Warum die Stabilität des Jemen für Europa wichtig ist

Die britische Premierministerin Theresa May hat von Saudi-Arabien eine weitere Lockerung der Blockade des Jemen verlangt. Nur durch die verstärkte Lieferung von Hilfsgütern könne im Jemen "eine humanitäre Katastrophe verhindert" werden, erklärte May. Unterdessen bildet das britische Militär jedoch heimlich saudische Truppen aus.
Titelbild
Ein Kind im Jemen.Foto: AFP/Getty Images
Epoch Times30. November 2017

Die britische Premierministerin Theresa May hat von Saudi-Arabien eine weitere Lockerung der Blockade des Jemen verlangt. Nur durch die verstärkte Lieferung von Hilfsgütern könne im Jemen „eine humanitäre Katastrophe verhindert“ werden, erklärte May laut einer offiziellen Mitteilung der britischen Regierung vom Donnerstag anlässlich von Gesprächen mit dem saudiarabischen König Salman und Kronprinz Mohammed bin Salman in Riad.

Schon vor ihrem Besuch in der saudiarabischen Hauptstadt hatte May am Mittwoch angekündigt, sie wolle in dieser Frage „Klartext“ reden.

Saudi-Arabien steht an der Spitze einer Militärkoalition, die sich in den Krieg im benachbarten Jemen eingeschaltet hat. Am 6. November verhängte die Koalition eine Blockade über alle jemenitischen Seehäfen, Flughäfen und Landübergänge, um die Huthi-Rebellen im Jemen zu schwächen. Von der Blockade waren auch die internationalen Hilfslieferungen für die Zivilbevölkerung im Jemen betroffen.

Blockade des Jemen wurde leicht gelockert

Inzwischen wurde die Blockade gelockert, am Samstag landeten erstmals wieder mehrere Flugzeuge mit Hilfsgütern in der Hauptstadt Sanaa, am Sonntag erreichte ein Schiff mit 25.000 Tonnen Weizen den von Rebellen kontrollierten Hafen Saleef im Westen des Landes. Nach Angaben des Kinderhilfswerks Unicef benötigen mehr als elf Millionen Kinder im Jemen dringend Hilfe.

Die UNO fordert, die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition müsse auch den von den Aufständischen kontrollierten Hafen Hodeida wieder freigeben. Dieser ist für die Lieferungen besonders wichtig, da in seiner Nähe die meisten der Hilfsbedürftigen leben.

May habe bei dem Besuch in Riad klargestellt, dass der „Zustrom von Handelsgütern“ wieder ermöglicht werden müsse, erklärte die Regierung in London. Bei den Gesprächen der Premierministerin in Riad sei es „Konsens“ gewesen, dass „schnell Schritte in diese Richtung“ unternommen werden müssten.

Saudi-Arabien ist der wichtigste Handelspartner Großbritanniens in der Nahost-Region. Seit März 2015, als die Intervention Saudi-Arabiens im Jemen begann, vereinbarten die Regierungen in Riad und London britische Rüstungslieferungen im Wert von umgerechnet 3,7 Milliarden Euro.

Britisches Militär bildet heimlich Saudi-Truppen für Jemen-Krieg aus

Unterdessen wurde bekannt, dass das britische Militär insgeheim saudische Truppen für den Kampf im Jemen ausbildet. Das berichtete die „Daily Mail“ am Sonntag. Demnach sind an der „Operation Crossways“ bis zu 50 britische Militärberater beteiligt. Die Militärs würden die saudischen Infanteristen in die „irreguläre Kriegsführung“ einweisen, heißt es. Darunter werden Konflikte verstanden, in denen es sich bei den feindlichen Kräften um nicht-staatliche also nicht-reguläre Akteure handelt.

Bekannt wurde die Geheimoperation, weil versehentlich Fotos auf Facebook veröffentlicht wurden.

Die „Daily Mail“ wurde auf den Post aufmerksam und stelle eigenen Angaben zufolge eine Anfrage an das Verteidigungsministerium. Daraufhin wurde der Facebook-Eintrag gelöscht. Davor machte die Zeitung jedoch einen Screenshot, den sie auch veröffentlichte.

Der britische Parlamentsabgeordnete und ehemalige Minister für Internationale Entwicklung, Andrew Mitchell, sagte der „Daily Mail“ nach der Enthüllung:

Das Vereinigte Königreich hat sich in beschämender Weise an der Seite Saudi-Arabiens im Jemen beteiligt, wozu eindeutig Verstöße gegen die Genfer Konventionen gehören. Ich habe keinen Zweifel daran, dass das Parlament angesichts der großen Besorgnis über die humanitäre Katastrophe im Jemen eine Erklärung für diese Ausbildungsmission verlangen wird.“

Und:

Der Jemen ist ein Land, das von mittelalterlichen Krankheiten heimgesucht wird und am Rande einer biblischen Hungersnot steht. Die Zusage Saudi-Arabiens, einige Häfen für dringende humanitäre Hilfsgüter zu öffnen, kann nicht annähernd eine Bevölkerung satt machen, die zu 80 Prozent von Warenimporten abhängig ist.“

Die Blockade sei eine „kollektive Strafe“, die den „sinnlosen Tod von Millionen“ riskiert, so der Abgeordnete. Großbritannien beteilige sich an diesem „eindeutigen Verbrechen gegen das jemenitische Volk“ – und dies sei eine Schande.

Warum die Stabilität des Jemen für Europa wichtig ist

Ein schwacher Jemen ist ein idealer Nährboden für Terroristen. In 2015 beispielsweise nutzte der Al-Qaida-Ableger AQA (Al-Qaida auf der arabischen Halbinsel) den Jemen wegen der schwachen staatlichen Struktur als Basis für ihren Terrorismus.

Die Gruppe hat sich auch zum „Charlie Hebdo”-Anschlag 2015 in Frankreich bekannt. Das heißt, ihr Terror reicht auch bis Europa.

Ein kurzer Überblick über die Lage im Jemen – Video von 2015 (noch immer aktuell):

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Auch Deutschland unterstützt die Saudis

Nicht nur die britische Regierung auch die USA und die Bundesregierung unterstützen Saudi-Arabien. Trotz der drohenden Hungerkatastrophe rüstet Deutschland beispielsweise die saudische Marine weiter auf.

Anfang November wurden an Saudi-Arabien zwei deutsche Patrouillenboote übergeben, berichtet RT. Demnach operiert die saudische Küstenwache mit Patrouillenbooten auch in jemenitischen Gewässern. Ob deutsche Schiffe bei der Seeblockade zum Einsatz kommen ist nicht bekannt.

In dem Krieg wurden inzwischen 8600 Menschen getötet, durch eine Cholera-Epidemie kamen rund 2000 Menschen ums Leben. Die UNO warnt, im Jemen müsse mit der „größten Hungersnot seit Jahrzehnten“ gerechnet werden. Davon sind etwa sieben Millionen Menschen betroffen.

Bundespressekonferenz – RT stellt Fragen zum Jemen: 

https://www.youtube.com/watch?v=4UFD0XSLtQE

(afp/so)



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