Strom aus Kakteen: Mexiko setzt mit allen Mitteln auf erneuerbare Energien

Mexiko ist einer der großen Erdölproduzenten weltweit, dennoch setzt das Land auf erneuerbare Energien. Ziel ist es, bis 2050 die Hälfte des Energiebedarfs aus sauberen Quellen zu erzeugen.
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FeigenkaktusFoto: YURI CORTEZ/AFP/Getty Images
Epoch Times29. Oktober 2017

Der Feigenkaktus ist das Symbol Mexikos. Die den Azteken heilige Pflanze ziert nicht nur die Landesflagge, Mexikaner verwenden sie für Getränke, zum Kochen, als Medizin und für Kosmetik. Nun haben Wissenschaftler einen Weg gefunden, sogar noch die stachelige Schale zu verwerten – zur Erzeugung von Energie.

Milpa Alta ist eine grüne Oase im Grau der von Smog geplagten mexikanischen Hauptstadt. Auf 2.800 Hektar werden in dem Bezirk im Südosten von Mexiko-Stadt Kakteen angepflanzt. In der Morgendämmerung ziehen Bauern mit großen Strohhüten auf dem Kopf auf die Felder am Fuße des erloschenen Vulkans Teuhtli. 200.000 Tonnen ernten sie jedes Jahr. Doch bei der Verarbeitung der stacheligen Pflanze zu genießbarem Gemüse fällt viel Abfall an. Er landet täglich bergeweise auf dem Boden des lokalen Kakteen-Marktes.

Genau dort hat das Start-up-Unternehmen Suema seine erste Biogasanlage installiert, die den Ausschuss in Energie verwandelt: Einen riesigen silberneren Zylinder, umhüllt von einem Gewirr von Leitungen. Im Innern wird der Biomüll mit speziellen Bakterien vermischt und auf 55 Grad erhitzt. Es entstehen Biogas und Kompost. Mit dem Biogas wird anschließend Strom erzeugt.

Im November und damit pünktlich zur Weltklimakonferenz in Bonn soll die Anlage ihre volle Kapazität erreichen und 170 Kubikmeter Biogas und mehr als eine Tonne Dünger täglich produzieren. Aus dieser Menge Gas lassen sich 175 Kilowattstunden Strom erzeugen – genug, um 9600 Energiesparlampen leuchten zu lassen.

Evangelina Lara ist eine von vielen Händlerinnen auf dem Markt, die Tag für Tag mit ihren scharfen Messern das Kaktusfleisch von seiner stacheligen Hülle befreien. Das Projekt mit der Biogasanlage hat die 45-Jährige überzeugt: „Das ist eine gute Idee, denn jetzt wird aus dem ganzen Abfall etwas Nützliches“, sagt sie. Auch die Stadt unterstützt die Idee und finanzierte den größten Teil der 840.000 Dollar (700.550 Euro) teuren Pilotanlage.

Mexiko ist einer der großen Erdölproduzenten weltweit, dennoch setzt das Land auf erneuerbare Energien. Ziel ist es, bis 2050 die Hälfte des Energiebedarfs aus sauberen Quellen zu erzeugen. Im vergangenen Jahr lag der Anteil der Erneuerbaren bei 15,4 Prozent. Biogas spielte mit 0,1 Prozent fast keine Rolle.

Das Unternehmen Suema will das ändern. „Unsere Vision ist, dass solche Projekte Nachahmer finden“, sagt Bernardino Rosas, der bei der Stadtregierung für Innovation und Technologie zuständig ist. Sein Ziel ist, dass die mehr als 300 Märkte in Mexiko-Stadt sich auf diese Weise selbst mit Energie versorgen. (afp)



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