Erdogan vermutet ausländische Verschwörung hinter freiem Fall der türkischen Lira

Die türkische Lira sinkt weiter ins Bodenlose. Während die Anleger wohl eher wegen politischer Turbulenzen und Terroranschlägen ihr Geld zurückziehen, spricht der Präsidentenberater Cemil Ertem von einer ausländische Verschwörung, um die Türkei während der Debatte über die Einführung eines Präsidialsystems zu schwächen.
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Bereits seit dem gescheiterten Putschversuch gegen den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan Mitte Juli 2016 steht die Lira stark unter Druck.Foto:  Sedat Suna/dpa
Epoch Times12. Januar 2017
Anleger ziehen scharenweise ihr Geld aus der Türkei ab. Das tun sie aber nicht nur wegen politischer Turbulenzen und Terroranschlägen, sondern auch wegen den ehrgeizigen Plänen von Staatschef Recep Tayyip Erdogan, die zu noch mehr Verunsicherung führen, schreibt „Focus“. Inzwischen müssen die Türken vier Lira für einen Euro bezahlen, im Sommer waren es um die drei Lira.

Trotz der Intervention der türkischen Zentralbank hat die Landeswährung ihren Fall weiter fortgesetzt und erreicht neue Rekordtiefs. Damit ist ihr Kurs seit Jahresbeginn bereits um zehn Prozent eingebrochen. Eine Intervention der Zentralbank am Dienstag, die ihre Vorgaben zur Höhe der Währungsreserven lockerte, um 1,5 Milliarden Dollar ins Finanzsystem zu injizieren, blieb wirkungslos. Ökonomen warnen angesichts der anhaltenden Unsicherheit und der politischen Instabilität in der Türkei, dass die Lira ihren Fall noch lange fortsetzen könnte.

Grund der Verunsicherung der Anleger wird die angestrebte Verfassungsreform von Erdogan dieser Tage im Parlament von Ankara sein. Der Staatschef will ein Präsidialsystem einführen und somit seine Macht noch weiter ausbauen. Die ersten beiden von 18 Artikeln hätten die Abgeordneten in der Nacht zum Mittwoch vorerst abgenickt. Am Ende soll noch das Volk abstimmen. Weite Teile der Opposition liefen Sturm gegen die Reform und warnten vor einer „Diktatur“ in der Türkei, so das Blatt.

Nichts aber würden Anleger an den Finanzmärkten mehr fürchten, als einen unberechenbaren Staatschef, der schalten und walten kann wie er will. So würde die Lira laut „Focus“ ins Taumeln geraten; und die türkische Notenbank schaue offenbar machtlos zu, auch wenn sie sich gegen die Lira-Schwäche gestemmt habe, indem sie den heimischen Banken erlaube, mehr Dollar zu verkaufen.

Wirtschaftsminister Nihat Zeybekci zeigte sich in der Zeitung „Hürriyet“ aber zuversichtlich, dass der Fall der Lira nur „vorübergehend“ sein werde. „Der Währungskurs ist nicht wichtiger als das Leistungsbilanzdefizit, Arbeitslosigkeit, Wachstum und Inflation“, sagte der Minister.

Der Präsidentenberater Cemil Ertem sagte dagegen, es handele sich um eine ausländische Verschwörung, um die Türkei während der Debatte über die Einführung eines Präsidialsystems zu schwächen. „Es läuft eine Operation, um die türkische Lira abzuwerten. Das ist keine Verschwörungstheorie, sondern unbestreitbare Realität“, sagte der Berater von Präsident Recep Tayyip Erdogan in „Hürriyet“.

Die Ratingagenturen Moody’s und Standard & Poor’s hatten die Kreditwürdigkeit der Türkei wegen der anhaltenden Instabilität 2016 herabgestuft. Moody’s warnte am Montag erneut vor einer Verschlechterung des Investitionsklimas, das die Banken unter Druck zu setzen drohe. Auch externe Faktoren wie die Unsicherheit über die Wirtschaftspolitik des künftigen US-Präsident Donald Trump tragen zur Schwäche der Lira bei.

(afp/mcd)



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