Vergewaltigungsvorwürfe: Uni Oxford beurlaubt prominenten Professor und Gelehrten des konservativen Islam

Die Universität Oxford beurlaubte den prominenten Islamwissenschaftler Tariq Ramadan, nachdem mehrere Frauen ihm Vergewaltigung und Belästigung vorgeworfen hatten.
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Tariq RamadanFoto: MEHDI FEDOUACH/AFP/Getty Images
Epoch Times8. November 2017

Der Skandal um sexuelle Angriffe auf Frauen hat die Wissenschaft erreicht: Die Universität Oxford beurlaubte am Dienstag den prominenten Islamwissenschaftler Tariq Ramadan, nachdem mehrere Frauen ihm Vergewaltigung und Belästigung vorgeworfen hatten. Die Entscheidung sei einvernehmlich gefallen, erklärte die britische Elitehochschule. Die Vorwürfe gegen den Professor hätten an der Hochschule „verstärkte und verständliche Unruhe“ ausgelöst.

Der mediengewandte und streitbare Autor und Wissenschaftler zählt zu den bekanntesten Professoren in Oxford, wo er den Lehrstuhl für Zeitgenössische Islamstudien innehat. Ramadan ist auch publizistisch tätig, regelmäßig tritt er im Fernsehen auf. Seine konservative Auslegung des Islam hat dem charismatischen Gelehrten viele Bewunderer, aber auch scharfe Gegner eingehandelt.

Der gebürtige Schweizer Ramadan bestreitet die Vorwürfe rundweg und hat juristische Schritte wegen Verleumdung angekündigt. In den Beschuldigungen sieht er ein Komplott seiner Gegner. In sozialen Medien haben die Vorwürfe um den Professor eine erregte Debatte von Anhängern und Kritikern ausgelöst.

Die Universität Oxford betonte in ihrer Erklärung vom Dienstag, dass mit der Beurlaubung keine Vorverurteilung des Professors verbunden sei. Vielmehr solle ihm die Gelegenheit gegeben werden, „sich um die äußerst ernsthaften Anschuldigungen zu kümmern, die gegen ihn erhoben worden sind“.

Zwei französische Frauen hatten Ramadan Vergewaltigung vorgeworfen. Zudem gaben mehrere schweizerische Frauen in dortigen Medien an, in den 1980-er und 1990-er Jahren von Ramadan sexuell bedrängt worden zu sein. Manche von ihnen waren damals noch minderjährig.

In Frankreich zog sich die Satirezeitung „Charlie Hebdo“ in dieser Woche mit einem Titelbild zum Fall Ramadan Kritik zu. Die Karikatur zeigte den Professor mit einer massiven Erektion, die Schlagzeile dazu lautete: „Ich bin die sechste Säule des Islam“. Danach gingen bei der Zeitung, die 2015 zum Ziel eines dschihadistischen Anschlags geworden war, neue Todesdrohungen ein.

Die fünf traditionellen Säulen des Islam sind das öffentliche Glaubensbekenntnis, das tägliche Gebet, das religiöse Fasten, das Geben von Almosen und die Pilgerfahrt nach Mekka.

Ramadan ist in der Schweiz geboren, seine Vorfahren stammen aus Ägypten. Sein Großvater war Hassan al-Banna, der Gründer der konservativen Muslimbruderschaft. Kritiker werfen Ramadan vor, für eine besonders konservative und politische Auslegung des Islam einzutreten. Er selbst weist aber jede Nähe zu extremistischen Strömungen im Islam zurück. Die USA hatten ihm zwischen 2004 und 2010 aus politischen Gründen ein Einreiseverbot erteilt. (afp)



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