Wer kämpft gegen wen im Jemen? Saudi Arabien fürchtet um seine Stellung in der Region + Video

Um was geht es in Jemen? Zu lesen ist von Waffenstillstand, von einer von durch Saudi Arabien angeführten Militärkoalition, von Angriffen auf den Norden Jemens, von Huthi-"Rebellen". In Jemen geht es auch um die Frage, wer das Öl kontrolliert.
Titelbild
Ein Kind in Sanaas Altstadt / Mai 2015. Sanaa ist die Hauptstadt vom Jemen.Foto: MOHAMMED HUWAIS/AFP/Getty Images
Von 23. Oktober 2016

Es ist immer öfter von Bombardierungen im Jemen zu hören, von einer Militärkoalition, die durch Saudi Arabien angeführt wird. Um was geht es?

Die neueste Meldung besagt, dass die von Saudi-Arabien angeführte Koalition am frühen Morgen erneut Angriffe auf mehrere Militärposten der Huthi in der Hauptstadt Sanaa flog.

In sehr knapper Zusammenfassung: Saudi Arabien (die Öl-Oligarchie und Monarchie) bombardiert einen Teil der Bevölkerung seines Nachbarstaates Jemen, die Huthi. Die Huthi fordern soziale Gerechtigkeit, ein Ende der Korruption, mehr Autonomie und wirtschaftliche Ressourcen für den Norden Jemens.

Der Bundesnachrichtendienst warnte 2015 vor einer destabilisierenden Rolle Saudi Arabiens in der arabischen Welt. Mit seinem Militäreinsatz im Jemen wolle Saudi Arabien beweisen, dass es bereit sei, beispiellose „militärische, finanzielle und politische Risiken einzugehen, um regionalpolitisch nicht ins Hintertreffen zu geraten“, analysiert der BND.

jemen-karte

Durch die neuen Angriffe wurden Ziele der Huthi in den nördlichen Regionen Marib, Al-Dschauf und Saada sowie in Taes im Südwesten des Jemen bombardiert. Der Huthi-Sender Al-Masirah sprach von 16 Luftangriffen der Koalition.

Erst vor einigen Tagen bombardierte Saudi-Arabien eine Trauerfeier in Saana, der Hauptstadt Jemens, bei der 140 Menschen starben: „Mehr als 140 Menschen im Jemen fielen nach Angaben aus Riad einem angeblichen Irrtum zum Opfer: Die von Saudi Arabien angeführte Militärkoalition hat am Samstag zugegeben, dass eines ihrer Kampfflugzeuge am 8. Oktober „irrtümlicherweise“ eine Trauerfeier in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa bombardiert hat.“

Daraufhin rief die UN zu einer Waffenruhe auf. Diese war Samstag um Mitternacht ausgelaufen. Der UN-Sondergesandte für das Land, Ismail Ould Cheikh Ahmed, forderte eine Verlängerung der Feuerpause um mindestens 72 weitere Stunden und erklärte, trotz „wiederholter Verstöße beider Seiten“ habe die Waffenruhe in weiten Teilen gehalten. Außenminister al-Mechlafi widersprach dieser Darstellung: Die Waffenruhe habe „faktisch nicht stattgefunden“, da die Huthi und ihre Verbündeten sie gebrochen hätten, sagte er AFP.

Hintergrund: Wer kämpft in Jemen gegen wen?

Die Huthi-Bewegung

Die Huthi sind ein Zusammenschluss schiitischer Gruppierungen im Norden, die Bevölkerung dieser Region wurde lange von der Regierung vernachlässigt. Sie fordern soziale Gerechtigkeit, ein Ende der Korruption, mehr Autonomie und wirtschaftliche Ressourcen für den Norden.

Die Gruppe steht im Widerspruch zur Regierung vom Jemen, aber auch im Widerspruch gegen den Westen, den Islamischen Staat und Al-Kaida. Im Frühling 2015 übernahmen sie kurzzeitig die Regierung von Präsident Rabbo Mansur Hadi.

Der Rückhalt der Huthi in der Bevölkerung ist groß, auch über die eigene Basis hinaus. Teile der jemenitischen Armee und ein Großteil der Sicherheitskräfte schloss sich den Huthi an.

Ex-Präsident Ali Abdullah Salih

Der ehemalige Langzeitherrscher Salih übergab seine Macht Anfang 2012 an Rabbo Mansur Hadi. Er schlug die Aufstände der Huthi anfangs nieder, gilt heute jedoch als heimlicher Verbündeter der Huthi. Er selbst gehört zu den Schiiten.

Er hat wahrscheinlich das Chaos im Jemen in entscheidendem Maße geschürt, um erneut an die Macht zu kommen. Das behauptet die UNO.

Salih hat immer noch einen starken militärischen Einfluss sowie die entsprechenden politischen Beziehungen. Es wird vermutet, dass er seinen Sohn Ahmed zum Präsidenten machen will.

Präsident Rabbo Mansur Hadi

Präsident Hadi übernahm Anfang 2012 die Präsidentschaft von Salih, bildete eine Übergangsregierung und führte Präsidentschaftswahlen durch. Es gab nur einen möglichen Kandidaten – ihn selbst. Er ist Sunnit. Hadi sah sich gezwungen, nach Saudi-Arabien ins Exil zu flüchten, als die Huthi vorrückten.

Er konnte weder auf die Huthi noch auf den Terror von Al-Kaida und des IS entsprechend reagieren. Auch die verfeindeten Parteien des Landes konnte er nicht einen. Hadi hatte sich allseits – auch bei seiner eigenen Partei – unbeliebt gemacht. Hadi wird von der Bevölkerung Jemens kaum unterstützt, seit Beginn der militärischen Einsätze Saudi Arabiens schwindet sein Rückhalt noch mehr.

Die einzige Unterstützung für ihn kam aus dem Ausland. Hadi gilt als der einzige Hebel, den Saudi-Arabien und die westlichen Staaten nutzen können, um ein Minimum an Einfluss im Jemen zu bewahren.

Saudi Arabien

Saudi Arabien fliegt seit März 2015 Luftangriffe gegen die Huthi und dabei wird von folgenden Ländern unterstützt: Ägypten, Bahrain, Katar, Kuwait, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Jordanien, Marokko, Sudan und Senegal. Die USA, Frankreich und Großbritannien sind gleichfalls beteiligt.

Der Golfstaat sieht die Huthi als vom Iran finanziert an und will eine Veränderung der Lage der Huthi an seiner Grenze verhindern. Er unterstützte die Übergangsregierung von Hadi massiv mit Geldmitteln.

Saudi Arabien fürchtet um seine regionale Vormachtstellung und will einen eigenen schiitischen Staat verhindern. Die Schiiten in Saudi Arabien werden ebenfalls von der Zentralregierung in Riad, die sunnitisch ist, stark benachteiligt. Die meisten Teile der schiitischen Bevölkerung Saudi Arabiens leben in den östlichen Küstengebieten, die sehr erdölreich sind.

Der Iran

Im Jemen geht es um die Frage, wer den Ölexport aus der ölreichsten Region der Welt kontrolliert – und der Iran ist in Bezug auf Öl ein Rivale von Saudi Arabien. Der Iran ist schiitisch und wird verdächtigt, den Konflikt zu schüren.

Teheran greift nicht militärisch ein, er fordert einen Stopp der militärischen Angriffe.

Die USA

Die USA wollen ihren Einfluss um Geld, Öl und Macht sichern und offiziell den Islamischen Staat und Al-Kaida weiterhin bekämpfen. Sie wurden gezwungen, ihren Drohnenkrieg in der Region im wesentlichen zu beenden.

Sie sind in dem Zwiespalt, dass sie in den Ölstaaten gegen unterschiedlichste und einzelne Konfliktparteien gekämpft haben, die Interessen liegen sowohl im Iran (Erdgas) und in Saudi Arabien (Erdöl). Die USA hat mehrfach Waffen an verschiedenste Staaten der Region geliefert.

Al-Kaida und Islamischer Staat

Es ist nicht klar, ob beide Terrororganisationen im Jemen Rivalen sind oder sich gegenseitig in Ruhe lassen. Die Extremisten von Al-Kaida, hauptsächlich in Form der Gruppe Aqap, nutzen den Jemen als Rückzugsgebiet, da der Staat schwach ist. Sie verüben auch Anschläge gegen die Huthi und eine Reihe von Selbstmordattentaten.

Jemen und das Erdöl / Erdgas und der Export

Jemen ist ein erdölproduzierender Staat, die Fördermenge ist jedoch im Vergleich zu den Nachbarstaaten gering. Das Land ist kein OPEC-Mitglied, es überlässt ausländischen Unternehmen aus den USA, Frankreich und Korea die Förderung, die entsprechende Verträge mit dem Staat abgeschlossen haben.

Jemen exportiert hauptsächlich Erdgas, dazu wurde eine Verflüssigungsanlage in Balhaf erbaut, die bis zu  6,8 Millionen Tonnen Flüssiggas pro Jahr erzeugt. Das Flüssiggas wird zu zwei Dritteln in die USA exportiert. Die Einnahmen aus dem Erdölexport umfassen etwa drei Viertel des Staatsbudgets.

Weitere Artikel

Eine ausführliche Übersicht über die geschichtliche Entwicklung im Jemen gibt es hier (Teil 1), Teil2 und Teil 3. (ks / mit Material von AFP)

VIDEO: Konflikt leicht verstehen – Iran, Huthi vs. Saudi Arabien

https://www.youtube.com/watch?v=nZjmGuvw_Ig

 



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion