Jürgen Todenhöfer: Putin stellt IS richtig dar – IS will alle Andersgläubigen töten

"Diese Menschen sind Ergebnisse einer Gehirnwäsche, völlig fanatisierte Killer." Der ehemalige CDU-Abgeordnete Jürgen Todenhöfer hat seine Erfahrungen mit dem IS im Buch „Inside IS – 10 Tage im Islamischen Staat“ veröffentlicht.
Titelbild
Irakische Männer neben den Wrackteilen von LKWs in einem Gemüsemarkt im schiitischem Stadtbezirk Sadr von Bagdad, 13. August 2015, die der Islamische Staat bombardierte.Foto: AHMAD AL-RUBAYE/AFP/Getty Images
Epoch Times3. Oktober 2015

Der ehemalige CDU-Abgeordnete und Publizist Jürgen Todenhöfer kennt sich aus. Er hat sowohl mit Präsident Assad gesprochen, auch mit Kämpfern des Islamischen Staates in Syrien. Seine Erfahrungen hat er in dem aktuellen Buch „Inside IS – 10 Tage im Islamischen Staat“ veröffentlicht.

2014 führte Jürgen Todenhöfer mehrere Monate lang Gespräche mit deutschen Islamisten über Skype, die sich dem IS-Staat angeschlossen haben. Sie zeigen deutlich die tödlichen Absichten des IS, die einen weltweiten Gottesstaat errichten wollen. Dabei schrecken sie vor nichts zurück, auch nicht vor einem Massenmord unter Muslimen:

"Sie wollen ja alle Andersgläubigen töten, alle Shias, alle Angehörigen der nicht abrahamitischen Religionen. Sie wollen auch alle demokratischen Muslime in der Welt töten, weil nur Gott die Gesetze machen darf. Also eine wahnsinnig gefährliche Mörderbande, die das Potential hat, im mittleren Osten die wichtigste Macht zu werden." Schreibt der Publizist in dem Buch.

Im November 2014 fuhr er nach Mosul in das Zentrum des IS-Staats, hielt sich dort 10 Tage lang auf und führte weitere Interviews. Seiner Ansicht nach sind alle bisherigen Anti-IS-Strategien nutzlos. Sputniknews sprach mit ihm, aus dem Gespräch möchten wir hier einige Passagen herausgreifen.

Welche Strategie ist richtig?

Eine der Fragen bezog sich darauf, welche Strategie besser sei: Die von den USA, die die Opposition gegen den IS stärken wollen oder die von Russland, die den syrischen Präsidenten Assad einbeziehen will?

„Ich finde, dass man im Kampf gegen den IS, den ich für einen Menschheits- und Islamfeind halte, alle Kräfte bündeln muss. Und das Wichtigste ist im Augenblick, dass man verhindert, dass Saudi Arabien, Kuweit und Katar den Terroristen in Syrien weiter Geld und Waffen liefern. Das ist das Allerwichtigste. Und wenn man gegen eine Terroristenarmee dieser Größe kämpft, dann muss man alle Kräfte zusammenfassen, das ist wirklich selbstverständlich.“

70 Prozent der IS-Kämpfer in Syrien sind Ausländer

„Aber die politische Opposition spielt in der militärischen Auseinandersetzung überhaupt keine Rolle mehr. Sie haben im Irak und in Syrien in erster Linie einen Kampf der Regierung — in Syrien der Regierung Assad — gegen vom Ausland bezahlte Extremisten und Terroristen. Und diese bezahlten Extremisten und Terroristen sind häufig selbst Ausländer. 70 Prozent der IS-Kämpfer in Syrien sind Ausländer.“

Was kann man tun?
„Erstens: Die Waffenlieferungen und Geldlieferungen an die Terroristen in Syrien einstellen und zweitens wird man ein vorrübergehendes Zweckbündnis mit Assad schließen müssen, um mit dessen Armee den IS zu bekämpfen und übrigens auch Al Qaida, die dort unter dem Namen Gabhat an-Nusra kämpft, zu besiegen. Es gibt einfach keine andere Möglichkeit. Und Putin hat in seiner Rede zu Recht darauf hingewiesen: Im Krieg gegen Nazi-Deutschland — und der IS hat etwas von dem blutigen Fanatismus der Nazis — haben sich auch die unterschiedlichsten Leute verbündet. Und auch hier gibt es keine Alternative. Man muss die Kräfte bündeln.“

Assad machte weitreichende Vorschläge, doch die USA wollte sie nicht

„…Ich hatte mehrere Gespräche mit allen Terrorgruppen in Syrien, aber auch mehrfach mit dem Präsidenten Assad. Ich hatte 2013 im Frühjahr zwei stundenlange Gespräche mit Assad innerhalb von drei Tagen. …  Assad hat weitreichende Vorschläge in dieser Frage gemacht, wenn es, so wörtlich "zu einem stabilen Frieden in der Region" käme.“

Die Vorschläge hat der ehemalige CDU-Abgeordnete nicht nur der Bundesregierung, sondern auch dem Weißen Haus übermittelt.

„Diese Menschen sind Ergebnisse einer Gehirnwäsche, völlig fanatisierte Killer“

 „Ich war zehn Tage bei dem IS, ich habe zehn Tage mit den Menschen dort zusammen gelebt, ich habe auf demselben Fußboden geschlafen, mit denen gefrühstückt, zu Mittag gegessen, zu Abend gegessen, oder auch gar nichts gegessen, an manchen Tagen gab es nichts zu essen und nichts zu trinken. Ich habe diese Menschen wirklich erlebt. Diese Menschen sind Ergebnisse einer Gehirnwäsche, völlig fanatisierte Killer. Ich sag das jetzt mal ganz hart, weil man da einfach nicht drum herum reden kann. Und das hat auch mit dem Islam nichts zu tun. Die meisten sind muslimische oder islamische Analphabeten. Diese Leute kann man besiegen.“

Waffenlieferungen aus Saudi-Arabien, Kuwait  und Katar unterbinden

„Man kann sie besiegen, indem man eben zum Beispiel die Waffenlieferungen aus Saudi-Arabien, Kuweit und Katar sowie die Geldlieferungen unterbindet. Die gehen zwar zuerst an Al Qaida, an Gabhat al-Nusra, aber dort holt IS sich das Geld und die Waffen. Das wäre eine Gefahr für Sie."

"Eine Gefahr für den IS wäre es auch, wenn im Irak die sunnitische Minderheitsbevölkerung, das sind insgesamt 35 Prozent, die den IS unterstützt, weil er gegen die schiitische Regierung kämpft und die sunnitische Bevölkerung sich von der schiitischen ausgeschlossen fühlt. Wenn man es im Irak schaffen würde, dass die sunnitische Bevölkerung dem IS ihre Unterstützung entzieht, dann ist das so, als würde man einem Fisch das Wasser entziehen. Der IS wäre erledigt. Ein Szenario vor dem der IS Angst haben muss.“

Der IS braucht ständigen Nachschub an Kämpfern

„Der IS braucht ständigen Nachwuchs von westlichen Kämpfern oder Kämpfern aus dem sowjetischen Gebiet. Diese Leute gehen aber nur in den sogenannten islamischen Staat, weil sie glauben, dass seien echte Muslime. Die meisten Leute wissen nicht, dass der islamische Staat permanent gegen den Islam verstößt, dass der islamische Staat zu 95 Prozent Muslime tötete.“
 
„Das heißt, wir müssten dem IS die islamische Maske vom Gesicht reißen und müssen in einer öffentlichen Kampagne den jungen Muslimen in Deutschland, Frankreich, England, den Niederlanden und wahrscheinlich auch in Russland klar machen, dass wenn sie dort hingehen, helfen sie dem Islam nicht, sondern sie schaden dem Islam.“

Putin stellt den IS richtig dar: IS will alle Andersgläubigen töten

„Ja, ich halte ihn für gefährlicher als viele ihn darstellen. Ich glaube, das Putin ihn richtig darstellt, dass er die Gefährlichkeit erkannt hat, das sind alles total fanatisierte Einzelkämpfer — und deshalb sehr gefährlich. Sie wollen ja alle Andersgläubigen töten, alle Shias, alle Angehörigen der nicht abrahamitischen Religionen. Sie wollen auch alle demokratischen Muslime in der Welt töten, weil nur Gott die Gesetze machen darf. Also eine wahnsinnig gefährliche Mörderbande, die das Potential hat, im mittleren Osten die wichtigste Macht zu werden. Wenn wir nicht einen Stopp der Waffen aus Saudi-Arabien durchsetzen, werden sie überall, nicht nur im mittleren Osten, furchtbares Unheil anrichten. Die sind sehr gefährlich und deshalb müssen wir eine klügere Strategie als bisher gegen diese Leute benutzen.“

Das Interview führte Marcel Joppa sputniknews. Das Buch „Inside IS – 10 Tage im Islamischen Staat“ ist im Handel erhältlich.  Der ehemalige CDU-Abgeordnete und Publizist Jürgen Todenhöfer finanziert mit seinen Büchern unterschiedliche Projekte. Der Erlös dieses Buches kommt einem Schul-Stipendium für Kinder im Gazastreifen zu Gute.

Mit dem Honorar eines anderen seiner Bücher finanziert er schwer verletzte Kinder in Syrien: „Ich habe bisher über 50 syrischen Kindern Prothesen für Arme und abgerissene Beine besorgt. Und es werden jeden Tag mehr. Und nur weil die Amerikaner gesagt haben, mit dem Mann [Assad, d.R.] reden wir nicht.“ (ks)



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