Tschechiens Präsident Zeman entscheidet ersten Wahlgang für sich

Aus der ersten Runde der Präsidentenwahl in Tschechien ist Amtsinhaber Milos Zeman als Sieger hervorgegangen. Er erhielt knapp 39 Prozent, teilte die Wahlbehörde mit. In der Stichwahl in zwei Wochen tritt er gegen den Proeuropäer Drahos an.
Titelbild
Der tschechische Präsident Milos Zeman.Foto: PATRICK KOVARIK AFP / Getty Images
Epoch Times13. Januar 2018

Die Tschechen haben in zwei Wochen die Wahl zwischen einem prorussischen und einem proeuropäischen Staatschef: Aus der ersten Runde der Präsidentenwahl ging am Wochenende Amtsinhaber Milos Zeman als Sieger hervor, er muss sich aber Ende Januar in einer Stichwahl dem Chemieprofessor Jiri Drahos stellen. Zeman kam nach Auszählung fast aller Stimmen auf knapp 39 Prozent, Drahos auf gut 26 Prozent. Laut einer Umfrage könnte der Proeuropäer Drahos Zeman in der Stichwahl schlagen.

Die anderen sieben Mitbewerber lagen nach der zeitägigen ersten Wahlrunde bei zehn oder weniger Prozent der Stimmen. Am 26. und 27. Januar findet die Stichwahl statt. Die Wahlbeteiligung lag ähnlich wie bei der Präsidentenwahl 2013 bei geschätzt rund 60 Prozent, wie die Nachrichtenagentur CTK meldete.

Gute Beziehungen zu Moskau und Ablehnung von muslimischen Einwanderern

Der ehemalige Kommunist Zeman setzt sich für gute Beziehungen zu Moskau und Peking ein und lehnt Einwanderer aus muslimischen Ländern ab. In der Vergangenheit sprach der 73-Jährige von einer „organisierten Invasion“ und sagte, es sei „unmöglich, Muslime zu integrieren“. Seit 2013 steht er an der Spitze des tschechischen Staates und punktet vor allem bei der ländlichen Bevölkerung.

Der Ex-Kommunist war nach 1989 Chef der Sozialdemokratischen Partei, Parlamentspräsident und Regierungschef. Obwohl er antrat, die Benachteiligten zu vertreten, unterstützt er offen Milliardär Andrej Babis, den er im Dezember trotz Betrugsvorwürfen zum Regierungschef ernannte. Babis muss sich am Dienstag im tschechischen Parlament einer Vertrauensfrage stellen, die er voraussichtlich verlieren wird.

Drahos vertritt im Vergleich zu Zeman deutlich liberalere, proeuropäische Positionen. Er setzt sich für eine stärkere Rolle Tschechiens in der EU sowie für eine Einführung des Euro ein. Der ehemalige Präsident der Akademie der Wissenschaften, dem seine Gegner mangelnde politische Erfahrung vorwerfen, ist 68 Jahre alt.

In einer klaren Kritik an Zemans Positionen sagte Drahos bei seiner Stimmabgabe am Freitag, der künftige Präsident sollte die „pro-westliche Orientierung“ Tschechiens verteidigen. Die EU-Verteilungsquote für Flüchtlinge lehnt er jedoch ab.

Ausblick auf die Stichwahl

Die Anhänger von Drahos finden sich unter proeuropäischen Wählern und der Stadtbevölkerung. Der weißhaarige Brillenträger strahlt Kultiviertheit aus; sein Auftreten steht in radikalem Gegensatz zu dem des derzeitigen Amtsinhabers. Laut einer aktuellen Umfrage des tschechischen Fernsehens könnte Drahos Zeman in der Stichwahl mit 48,5 zu 44 Prozent schlagen.

Er hoffe, dass er die Stimmen all derer, „die nicht für Milos Zeman votiert haben“, bekommen werde, sagte Drahos am Samstag vor Journalisten. Bei Zeman habe er eine „gewisse Müdigkeit“ festgestellt. Der am Stock gehende schwere Raucher hatte vor der ersten Runde eine Teilnahme an TV-Debatten abgelehnt.

Nun ging Zeman aber auf eine Aufforderung von Drahos zu einem TV-Duell ein: „Ich hatte noch nie Angst, an einer Debatte teilzunehmen, ich bin immer noch jung und immer noch voller Energie, und jede Debatte macht mir Spaß“, sagte er am Samstag vor Journalisten. (afp)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion