Musik aus dem Libanon: The Kordz im Interview

Titelbild
Ihr Wunsch ist es, „in Frieden zu rocken“. Moe Hamzeh (Vocals), Nadim Sioufi (Gitarre) und Mazen Siblini (Keyboard) (v.v.n.h.).Foto: The Kordz
Epoch Times30. April 2012

Hardrockmusik in Zeiten des Krieges und noch dazu in einem muslimisch geprägten Land? Ja, das gibt es. Die Gruppe „The Kordz“ aus dem Libanon zeigt uns das. Der Name der Band „The Kordz“ ist abgeleitet von dem englischen Wort chords (Akkorde). In ihrer Heimat ist die Band seit den frühen 90er-Jahren bekannt. Man hörte sie im Radio oder live in Universitäten und sogar in Kriegsgebieten und einem UN-Gelände. Durch die Hilfe des aus der Schweiz stammenden Produzenten Ulrich Wild machen sich „The Kordz“ auch allmählich im Westen einen Namen und standen bereits auf westlichen Bühnen. Die Musiker spielten zusammen mit Robert Plant und Deep Purple auf deutschen Bühnen als Vorband.

Das Besondere an „The Kordz“ sind harte Klänge mit orientalischen Tönen. Doch die Hardrocker können aber auch soft: Der Redemption Song von Bob Marley, den sie als Cover spielen, macht dem Original alle Ehre: so leicht und mit viel Herz gesungen, ist es Wert ihn einmal auf Youtube anzuhören. Ihre Musik-CD „Beauty & The East“ ist seit Anfang März auch im deutschen Handel erhältlich. Der Sänger der Band, Moe Hamzeh, erzählt uns im nachfolgenden Interview über seine Musik, was ihn dazu brachte, Hardrockmusik zu machen, was junge Leute wie ihn in einem Land wie dem Libanon bewegt und was sie sich erhoffen.

Epoch Times: Du sagtest in einem Interview, dass es seit deiner Kindheit dein Wunsch war, auf der Bühne zu stehen. Warum war das so?

Moe Hamzeh: Um ehrlich zu sein war in meiner Kindheit das Radio mein einziger Freund. Und das Radiohören hat mich sicherlich dazu gebracht, meine Vorstellungskraft zu benutzen. Ich habe immer die Lieder mitgesungen und mir meine virtuelle Bühne gebaut. Und ich habe hart daran gearbeitet, diese Vorstellung in die Realität umzusetzen.

Epoch Times: Wann kamst du das erste Mal mit Rockmusik in Berührung?

Hamzeh: Mitte der Achtzigerjahre. Aber ich glaube, die Musik der Neunziger hatte einen größeren Einfluss auf mich. Zu dieser Zeit wurde ich mit dem „Rock-Spirit“ geimpft. Er ähnelt meinem Alltag. Es war das einzige Medium, das ich nutzen konnte, um zu fliehen.

Epoch Times: Anfang der Neunzigerjahre hat sich die Band gegründet. Was war bisher das wichtigste Erlebnis mit der Band und der Musik?

Hamzeh: Die frühen Neunziger bis zum Jahr 2000 waren die Entdeckerjahre. Seitdem sind wir auf unserer musikalischen Reise. Ich denke, die beste Phase war, als wir mit Placebo, Robert Plant und Deep Purple auf der Bühne standen. Das ultimative Highlight war sicherlich, als wir im Studio unser Album aufnahmen.

Epoch Times: Wer schreibt die Texte für die Songs und woher nehmt Ihr die Inspiration?

Hamzeh: Die meisten Texte der Songs habe ich geschrieben, drei stammen von Rami Karami und das Stück „Save Us“ habe ich zusammen mit Tarek Chemali getextet.

Die Inspirationen kommten dabei aus meinem Alltag, der Region, aus der ich stamme und der Welt, die mich umgibt. Auch von den Fragen, die wir uns alle stellen – über unsere Existenz, über Veränderungen und über den Traum, der uns am Leben hält. Ich glaube, diese Themen sind universell und viele Menschen mit den gleichen Erfahrungen stellen sich diese Fragen.

Epoch Times: Ihr tratet auch schon mit Deep Purple in Deutschland auf. Was ist der Unterschied zwischen Europäern und Menschen aus dem Libanon?

Hamzeh: Wir glauben, dass Rockmusiker die gleiche musikalische Sprache sprechen. Ganz egal, wo sie herkommen. Sie schafft eine magische Verbindung und Gemeinschaft. Für uns war es eine große Herausforderung, unsere Gefühle und Stimmungen auf ein neues Publikum zu übertragen. Aber wir haben es geschafft, diese Verbindung herzustellen.

Epoch Times: Was meinst du ist der Unterschied, ob du im Westen oder im Libanon Musiker bist?

Hamzeh: Die meisten Musiker auf der ganzen Welt sehen sich großen Herausforderungen gegenübergestellt. Im Libanon ist es aber noch schwieriger. Es mangelt an jeder Art von Unterstützung. Vor allem für Rockmusiker. Das ist kein Teil unserer Kultur. Diese Musik wird von vielen als parasitär wahrgenommen, als eine westliche Plage. Unter diesen Umständen weiterzumachen, ist die größte Herausforderung. Wir spielen für ein Nischenpublikum.

Epoch Times: Im Libanon, eurer Heimat, seid Ihr bekannt. Wie sieht es mit der Bekanntheit in Europa und den USA aus?

Hamzeh: Wir arbeiten ja noch daran. Das ist ein langer Weg und wir stehen noch am Anfang. Wir haben noch viel Arbeit vor uns und sind noch nicht da, wo wir einmal sein wollen. Unser Ziel ist es, dass unsere Musik überall gehört wird.

Epoch Times: Wer waren „The Kordz“ früher und wer sind sie heute? Gibt es Veränderungen hinsichtlich der Zusammensetzung der Band?

Hamzeh: Wir hatten viele Besetzungswechsel. Die ursprüngliche Besetzung war Samer Ibrahim (Bass), Haitham Mazian (Gitarre), Ali Zahr (Schlagzeug), Mazen Siblini (Keyboard), Moe Hamzeh (Vocals). Dann gab es einige Veränderungen, aber Moe und Mazan sind immer noch dabei. Nadim Sioufi (Gitarre) kam 1999 dazu. Zu den genannten drei kamen dann noch Abou Sous (Schlagzeug) und Alan Azar (Gitarre) hinzu.

Epoch Times: Was ist eigentlich die Bedeutung des Wortes „Kordz“?

Hamzeh: Ganz ehrlich nicht Besonderes. Einfach nur „Kordz“, das Wort „Chords“ (Akkorde) mit einem K und einem Z.

Epoch Times: Wie ist eure musikalische Ausbildung?

Hamzeh: Die meisten von uns haben keine musikalische Ausbildung. Außer Mazen Siblini. Er hat eine theoretische Musikausbildung.

Epoch Times: Leben alle Bandmitglieder heute noch im Libanon?

Hamzeh: Ja. Nur Nadim Sioufi ist zurzeit in Kanada und geht mit uns seit 2006 auf Tour. Die gute Nachricht ist, dass er ab Mai 2012 wieder hier leben wird.

Epoch Times: Ihr kommt aus dem Libanon, einem Ort voller Schmerz, Verwüstung und Krieg. Warum kamt Ihr auf die Idee, Hardrockmusik zu machen?

Hamzeh: Wir lebten und leben immer noch unter schweren Bedingungen. Diese Musik kann unsere Gedanken und Gefühle transportieren. Es ist die beste Form des Ausdrucks. Wir finden dort Zuflucht. Wir leben sozusagen in unserer eigenen Schale, die von außen nicht zu durchbrechen, aber von innen weich und aufrichtig ist.

Epoch Times: Was bedeutet euch die Musik?

Hamzeh: Es ist eine Autobiografie, ein Statement, es ist etwas, das wir der Welt geben. Wir hoffen, so einen Eindruck zu hinterlassen, wie jedes menschliche Wesen. Jeder hinterlässt seine Spuren auf seine Weise und das ist unser Weg.

Epoch Times: Ist die Rockmusik eine Möglichkeit für euch, Widerstand zu leisten?

Hamzeh: Zumindest drücken wir damit diesen Wunsch aus, auch wenn es uns nicht möglich ist, diesen Wunsch wahrzumachen und Kontrolle über unser Schicksal zu haben.

Epoch Times: Betrachtet Ihr euch selbst als einen Teil des Arabischen Frühlings?

Hamzeh: Wir haben schon vor langer Zeit über Veränderung und die Notwendigkeit eines sozialen Aufstands gesungen. Wir dachten nie, dass wir diese Revolution erleben würden. Wir sind sicherlich ein Teil der arabischen Jugend, die sich nach einem guten und freien Leben und einer Zukunft sehnt, die uns die grundlegenden Menschenrechte sichert.

Epoch Times: Was erwartet Ihr von eurer Zukunft im Libanon? Was sind eure Wünsche und Hoffnungen?

Hamzeh: Der Libanon ist immer noch ein kompliziertes Land mit einer komplexen sozialen Struktur und verschiedenen Religionen. All das erhält diese instabile Situation aufrecht. Unsere Zukunft ist also unsicher. Das macht es immer wichtiger, diese Themen anzusprechen und zu hoffen, eine Veränderung herbeiführen zu können.

Epoch Times: Möchtet Ihr mit der Musik eine positive Botschaft übermitteln? Wenn ja, was ist die Botschaft?

Hamzeh: Wir beschreiben in einigen unserer Songs die dunkle Seite unserer Erfahrungen, um aus diesem Tunnel herauszukommen und eine positive Botschaft zu vermitteln: „Leben und leben lassen“.

Epoch Times: Seid Ihr optimistisch, was den Frieden im Mittleren Osten betrifft?

Hamzeh: Wir hoffen stets auf eine bessere, sorgenfreie Zukunft, aber die Vergangenheit dieser Region verheißt leider keine bessere Zukunft.

Epoch Times: Seid Ihr spirituell?

Hamzeh: Jeder ist auf seine Art spirituell. Ich habe mein spirituelles Universum errichtet, mit dem ich mich auf der Bühne verbunden fühle. Dann bin ich von der realen Welt getrennt.

Epoch Times: Gibt es noch etwas, das Ihr unseren Lesern mitteilen möchtet?

Hamzeh: Hört euch unsere Musik ohne Vorurteile an. Wir hoffen, dass Ihr uns auf unserer musikalischen Reise begleitet. Wir wünschen uns, dass wir bald mit euch in Deutschland eine Verbindung aufbauen können.

Epoch Times: Herzlichen Dank für das Interview!

Das Interview führte Caroline Chen.

 

 

 



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