Notstand auf größter Atommülldeponie der USA ausgerufen: Tunneleinsturz in Nuklearanlage Hanford Site + Video

Auf der größte Atommülldeponie der USA brach ein Tunnel ein. In diesem befand sich radioaktiv verseuchtes Material, es wurde der Notstand ausgerufen.
Titelbild
Der Atomreaktor in Hanford Site wird zurückgebaut. Am 9. Mai 2017 brach ein Tunnel mit radioaktivem Material ein, die Arbeiten sind unterbrochen.Foto: MARK RALSTON/AFP/Getty Images
Epoch Times9. Mai 2017

Nach dem Einsturz eines Tunnels in der gigantischen Nuklearanlage Hanford Site im Westen der USA ist der Notstand ausgelöst worden.

Zum Zeitpunkt des Unglücks in der stillgelegten Nuklearanlage Hanford Site im Bundesstaat Washington befanden sich am Dienstag fast 5.000 Mitarbeiter auf dem Gelände.

Allerdings gab es nach Angaben der Behörden keinerlei Indizien dafür, dass bei dem Unglück am Dienstag in dem stillgelegten Atomkraftwerk Hanford Site im Bundesstaat Washington radioaktives Material freigesetzt wurde.

AKW mit einer langen Geschichte

In Hanford wurde im Zweiten Weltkrieg das Plutonium für die beiden Atombomben hergestellt, die von den USA kurz vor Kriegsende in Japan abgeworfen wurden.

Das gesamte Gelände Hanford Site gilt als die größte Atommülldeponie auf dem amerikanischen Kontinent. Rund 8.000 Mitarbeiter sind dort beschäftigt.

Mögliche Einsturzursache: Vibrationen durch Straßenarbeiten in der Nähe

Der Alarm wurde um 08.26 Uhr Ortszeit (17.26 Uhr MESZ) ausgelöst. Bei einer Routine-Inspektion wurde nach Angaben des Energieministeriums festgestellt, dass eine sechs mal sechs Meter große Geländefläche eingebrochen war. Hunderte Beschäftigte wurden aus der Anlage fortgebracht.

Tausende Beschäftigte wurden angewiesen, in Deckung zu gehen, wie eine Sprecherin des Ministeriums mitteilte. In direkter Nähe des eingestürzten Stollens hätten sich aber nur weniger als ein Dutzend Mitarbeiter aufgehalten, erklärte die Ministeriumssprecherin weiter.

Verletzt worden sei niemand, sagte Destry Henderson, ein Sprecher des Hanford-Notfallzentrums. Ein Notfallteam versuche herauszufinden, warum der Tunnel eingestürzt sei.

Möglicherweise sei der Erdeinbruch auf Vibrationen durch Straßenarbeiten in der Nähe zurückzuführen. Die Luft über dem Gelände werde mit Hilfe von Robotern auf Radioaktivität überprüft. Zur Sicherheit sei ein Flugverbot über dem Gelände verhängt worden.

Angestellte in weiter vom Unglücksort entfernten Einrichtungen wurden zunächst angewiesen, nicht nach draußen zu gehen, Lüftungsanlagen dicht zu machen und vorerst nichts zu trinken oder zu essen. Am frühen Nachmittag wurde ein Großteil der Beschäftigten nach Hause geschickt.

In dem eingestürzten Bereich befindet sich nach Angaben des Ministeriums radioaktiv verseuchtes Material. Es ist auf Eisenbahn-Waggons geladen. Der Tunnel führt demnach zu einem zweiten, längeren Tunnel mit 28 solcher Waggons.

Das Loch muss nun schnell mit nicht kontaminiertem Erdreich geschlossen werden. Das rund 1.500 Quadratkilometer frühere Akw liegt rund 300 Kilometer südöstlich der Großstadt Seattle am Columbia-Fluss.

„Katastrophale“ Umstände im AKW: Leck im Becken und undichte Stellen an Behältern

Das Atomkraftwerk in Hanford wurde 1987 stillgelegt. Die Dekontamination und Entsorgungsarbeiten sollen im Jahr 2060 abgeschlossen sein, die Kosten werden sich bis dahin auf mehr als 100 Milliarden Dollar (92 Milliarden Euro) belaufen.

Im Februar 2013 waren undichte Stellen an mindestens sechs unterirdischen Behältern für radioaktiven Müll entdeckt worden.

Im vergangenen Jahr dann hatte ein riesiges Becken mit radioaktivem Müll ein Leck, das ein früherer Mitarbeiter als „katastrophal“ bezeichnete.

Das Energieministerium hatte eine weniger dramatische Einschätzung abgegeben: Das Leck sei „erwartet“ worden, die Bemühungen zur Leerung des Behälters gingen voran, hieß es damals.

Bis in die 60er Jahre hatte Hanford seine radioaktiven Abfälle direkt in die Natur geleitet. Nach Behördenangaben flossen so mehr als 3,8 Millionen Liter verseuchter Schlamm ab, ein Teil davon sickerte in den Boden.

Tom Carpenter, Geschäftsführer der Interessengruppe Hanford Challenge, bezeichnete den Tunneleinsturz als „Weckruf“. Die Botschaft sei: „Dies ist eine alte Anlage, sie wird nicht jünger … und es ist ein sehr gefährlicher Ort“, sagte er der Nachrichtenagentur AFP.

Die Organisation Beyond Nuclear erklärte, der Vorfall zeige, dass „die Verwaltung der Nuklearabfälle außer Kontrolle“ sei. (afp/dpa)

Video: Livestream aus Hanford – Pressekonferenz

https://www.youtube.com/watch?v=yQuYkaG–Kg



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