polizei in Istanbul, bei denen gestern 38 Menschen getötet wurden, sollen von kurdischen Extremisten verübt worden sein. "Die Freiheitsfalken Kurdistans" (TAK) hätten die Verantwortung für den Doppelanschlag übernommen, meldete am Sonntag eine Nachrichtenagentur, die kurdischen Rebellen nahesteht. Kanzlerin Merkel bot Erdogan derweil Hilfe im Kampf gegen den Terror an.
Titelbild
Staatstrauer um die getöteten Polizisten in Istanbul am 11. Dezember 2016.Foto: OZAN KOSE/AFP/Getty Images
Epoch Times11. Dezember 2016

Eine kurdische Extremistengruppe hat sich zu den Anschlägen auf die Polizei in Istanbul bekannt, bei denen 38 Menschen getötet wurden. Die Freiheitsfalken Kurdistans (TAK) hätten die Verantwortung für den Doppelanschlag übernommen, meldete am Sonntag die Nachrichtenagentur Firat, die den kurdischen Rebellen nahesteht. Präsident Recep Tayyip Erdogan kündigte an, den Terrorismus „bis zum Ende“ zu bekämpfen.

Die Regierung hatte kurdischen Rebellen bereits am Sonntagvormittag die Verantwortung für den Anschlag am Vorabend zugewiesen. Innenminister Süleyman Soylu sagte, die ersten Erkenntnisse deuteten auf die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hin. Seit der erneuten Eskalation des Kurdenkonflikts im Sommer 2015 haben die PKK und die TAK zahlreiche Anschläge auf die Sicherheitskräfte verübt. Das genaue Verhältnis der beiden Gruppen zueinander ist unklar.

Anschlag nach Fußballspiel

Am späten Samstagabend war nach dem Ende eines Fußballspiels zwischen den türkischen Erstligaklubs Besiktas und Bursaspor eine Autobombe vor der Vodafone Arena im Zentrum von Istanbul explodiert. Der Anschlag galt einem Bus mit Polizisten, die das Fußballspiel im schicken Viertel Besiktas absicherten. 45 Sekunden später sprengte sich im angrenzenden Macka-Park ein Attentäter inmitten einer Gruppe von Polizisten in die Luft.

Unter den 38 Opfern waren 30 Polizisten und sieben Zivilisten, einer der Toten konnte zunächst nicht identifiziert werden. 155 Menschen wurden verletzt, 14 davon lagen am Sonntagabend noch auf der Intensivstation. Nach Angaben der Regierung wurden 300 Kilogramm Sprengstoff verwendet. Die Autobombe hinterließ einen zwei Meter großen Krater. Arbeiter füllten ihn am Sonntag wieder auf und ersetzten beschädigte Straßenschilder.

Erdogan: Attentäter werden „hohen Preis zahlen“

Präsident Erdogan sprach von einem „Terrorakt“, der möglichst viele Opfer verursachen sollte, und kündigte eine entschlossene Reaktion an. „Meine Nation und mein Volk können sich sicher sein: Wir werden die Geißel des Terrorismus bis zum Ende bekämpfen“, sagte Erdogan, der wegen der Anschläge eine geplante Reise nach Kasachstan verschob. Die Attentäter würden „einen hohen Preis zahlen“.

Erdogan und Ministerpräsident Binali Yildirim nahmen im Istanbuler Polizeihauptquartier an der Trauerzeremonie für fünf getötete Polizisten teil. Yildirim ordnete für Sonntag einen Tag Staatstrauer an. „Früher oder später werden wir unsere Rache haben“, sagte Innenminister Soylu den Trauernden. „Der Arm des Gesetzes ist lang.“ Auch vor dem Besiktas-Stadion versammelten sich Trauernde und legten Blumen nieder.

„Nieder mit der PKK!“, rief die Trauernden, die türkische Fahnen schwenkten. „Unsere Heimat ist unteilbar!“ Später marschierten tausende Menschen in einer Protestaktion gegen den Terror um das Stadion, wobei Anhänger der Regierung auf Fahrzeuge mit Oppositionsvertretern losgingen, bevor die Polizei sie trennte. Das Doppelattentat war der erste große Anschlag in Istanbul seit dem gescheiterten Militärputsch vom 15. Juli.

Attentate kurz nach Einbringung von Erdogans Verfassungsreform

Die Attentate erfolgten wenige Stunden, nachdem die regierende AKP ihren umstrittenen Entwurf für eine Verfassungsreform ins Parlament eingebracht hatte, mit der die Befugnisse des Präsidenten deutlich ausgeweitet werden sollen. Nach Ansicht der Opposition soll die Reform vor allem Erdogans persönliche Macht stärken. Die Regierung argumentiert hingegen, die Aufwertung des Präsidentenamts sei notwendig, um dem Land zu mehr Stabilität zu verhelfen.

Merkel bietet Erdogan Hilfe an

Weltweit wurden die Anschläge scharf verurteilt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von einem „menschenverachtenden Terroranschlag“. Auch hat Merkel hat dem türkischen Präsidenten nach den Anschlägen deutsche Unterstützung und eine engere Kooperation im Kampf gegen den Terrorismus angeboten. In einem Telefonat bot die Kanzlerin Hilfe an, „sollte diese für die Versorgung der Verletzten gebraucht werden“, erklärte Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Sonntag in Berlin. „Die Bundeskanzlerin und der Präsident vereinbarten, die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des Terrorismus zu intensivieren.“

Auch Bundespräsident Joachim Gauck zeigte sich „bestürzt“ und versicherte den Türken sein Mitgefühl. Das Auswärtige Amt empfahl allen Reisenden in Istanbul, vorerst in ihren Hotels und Unterkünften zu bleiben.

(afp / rf)



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