„Mediendesign“ mal anders – Chinas Medien züchten ‚Enten‘

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Was ist eine Peking-Ente?Foto: AFP/Getty Images
Von 13. Dezember 2012

 

Wie werden Schlagzeilen in China gemacht, um die Aufmerksamkeit des Volkes auf einen außenpolitischen Notfall zu lenken? Die aktuelle Berichterstattung in China über eine anscheinend aggressive Aussage des indischen Marinekommandeurs erregte Wut und Empörung im chinesischen Volk. Für einige Chinesen ist logischerweise die Gefahr eines Angriffs der indischen Marine ein wichtigeres Thema als die Korruption der Parteibeamten. Die ganze Aufregung hätte es jedoch wahrscheinlich nie gegeben, wenn die Berichterstattung wahrheitsgetreu gewesen wäre.

Am 4. Dezember berichteten viele chinesische Medien, darunter auch beispielsweise 365jia.cn, folgendermaßen über die Aussagen des indischen Marinekommandeurs vom 3. Dezember: „Der indische Marinekommandeur Admiral D.K Joshi hat auf einer Pressekonferenz erklärt, Indien sei zwar nicht direkt in den Konflikt im Südchinesischen Meer involviert, es sei aber bereit, jederzeit ins Südchinesische Meer aufzubrechen, um seine wirtschaftlichen Interessen zu schützen. Außerdem hat Admiral D.K Joshi gesagt, dass Indien entsprechende militärische Manöver durchgeführt habe.“ Diese Aussage erregte Empörung in China. Im chinesischen Internet waren Reaktionen wie „Indien hat Peking provoziert!“, „Wenn sich Indien in den Konflikt im Südchinesischen Meer einmischt, müssen wir zurückschlagen!“ nicht selten zu sehen.

Vielleicht ist es nicht ganz falsch, dass Indien besorgt ist, weil China für viele kleinere Staaten in Ost-und Südostasien immer mehr zu einer Bedrohung wird. Die asiatischen Länder wissen, dass sie allein China niemals gewachsen sein werden. Deshalb werden beispielsweise Vertreter der Philippinen, Vietnam, Malaysia und Brunei am 12. Dezember in Manila zusammentreffen, um über den Territorialkonflikt im Südchinesischen Meer zu beraten – ohne China. Möglicherweise spielen die Sorgen wegen China eine Rolle dabei, dass Indien nach Aussage seines Verteidigungsministers Shri A.K. Antony zum größten Waffenimporteur der Welt wird. Das heißt jedoch nicht, dass der indische Marinekommandeur Admiral D.K Joshi, wie viele chinesische Medien berichtet haben, bereit ist, Schiffe ins Südchinesischen Meer zu entsenden.

Am 5. Dezember erklärte die Zeitung „The Times of India“ in einem Artikel, dass die Äußerungen von Admiral Joschi verdreht worden seien. Die indische Zeitung „The Hindu“ beschrieb am selben Tag, was die wahre Geschichte war: Journalisten hatten den Marinekommandeur gefragt, ob er überall operieren könne. Er antwortete „Ja, überall“. Die nächste Frage lautete „Überall, wo indische Interessen bestehen?“, er antwortete „Ja“. Zum Schluss wurde gefragt „Das heißt, auch im Südchinesischen Meer?“ und er antwortete „Ja“. Das ist der ganze Hintergrund, den die chinesischen Medien zu einem nahezu apokalyptischen Szenario aufgeblasen haben.

 



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