Weihnachtspost ins Feld: „Einen Brief mit der Feldpost zu kriegen ist etwas Besonderes“

Die Feldpost der Bundeswehr ist international rund ums Jahr im Einsatz. Vor allem an Weihnachten ist der Kontakt mit der Familie vielen Soldaten sehr wichtig.
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Ursula von der Leyen zu Besuch bei der Bundeswehr in Afghanistan. 18. Dezember 2017.Foto: MICHAEL KAPPELER/AFP/Getty Images
Epoch Times22. Dezember 2017

Hauptfeldwebel Ralf Peter trägt einen Brief seiner Frau in der Brusttasche. Als er ihn herauszieht, ist ihm die Rührung  anzumerken.

Ein Blick auf das mit Herzen beklebte Kuvert ist dazu nicht nötig. „Einen Brief mit der Feldpost zu kriegen ist etwas Besonderes“, sagt der Leiter der Feldpost im Bundeswehrlager Masar-i-Scharif im Norden Afghanistans. Das sei gerade in Zeiten von E-Mail, Messengerdiensten und Videotelefonie so. „Den trägt man dann mit sich herum.“

Es sei eben ein Stück Heimat, sagt der vom Bodensee stammende Leiter der Feldpost im Camp Marmal in Masar-i-Scharif. Und die Sehnsucht ist bei manchen groß: Einmal sei eine Soldatin täglich ins Feldpostamt gekommen, um nach Post zu fragen. „Irgendwann hat sie uns so Leid getan, dass wir zusammengelegt haben, um ihr etwas zu schicken.“

Die Feldpost der Bundeswehr ist international rund ums Jahr im Einsatz. Vor den Festtagen sind die Soldaten besonders beschäftigt. Vor allem an Weihnachten ist der Kontakt mit der Familie vielen Soldaten sehr wichtig. Briefe, Päckchen, Pakete – das Volumen schwillt wie bei der Deutschen Post an. Auf wöchentlich zehn Tonnen verdoppelt es sich laut Peter in der Adventszeit. Aus dem Lager hinaus gehen vor Weihnachten fünf Tonnen, während es im Rest des Jahres drei Tonnen sind.

Das Weihnachtspostgeschäft beginnt aber schon Mitte November, nach Nikolaus ist eine rechtzeitige Zustellung Glückssache. Bis zum 6. Dezember sollte die Weihnachtspost abgeschickt werden, bis dahin garantiere die Feldpoststelle die rechtzeitige Zustellung, heißt es beim Logistikkommando in Erfurt.

„Wir transportieren alles vom Pizzakarton bis zum Panzer“, sagt ein Mitarbeiter des Kommandos. Eine Pizza käme in Masar-i-Scharif zwar kalt an, die Post erreicht die Soldaten im Auslandseinsatz dennoch recht schnell. Ein Transport nach Masar-i-Scharif dauert bis zu acht Tage – zweimal wöchentlich ab Leipzig und dann vor Ort mit dem Hubschrauber zu den Stützpunkten.

Im Dezember kommen dabei mehr als 30.000 Briefe sowie tausende Pakete und Päckchen zusammen; darunter ist aber auch Behördenpost und Sendungen von Organisationen. Am schnellsten geht es ins Kosovo – dreimal pro Woche per Lkw in etwa drei Tagen.

Die Zusammenarbeit der Bundeswehr-Feldpost mit der Deutschen Post bei der Beförderung der Feldpostsendungen ist eng. Auch Bankdienstleistungen erbringt die Post. Außerdem stellt sie Personal und Material zur Verfügung.

Versehen mit Angaben zum Truppenteil oder der Einheit, einem Länderkürzel und dem Feldpost-Hinweis wird die Sendung bei einem Postamt in Deutschland aufgegeben. Als Porto ist die Inlandsgebühr bis zur Feldpostleitstelle in Darmstadt zu zahlen. Dort übergibt die Post Brief oder Päckchen dann an den Bundeswehr-Feldpostdienst. Die Arbeit in Darmstadt erledigen vom Paketdienstleister DHL abgestellte Reservisten.

Seit 1982 gibt es die Feldpost der Bundeswehr. Historisch reichen ihre Ursprünge zurück bis ins 18. Jahrhundert. Das erste preußische Feldpostamt wurde nach Angaben der Bundeswehr schon im Jahr 1716 während des Nordischen Krieges gegründet. Die Feldpost-Kooperation mit der Deutschen Post gibt es seit 1992. Damals wurde die Feldpostleiststelle in Darmstadt gegründet – vor 25 Jahren.

Erstmals bei einem Auslandseinsatz musste sich die Feldpost im selben Jahr bei einem humanitären Einsatz in Kambodscha bewähren. Es folgten die Auslandseinsätze auf dem Balkan und in Afghanistan. Rund 70 Millionen Briefe sowie etwa 20 Millionen Pakete wurden seither transportiert – allein im vergangenen Jahr waren es rund 422.000 Briefe und 120.000 Pakete.

Die hohen Zahlen sprechen in Zeiten von E-Mail und Skype für sich. Auch wenn mancher Nutzer unter den jungen Soldaten beim Briefeschreiben gewissermaßen ein Update in die Vergangenheit benötige: „Manche wissen gar nicht mehr, wie man Briefe adressiert“, sagt Peter. „Denen müssen wir das im Feldpostamt erstmal zeigen.“ (afp)



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