Russland schließt neue Feuerpause für Aleppo vorerst aus

Zum einen hatte die UNO während der Waffenruhe Verletzte und Kranke aus Aleppo wegbringen und die dort eingeschlossenen Zivilisten mit Hilfslieferungen versorgen wollen. Zum anderen hofften Russland und die verbündete syrische Führung, dass sich bewaffnete Rebellen ergeben und die Stadt über Fluchtkorridore verlassen. Doch das passierte praktisch nicht.
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Schlacht um Aleppo, Syrien. Oktober 2016Foto: NAZEER AL-KHATIB/AFP/Getty Images
Epoch Times25. Oktober 2016

Eine neue Feuerpause für die umkämpfte syrische Stadt Aleppo ist nicht in Sicht: Diese Frage stelle sich derzeit nicht, sagte Russlands Vize-Außenminister Sergej Riabkow am Montag russischen Nachrichtenagenturen. Moskau machte die USA für die verfahrene Lage verantwortlich. Am Samstagabend war eine dreitägige Feuerpause ausgelaufen, der notleidenden Bevölkerung konnte in dieser Zeit keine nennenswerte Hilfe geleistet werden. Seitdem gibt es wieder schwere Gefechte in der Stadt.

Die erbitterten Kämpfe in Aleppo waren unmittelbar nach dem Ende der Waffenruhe wieder aufgeflammt. Daher wurden umgehend Forderungen laut, den von Russland ausgerufenen Kampfstopp zu verlängern. Riabkow sagte am Montag aber, damit das gelingen könne, müssten zunächst „unsere Gegner für ein angemessenes Verhalten“ der bewaffneten Opposition sorgen. Diese habe die während der Feuerpause geplanten „medizinischen Evakuierungen“ sabotiert.

Zum einen hatte die UNO während der Waffenruhe Verletzte und Kranke aus Aleppo wegbringen und die dort eingeschlossenen Zivilisten mit Hilfslieferungen versorgen wollen. Zum anderen hofften Russland und die verbündete syrische Führung, dass sich bewaffnete Rebellen ergeben und die Stadt über Fluchtkorridore verlassen. Doch das passierte praktisch nicht.

Nach UN-Angaben verließen letztlich nur einige wenige Zivilisten und verletzte Kämpfer den Ostteil von Aleppo. Moskau und Damaskus warfen den Aufständischen vor, die Menschen am Verlassen von Aleppo gehindert und Zivilisten als Schutzschilde benutzt zu haben.

Riabkow erklärte, statt Damaskus und Moskau zu kritisieren, müsse die US-geführte Militärkoalition ihren „Einfluss auf die Opposition, die Rebellen“ geltend machen. Eine Chance für neue Syrien-Gespräche auf Außenministerebene zwischen Russland und den USA sehe er vorerst nicht. Auch Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erhob Vorwürfe gegen die USA und ihre Verbündeten. Die US-geführte Koalition habe es nicht geschafft, die moderate Opposition von „Terrorgruppen“ zu trennen, erklärte er.

Dazu sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, es gebe in Moskau sicher die Sorge, dass sich ein radikalisierter Islam auch bis nach Russland ziehe. Doch sei dies „keine Rechtfertigung dafür, die Stadt mit ihren Hunderttausenden Bewohnern in Schutt und Asche zu legen“.

Russland unterstützt die syrische Führung bei ihrem Versuch, die umkämpfte Stadt wieder vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen. Vor einem Monat begann eine Offensive, bei Luftangriffen wurden in Aleppo seitdem rund 500 Menschen getötet. Die Versorgungslage vor Ort ist katastrophal.

Der Präsident der deutschen Sektion der Organisation Ärzte ohne Grenzen, Volker Westerbarkey, sagte dem Sender hr-Info, die kurzfristige Waffenruhe habe „gar nichts gebracht“. Die Lage in Aleppo sei zutiefst unmenschlich: „Ein Arzt erzählte uns, dass er in einer Notsituation entscheiden muss, wer von zwei Patienten das Beatmungsgerät bekommt oder behält – weil nicht beide Menschen zu retten sind.“

Auch aus anderen Landesteilen Syriens wurden unterdessen Kämpfe gemeldet. 16 Zivilisten, unter ihnen drei Kinder, seien am Montag bei Angriffen auf Rebellengebiete in der Provinz Idlib getötet worden, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Laut der oppositionsnahen Organisation, deren Angaben von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen sind, waren die syrische oder die russische Armee für die Bombardements verantwortlich.

Die Beobachtungsstelle warf außerdem der Türkei und den mit ihnen verbündeten Milizen vor, seit dem Beginn ihrer Offensive im Norden Syriens fast hundert Zivilisten getötet zu haben. Unter den 96 Todesopfern seien 22 Kinder, erklärte die in Großbritannien ansässige Organisation. Ankara hatte den Militäreinsatz am 24. August gestartet, um die IS-Miliz von der Grenze zurückzudrängen. Die Intervention richtet sich aber auch gegen kurdische Milizen. (afp)



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