Let´s Rock: Die Elvis-Dirndl-Offensive

Ein Treffen mit der Österreicherin Lena Hoschek auf der Berliner Fashion Week
Titelbild
(Zur Verfügung gestellt von Lena Hoschek)
Von 15. Juli 2009

Ihren Kreationen gibt sie Namen wie „Busdriverskirt“ „Moviestardress“ und „Entertainerblouse“. Unter dem Motto „Aloha from Austria“ präsentierte die östereichische Jungdesignerin Lena Hoschek aus Graz eine Kollektion, die durch ihren Witz und Esprit auf der Berliner Mercedes Benz Fashion Week herausragte. Ihre Showpräsentation am 1. Juli im Zelt am Bebelplatz wurde sogar durch die Aufmerksamkeit von Suzy Menkes, Modekritikerin der International Herald Tribune, geadelt.

Lena Hoschek ist ein kleines Phänomen – die adrette junge Dame mit dickem Lidstrich und unübersehbarem Tattoo des steirischen Panthers am Unterarm begeistert durch Authentizität und Vielseitigkeit. Heimatverbundenheit herrscht auch auf ihrer schrullig schrillen Website, wo man die Ergebnisse ihrer perfekt inszenierten Fotoshootings bewundern kann – geniale Produktionen ihres Teams zusammen mit Amateur-Models und Facebookfreunden.

Der Reiz ihrer Mode liegt in der harmonischen Verschmelzung unterschiedlichster Inspirationen, österreichisch bodenständigem Dirndlcharme, rock&rollig amerikanischen 50ies-Anklängen und italienischer Kino-Eleganz.

Besonders vor dem Hintergrund der Berliner Designszene, in der laue Retroanleihen und ostalgischer Staub eine verbreitete Plage sind, zeigt Hoschek, wie kreativ  man als Designer im Gestern leben kann: Erfrischend  und unwiderstehlich witzig sind ihre Kleider, die – von einer unverkennbar dirndeligen X-Silhouette ausgehend –  überbordende weibliche Lebensfreude zur Schau tragen und wie selbstverständlich in üppiger Rüschigkeit oder hawaianischen Fransen und Federn schwelgen.

Und so kunterbunt und überdreht die Kollektion auf den ersten Blick wirken mag, ist doch alles aus einem Guss: Taftrobe und Federkleid ergänzen sich auf wundersame Weise, tragen denselben Geist und konsequenten Stil in sich.

„Dieser Retrolook, dieses Nostalgische ist kein absichtlich kreiertes Thema, sondern einfach meine Leidenschaft,“ sagt die 28-jährige selbst über ihr Markenzeichen und demzufolge war ihr mit Hoola-Blumenketten geschmückter Messestand auf der Bread and Butter eine Insel des Freigeists und des Individualismus neben den Bastionen der großen Labels, die das glattpolierte Lebensgefühl der Massen auf den anonymsten gemeinsamen Nenner bringen.

Ihr Stand heimst Komplimente von allen Seiten ein – aber doch nur die mutigsten Einkäufer ordern ihre Kreationen, weil sie befürchten, dass soviel Farbenfreude und Kreativität die Kundschaft überfordern könnte.

Lena Hoschek nimmt es gelassen, da ihr die Erfahrung das Gegenteil bewiesen hat: „In Graz, eigentlich eine Kleinstadt mit seinen 250.000 Einwohnern, haben sich meine Sachen von Anfang an mit sensationellem Erfolg verkauft. Und Graz ist eine spießige Stadt, was Mode betrifft.“ Deshalb ist sie fest davon überzeugt, dass es überall Leute gibt, die Lust auf ihre Mode haben.

Handwerk ist ihr sehr wichtig. die essentiellen Fähigkeiten lernte sie von  ihrer Oma: Nähen, stricken, häkeln, sticken. „Meine Oma war die typische 50er-Jahre-Frau: Nachkriegszeit, kein Geld, aber super innovativ. Sie hat immer so zugeschnitten, dass möglichst wenig Stoff verschwendet wurde, und natürlich hatte sie sich alles selbst beigebracht.“ Auch die Urform des voluminösen Dirndl-Rocks lernte sie von ihr. Und sie erklärt mit Stolz, neben den Heimatwerken die einzige österreichische Designwerkstatt zu sein, bei der man originale, weil handaufgezogene Dirndl bekommt.

Das Dirndl in seiner klassischen Form sei am schönsten – aber sie schreckt auch nicht vor Weiterverwandlung zurück: „Ich habe gerade ein Dirndl für die Schau gemacht, allerdings aus meinem Elvis-Stoff und mit einer Rüsche, die aussieht wie eine Hoola-Kette. Ein Hoola-Dirndl sozusagen.“ (siehe erstes Foto)

Doch der Markt bestimmt die Umsetzung der Kollektionsthemen: „Ich kann keine Kollektion mit Stoff machen, den es nicht zu kaufen gibt“, sagt sie. Bei ihrer Hawaii-Kollektion hatte sie Glück, aber die nostalgischen Rosenprints ihrer Träume wird sie sich – wie den Elvis-Stoff  – wieder selber drucken müssen.

Authentizität ist ihr wichtig, die Models in ihren Fotopräsentationen sind meist Freunde und Amateure, die sie sich samt Requisiten über die Internet-Plattform „Facebook“ organisiert. Mit ihrem Haus- und Hof-Fotografen Marco Rossi arbeitet sie schon seit Jahren zusammen.

Besonderen Wert legt sie auf die Auswahl der Locations, die einem merkwürdig vertraut erscheinen  und dennoch Raum für Assoziation lassen. Die Planung der Aktion erfordert Zeitaufwand, die Fotos selbst entstehen dann aus der Situation, ein Funke echtes Leben ist immer dabei. Im Fall der vollbusigen Blondine im „Moviestardress“, die leider so zugenommen hatte, dass sie kaum noch ins Kleid passte, wurden die Tränen, die sie gleich zu vergießen drohte, besonders glaubhaft.

„Es ist ganz wichtig, dass man sich nicht so todernst nimmt“ meint sie zum Thema Humor und Mode: „So äußerliche Dinge wie Mode machen Spaß und wirken auch nach innen, aber sie sollten nicht rein oberflächlich bleiben.“ Sie zum Beispiel würde sich niemals eine Party verderben lassen und wegen eines Flecks am Kleid früher heimgehen…

Ihre Vision für die Zukunft ihres Labels? „Ein Imperium! Der Grund, warum ich reich und berühmt werden will – weil ich so ein Weltverbesserer bin. Einen Einfluss zu haben und was verändern zu können, das finde ich toll.“

Und noch ein Statement zur Hoschek-Philosophie: „Mir ist Tradition wahnsinnig wichtig. Ich mag Dinge, die über lange Zeit gereift sind. Das zu schätzen, was Deine Vorfahren gemacht haben, ist immer das Grundgerüst von dem, was Du bist. Ich bin auf jeden Fall die Nostalgikerin, aber ohne alten Zuständen nachzutrauern. Ich hole das Früher ins Jetzt – für mich ist immer alles so, wie´s sein soll.“

Zur Person:

Lena Hoschek, in Graz geboren und aufgewachsen, absolvierte eine dreijährige Designausbildung an der Wiener Modeschule Hetzendorf, da die Wiener Universität für Angewandte Kunst sie mit der Begründung ablehnte, ihr Stil sei „zu eigenständig“. Nach ihrer Ausbildung folgte ein einjähriges Praktikum bei Vivienne Westwood in London. 2005 eröffnete sie ihren Grazer Laden und ist seit neusten auch in Wien präsent. Sie liebt u.a. Parties, Kostümfilme,Volksmusik und Snowboarden im Tiefschnee.
www.lena-hoschek.com

Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 26/09

(Zur Verfügung gestellt von Lena Hoschek)
(Zur Verfügung gestellt von Lena Hoschek)


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