Türkische Verbündete in Syrien im Zwielicht: Setzt die Türkei im Krieg gegen die Kurden auf IS-Kämpfer?

Die sogenannte Freie Syrische Armee kämpf gegen die syrischen Kurden. Die FSA wird als "Rebellengruppe" bezeichnet. Doch offenbar kämpfen in der FSA auch IS-Anhänger. Die Miliz wird von der Türkei unterstützt.
Epoch Times31. Januar 2018

Freie Syrische Armee (FSA) nennen sich die Rebellengruppen, die derzeit an der Seite der türkischen Armee gegen die syrischen Kurden in Afrin kämpfen.

Doch die Milizen sehen sich schon länger Vorwürfen ausgesetzt, auch Dschihadisten zu rekrutieren. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sah sich daher genötigt zu betonen, dass die FSA „keine Terrorgruppe“ sei, sondern eine ethnisch gemischte „nationale Organisation, die ihr Heimatland verteidigt“.

Nach türkischen Angaben sind 25.000 FSA-Kämpfer an der türkischen „Operation Olivenzweig“ gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) beteiligt. Darunter sind viele Gruppen, die sich bereits zwischen August 2016 und März 2017 an dem türkischen Einsatz „Schutzschild Euphrat“ gegen die YPG-Kämpfer und die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) im Norden der Provinz Aleppo beteiligt haben.

Wer genau in der FSA kämpft, ist umstritten. Entstanden war die Gruppe zu Beginn des Aufstands gegen Staatschef Baschar al-Assad aus Deserteuren der regulären Streitkräfte. Lange galt die FSA als wichtigster Dachverband der Rebellen, der auch von den USA und anderen westlichen Staaten unterstützt wurde. Manche Kritiker sehen in der FSA heute aber einen Zusammenschluss radikaler Islamisten in türkischem Sold.

„Im Vergleich zur effektiv und hierarchisch strukturierten YPG gilt die FSA seit Jahren als innerlich zerstritten und undiszipliniert“, sagt Magdalena Kirchner von der Mercator Stiftung in Istanbul, die seit langem zur FSA forscht. Der Großteil seien keine Dschihadisten, doch gebe es auf taktischer und operativer Ebene Kooperationen mit dschihadistischen Gruppen, zudem werde ein Einflusszuwachs solcher Gruppen befürchtet.

Laut dem Leiter der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind es vor allem arabische und turkmenische FSA-Fraktionen aus Aleppo, Idlib und Deir Essor, die in Afrin kämpfen. Falsch seien dagegen Behauptungen, dass sich auch Tschetschenen sowie Kämpfer des früheren Al-Kaida-Ablegers Al-Nusra an der Offensive beteiligten, sagte Rami Abdel Rahman der Deutschen Welle. Die Aussagen von Rahman können nicht unabhängig überprüft werden – er stützt seine Angaben auf die syrische Opposition.

Der Militärexperte Rayk Hähnlein sieht die FSA als „losen Verbund“ arabischer, assyrischer und anderer Milizen. Mit der Türkei teilten diese Milizen das Interesse, den Einfluss der Kurden in Nordsyrien zu begrenzen, sagt der Forscher der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin. Um ihren Einfluss auch in der Nachkriegsordnung geltend zu machen, würden sie auf türkische Unterstützung setzen.

Die FSA ist schon lange mit der YPG verfeindet. Viele ihrer Kämpfer haben deren teils offene Kooperation mit den syrischen Regierungstruppen als „unverzeihlichen Verrat“ empfunden, wie Kirchner sagt. Auch würden sie die kurdischen Autonomiebestrebungen als Bedrohung der Einheit Syriens sehen. Manche bezichtigten die YPG zudem, nicht-kurdische Einwohner aus Gebieten unter ihrer Kontrolle zu vertreiben.

Viele Kurden befürchten dagegen ihre Vertreibung aus Afrin. Die türkische Regierung setze „Dschihadisten in ihrem Krieg gegen die Kurden“ ein und wolle mit ihrer „Invasion“ in Afrin die „demografische Zusammensetzung“ der Region verändern, warnte etwa die prokurdische HDP in einer Erklärung. So plane Ankara, an Stelle der Kurden in Afrin FSA-Milizen und syrische Flüchtlinge aus der Türkei anzusiedeln. (afp)



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