„Syrien-Krieg kann noch 5 Jahre dauern“: Weltmächte im Tauziehen

Syrien: Ein geopolitischer Stellvertreter - und Glaubenskrieg, in dem niemand nachgeben will. Zahllose Milizen, Söldner-Truppen und der IS machen die Sache noch komplizierter. Es wird noch Jahre so weitergehen, analysiert ein US-Thinktank.
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Ds zerstörte Kobane, Januar 2015.Foto: BULENT KILIC/AFP/Getty Images
Epoch Times29. Mai 2016

Im Syrien-Konflikt gibt es keinen Grund zum Optimismus, sagt die geopolitische Analyse-Firma Geopolitical Futures. Sie geht davon aus, dass der Krieg, der seit 2011 tobt, noch weitere fünf Jahre dauern könnte.

Alleine an den Genfer Friedensverhandlungen nahmen bisher 97 bewaffnete Milizen teil, um ihre Unterschriften unter die ausgehandelte Feuerpause zu setzen, die sie dann später gebrochen haben. Diese Milizen gehorchen ihren Geldgebern – und weder Russland noch die USA können diese Söldnergruppen noch kontrollieren, so die Analysten. Da Syrien nach fünf Jahren Krieg ein völlig zerstörtes Land ist, ist Söldnertum mittlerweile die einzige berufliche Perspektive für junge Syrer.

Auch sind Russland und die USA nicht die einzigen Mächte, die Stellvertreter im Syrien-Krieg haben: Saudi-Arabien, Katar, der Iran, Frankreich, Großbritannien und die Türkei sind ebenfalls in Syrien mit Söldnern aktiv – weil sie den Einsatz eigener Armeen nicht dauerhaft finanzieren können oder ihre eigenen Bürgern nicht für Kriege in fremden Ländern motivieren können, so die Deutschen Wirtschafts Nachrichten (DWN).

Keiner will nachgeben

Geopolitical Futures meint: Die Milizen, welche gegen das Assad-Regime stehen, haben derzeit kein Interesse an Verhandlungen, da ihre Position zu schwach ist. Ihr Ziel ist, die Initiative auf dem Schlachtfeld wieder zu erlangen oder zumindest weitere territoriale Verluste zu vermeiden. Sie müssen davon Ausgehen, dass Syriens Regime versuchen wird, seine Position weiter zu verbessern, die es durch die russische Luftunterstützung gewonnen hat.

Damaskus wiederum muss davon ausgehen, dass die Rebellen den Waffenstillstand nutzen, um einen neuerlichen Angriff vorzubereiten. Dies kann man nicht zulassen. Russland hat sich zwar derzeit zurückgezogen, wird aber weiterhin das Regime unterstützen. Somit ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Waffenstillstand für beide Seiten kontraproduktiv wird.

Bevor es zu echten Friedensverhandlungen komme, sei weiterer Krieg vorprogrammiert, so Geopolitical Futures. Eine weitere Reihe von Faktoren wird ein Friedensabkommen erschweren.

Die Alawiten, die den Kern des Regimes bilden und ihre Anhänger wissen, dass sie einen existenziellen Kampf kämpfen“, so die Analysten. Wenn Assad zurückträte, würde er salafistisch-dschihadistische Massaker riskieren. (Die Alawiten sind eine schiitische Gruppierung innerhalb des Islams.)

Sunniten gegen Schiiten

Auf geopolitischer Ebene werden Assads Unterstützer – der Iran und seine arabischen schiitischen Verbündeten im Irak und im Libanon – nicht zulassen, dass in Syrien ein sunnitisch dominierter Staat oder gar eine Anarchie entsteht. Da die sunnitische-arabischen Welt in Unordnung sei, wolle der Iran und die Schiiten die Situation möglichst für ihre Interessen nutzen. Saudi-Arabien hinwieder steht auf sunnitiersche Seite unter Druck dafür zu Sorgen, dass sich ihre Vormachtstellung weiter verschlechtert. In Syrien bietet sich ihnen die Chance, dem Iran einen empfindlichen Schlag zu erteilen. Ebenso wenig wird die Türkei einen Rückzieher gegenüber den Kurden in Syrien machen.

In Anbetracht dieser widerstreitenden Interessen scheint eine Einigung unter den Beteiligten unmöglich. Der Westen will immer noch eine Regierung im westlichen Stil in Syrien verwirklichen, während die salafistisch-dschihadistischen Gruppen Kalifate oder Emirate anstreben, so die Analyse.

Russland inoffiziell dabei

Das offizielle Russland hat sich dagegen entschieden, an der Seite der syrischen Regierung gegen den IS zu kämpfen, weil Moskau ein Übergreifen des islamischen Terrors auf sein eigenes Territorium fürchtet, so die DWN. Das Wall Street Journal berichtet jedoch, dass auch Söldner aus der Ex-Sowjetunion im Syrien-Krieg mitmischen. Besonders aktiv soll das „Slavonic Corps“ sein, das auf Seiten der syrischen Regierung kämpft.

Syriens Staatschef Assad erklärte im März einem ARD-Reporter, dass in seinem Land zahlreiche Söldner und Milizen im Auftrag anderer Staaten agieren, die von diesen ausgerüstet und finanziert würden. Er nannte explizit Saudi-Arabien, Katar und „den Westen“ als Kräfte, die seine Regierung absetzen und Syrien umgestalten wollten. (rf)



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