„Russland verstehen“ fordert Gabriele Krone-Schmalz in wichtiger Neuerscheinung

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Von 14. Februar 2015

„Es lohnt sich, Gabriele Krone-Schmalz‘ Worten Gehör zu schenken. Sie betreibt einen integren Journalismus, ohne den Transparenz (Glasnost) und Demokratie nicht existieren können.“ (Michail Gorbatschow)

Unter dem Druck der gegenwärtigen Krisenlage im Kampf um die Ukraine von geradezu historischem Ausmaß hat die promovierte Russlandkennerin Dr. Gabriele Krone-Schmalz (von 1987 – 1991 Moskau-Korrespondentin der ARD und bis 1997 Moderatorin des ARD Kulturweltspiegels) ein faktenreiches Buch geschrieben – „Russland verstehen“ – , das jedem Leser die Augen öffnet und das von den meisten Medien vermittelte Russland-Bild korrigiert.

Sie schreibt: „Haben Sie einmal darauf geachtet, wie in Politik und Medien beim Thema Ukraine mit den Begriffen EU und Europa umgegangen wird? In gefühlten neunzig Prozent der Fälle müsste es EU und nicht Europa heißen. Aber diese Begriffe lösen Unterschiedliches aus, weil sie unterschiedlich besetzt sind. Platt formuliert: Europa stellt einen Wert dar, die EU eher ein Ärgernis und zunehmend ein Risiko.

Es sind diese entlarvenden unterschwelligen Wertungen, die immer wieder zeigen, wie tief das negative Russlandbild sitzt. Denn wer wollte ernsthaft behaupten, dass Russland nicht zu Europa gehört. In Kreuzworträtseln wird Moskau als europäische Hauptstadt gesucht. Aber in der Diskussion um die künftige Orientierung der Ukraine wird aus Europa ein Gegensatz…“

Enttäuschte Hoffnungen – verpasste Chancen

Sehr eindrucksvoll schildert die Autorin die Bemühungen Russlands um eine euro-asiatische Orientierung, die bis heute aufgrund der euro-atlantischen Dominanz nicht realisiert wurde. Darin liegt sicherlich ein großes Problem europäischer Missverständnisse unter dem Diktat der USA.

Krone-Schmalz: „Der Westen hat für die Mehrheit der russischen Bevölkerung seine Glaubwürdigkeit verloren und innenpolitisch ist zu viel passiert, das mit der ursprünglichen Ausrichtung nichts mehr zu tun hat. Vertrauensvolle Zusammenarbeit – das war einmal. Meine These lautet: „Es hätte keine dritte Amtszeit Putins gegeben, wenn er während seiner ersten und zweiten bei dieser Herkulesaufgabe, das größte Land der Welt von Grund auf umzustrukturieren, von außen vertrauensvoll unterstützt worden wäre. Denn eine Gesellschaft, die sich eingebettet fühlt und nicht umzingelt, kann sich viel freier und unbeschwerter entfalten…“

Ein Vierteljahrhundert ist seit der Beseitigung des Eisernen Vorhangs durch die Sowjetunion vergangen. Der Traum von Frieden und Freundschaft sind geblieben und warten auf Erfüllung. Aber US-Präsident  Obama warnte am 15. November 2014 bei seinem Vortrag an der University of Queensland in Brisbane, Australien, seine Zuhörer anlässlich des G20-Gipfels: „Russland stellt eine Bedrohung für die ganze Welt dar. Das zeigt der Abschuss der MH17 ganz deutlich“. Unter den 298 Opfern befanden sich 27 australische Staatsbürger. Das Thema bewegte sehr emotional das Auditorium. So macht man Politik. Und niemand kennt bis zur Stunde die genauen Hintergründe. Dennoch titelte die BILD-Zeitung bereits am 21. Juli 2014: „Wann stoppt die Welt endlich Putin? Die Todes-Rakete kam aus Russland.“

In den Augen der USA ist Russland eine Regionalmacht

Krone-Schmalz: „Das geopolitische Interesse der USA, nach wie vor in der Welt die entscheidende Rolle zu spielen und dafür alle Weichen zu stellen, ist offensichtlich und kommt deutlich zum Ausdruck, wenn ein amerikanischer Präsident in unsicheren Zeiten Russland als Regionalmacht bezeichnet.

Eine prosperierende Zusammenarbeit zwischen EU und Russland steht jedenfalls nicht an erster Stelle US-amerikanischer Interessen. Die aus den USA mit moralischen Kategorien geforderte harte Sanktionspolitik löst kein einziges Problem, sondern verschärft die Lage, weil sich niemand ernsthaft darüber Gedanken gemacht hat, wie man ohne Gesichtsverlust aus der Eskalationsspirale wieder herauskommt. Den Schaden haben die Länder der EU – unterschiedlich stark ausgeprägt – und Russland…“

Ein bemerkenswert verantwortungsvolles Buch einer kenntnisreichen und erfahrenen Journalistin, die dem Westen den Spiegel von Arroganz und Unwissenheit vor die Augen hält.

Gabriele Krone-Schmalz

Russland verstehen

C.H. Beck Verlag

176 S.: mit 2 Karten

ISBN 978-3-406-67525-6

Vorbestellbar

14,96 Euro



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