Mehr als 300 Menschen können Ost-Aleppo verlassen – UN-Sicherheitsrat stimmen über Beobachter ab

Die Evakuierung der Rebellengebiete in der umkämpften syrischen Großstadt ist wieder aufgenommen worden. Mindestens fünf Busse mit hunderten Bewohnern kamen in der Nacht in Gebieten an, die von den Aufständischen kontrolliert werden.
Titelbild
Die Menschen aus Ost-Aleppo werden evakuiert. 16. Dezember 2016.Foto: STRINGER/AFP/Getty Images
Epoch Times19. Dezember 2016

Die Evakuierung von Menschen aus den letzten Rebellengebieten der syrischen Stadt Aleppo ist am Sonntagabend in begrenztem Umfang wieder angelaufen. Rund 350 Menschen hätten die kriegszerstörte Stadt in fünf Bussen verlassen können, berichteten ein Arzt und die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Der UN-Sicherheitsrat einigte sich derweil auf eine Resolution zur Entsendung von Beobachtern nach Aleppo, über die am Montag abgestimmt werden soll.

In den Rebellenvierteln Ost-Aleppos warten tausende Menschen bei Minusgraden auf ihre Evakuierung in sichere Gebiete. Die Aktion geriet in den vergangenen Tagen immer wieder ins Stocken, erst am späten Sonntagnachmittag hatten Aktivisten eine Aussetzung der Evakuierung bis auf Weiteres verkündet.

Die 350 Bewohner, die dann trotzdem aus Aleppo herausgebracht wurden, seien in einem „schrecklichen Zustand“, sagte Ahmad al-Dbis, der Chef einer Gruppe Mediziner und Freiwilliger, die die Evakuierungen in einem Rebellengebiet westlich von Aleppo koordiniert. „Sie haben nichts gegessen, sie haben nichts getrunken, die Kinder sind erkältet, sie konnten nicht auf die Toilette gehen.“

Nach Angaben der Beobachtungsstelle hatten sich auch Russland und die Türkei für die Abreise der 350 Menschen aus Aleppo stark gemacht: Beide Länder hätten bei der syrischen Regierung darauf gedrängt, den Buskonvoi durch die Kontrollpunkte an der Straße durchfahren zu lassen. Die oppositionsnahe Beobachtungsstelle verfügt über ein Netz aus Informanten in Syrien, von unabhängiger Seite sind ihre Angaben kaum zu überprüfen.

Nach Angaben von Aktivisten waren bereits rund 8500 Menschen aus den zerstörten Stadtvierteln gebracht worden, darunter 3000 Kämpfer. Am Freitag brach die syrische Armee die Evakuierungen jedoch ab. Seither gab es Verhandlungen, auch um zugleich die Menschen aus zwei schiitischen Dörfern zu evakuieren, die von Rebellen belagert sind.

Als am Sonntag mehrere Busse für die Evakuierungen aus diesen beiden Orten Fua und Kafraja vermutlich von islamistischen Rebellen in Brand gesteckt wurden, wurden die geplanten Evakuierungen nach Angaben der Beobachtungsstelle zunächst ausgesetzt.

UN-Sicherheitsrat stimmen über Aleppo-Beobachter ab

Der UN-Sicherheitsrat in New York will nach Angaben von Diplomaten am Montag voraussichtlich über eine gemeinsame Resolution zur Entsendung von Beobachtern nach Aleppo abstimmen. Der Einigung gingen vierstündige Verhandlungen voraus, nachdem Russland zunächst mit einem Veto gegen die von Frankreich eingebrachte Vorlage gedroht hatte.

Der Kompromiss sieht vor, dass die UNO in Abstimmung mit der syrischen Regierung und den Rebellen „das Wohlergehen der Zivilisten“ in Aleppo beobachtet. Der Text ruft alle Konfliktparteien auf, humanitärer Hilfe einen „vollständigen, unmittelbaren, bedingungslosen, sicheren und ungehinderten Zugang“ nach Aleppo zu ermöglichen.

Evakuierungen dürften nur freiwillig erfolgen, die Evakuierten dürften ihr Ziel selbst bestimmen, heißt es weiter. Zurückgebliebene Bewohner müssten geschützt werden.

US-Botschafterin Samantha Power erwartete für Montag eine einstimmige Verabschiedung im Sicherheitsrat. „Im Entwurf verblieben sind all die Kernklauseln, um der UNO die Beobachtung zu ermöglichen und um mindestens hundert UN-Mitarbeiter abzustellen“, sagte Power. (afp)

Weitere Artikel:

Aleppo: Mehrere Offiziere der US-Koalition von syrischer Spezialeinheit verhaftet

Nahost-Experte gibt im ZDF-Interview den USA die Schuld am Syrien-Desaster

UN-Botschafter: „Gräueltaten“ in Aleppo erwiesen sich als gezielte Fälschung

 



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion