Nach Regionalwahlen: Korsika fordert mehr Autonomie von Paris

Gilles Simeoni wurde in Ajaccio zum Präsidenten von Korsika gewählt. Er fordert eine weitgehende Autonomie der Insel von Frankreich.
Titelbild
Das Bündnis Pè a Corsica mit Jean Guy Talamoni (4.v.l.) und Gilles Simeoni (4.v.r.).Foto: PASCAL POCHARD-CASABIANCA/AFP/Getty Images
Epoch Times2. Januar 2018

Gilles Simeoni wurde am Dienstag in Ajaccio zum Präsidenten des Exekutivrats der neuen Region gewählt. Der 50-jährige Anwalt rief den französischen Staatschef Emmanuel Macron auf, baldige Gespräche über eine weitgehende Autonomie der Insel aufzunehmen.

Simeoni sagte im Radiosender France Inter, Macron solle ein „Signal der Öffnung“ an die Korsen senden. Der „demokratische Erdrutsch“ bei der Regionalwahl am 10. Dezember habe gezeigt, dass die Bürger mehr Eigenständigkeit wollten.

Das Bündnis Pè a Corsica (Für Korsika) unter Simeoni und dem Jean-Guy Talamoni hatte bei der Wahl 56,5 Prozent der Stimmen errungen. Damit stellen diese 41 der 63 Sitze in der Regionalversammlung der neu geschaffenen einheitlichen Gebietskörperschaft (CTU).

Die Super-Region vereint die bisherige Inselverwaltung mit der der beiden historischen Départements. Während Simeoni als Chef der Regionalregierung fungiert, wurde Talamoni an die Spitze der Regionalversammlung gewählt.

Emmanuel Macron äußerte sich bisher nicht zu Korsika

Macron hat sich bisher nicht konkret zur Zukunft Korsikas geäußert. Wie die Regierung in Paris bekanntgab, wird die neue Korsika-Beauftragte Jacqueline Gourault aber am Freitag erstmals auf die Insel reisen.

Das Bündnis „Für Kosrika“ strebt eine größere Autonomie für die Geburtsinsel des früheren französischen Kaisers Napoleon an. Anders als die Katalanen im Nachbarland Spanien wollen sie aber derzeit keine vollständige Loslösung von Frankreich, nicht zuletzt wegen der Abhängigkeit von staatlichen Geldern.

Sie fordern unter anderem eine gleichwertige Anerkennung der korsischen Sprache neben dem Französischen und eine Amnestie für Häftlinge, die sie als politische Gefangene betrachten. Zudem wollen sie ein Vorrecht für die Inselbewohner gegenüber Immobilienspekulanten erreichen.

Auf Korsika kämpften militante Gruppen jahrzehntelang gewaltsam für eine Unabhängigkeit von Frankreich. Die wichtigste Untergrundgruppe, die nationale Befreiungsfront Korsikas (FLNC), erklärte im Sommer 2014 das Ende des bewaffneten Kampfes.

Aus dieser Zeit sind noch zahlreiche Gefangene in Haft – unter anderem Yvan Colonna, der wegen Mordes an einem früheren französischen Präfekten Ende 2007 zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Simeoni vertrat Colonna in dem Prozess als Anwalt. (afp)



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