Nepal nach dem Erdbeben: Wer baut es wieder auf

Wer kann in Nepal nach dem Erdbeben die Häuser wieder aufbauen, wenn die jungen Männer im Ausland arbeiten?
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Nepals Männer arbeiten auch auf der Baustelle des al-Wakrah Fußballstadions, eines der neuen Stadien für die Fußball-WM 2022 in KatarFoto: MARWAN NAAMANI / AFP / Getty Images
Epoch Times16. Mai 2015

„Mein Sohn ist in Dubai. Ich habe niemanden, der mir hilft mein Haus wieder aufzubauen. Ich bin zu alt und schwach.“, sagte Krishnabahadur Bujel, 64 Jahre alt.  Sein Sohn Raju Bujel, 31, arbeitet seit 3 Jahren bei einer Baufirma in Dubai. „Er sagte, er kann nicht kommen, weil er keinen Urlaub hat“, sagte Bujel.

„Ich fühle mich hilflos, ohne meinen Mann. Wie viel kann ich von meinen Nachbarn verlangen?“, Fragte Devaki, 35, deren Mann Kedar in Saudi-Arabien ist. Sie und ihre zwei Kinder leben zusammen mit fünf anderen Familien. Devaki hat keine Brüder, und sie lebt mit den alten Eltern ihres Mannes und der jüngeren Schwester.

Auch die 16-jährige Prathiba Parajuli hat keine jungen männlichen Mitglieder in ihrer Familie. Sowohl ihr Vater und Onkel arbeiten in Qatar. „Es ist sehr schwierig für uns. Es gibt nur so viel, wie mein 66-jähriger Großvater tun kann. Er kann nicht einmal den Sack Reis tragen, die wir als Hilfe bekommen „, sagte Parajuli.

Der Wiederaufbau nach einem Tornado in Deutschland geht zügig, in Nepal nicht. Der Hauptgrund ist weniger der Himalaya, moderne Technik und die verschütteten Straßen, sondern dass nur die Alten und die Frauen bzw. ihre Kinder in den Dörfern geblieben sind – wer auch immer kann, arbeitet im Ausland. Vor allem in den Golfstaaten oder auf den Baustellen in Katar zur FußballWM.

Die meisten arbeiten in Katar, Malaysia, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Kuwait. In diesen Statistiken sind nicht die Nepalesen enthalten, die in Indien als Fahrer oder Hausangestellte arbeiten. Die Arbeitsmigration nach Indien wird nicht genau dokumentiert, die Grenze zum Nachbarland ist offen. Sie arbeiten in den Golfstaaten wie Sklaven, 12 Stunden täglich auf den Baustellen für 300 € im Monat, ohne Arbeitskleidung und sauberes Trinkwasser.

Die Weltbank schätzte 2009, dass insgesamt 2,1 Million Nepalesen im Ausland arbeiten, das sind bis zu einem Drittel aller Menschen im arbeitsfähigen Alter. Und im Jahr 2000 zeigten Statistiken, dass bis zu 1.600 Nepalesen täglich das Land verlassen. Nepal hat je nach Quelle 23,4 Millionen bis 30 Millionen Menschen.

Fast die Hälfte aller Haushalte Nepals haben mindestens einen Familienangehörigen, der im Ausland arbeitet. Die meisten von ihnen sind zwischen 20 und 44 Jahre alt. Die Überweisungen an ihre Familien bilden fast 25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. (ks)



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