Wurde Katar zu mächtig? Der Kampf um den Flüssiggas-Weltmarkt

Katar hat sich in den letzten Jahren zum weltweit führenden Exporteur von flüssigem Erdgas entwickelt und sich damit von seinen Nachbarn unabhängig gemacht. Dieser Umstand, dürfte wesentlich zur Blockade Katars durch die Nachbarstaaten geführt haben.
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Die Skyline von Katars Hauptstadt Doha im Jahr 2010. Mittlerweile kamen noch mehr Wolkenkratzer hinzu.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times15. Juni 2017

Die schrittweise Entwicklung von Flüssig-Erdgas zur Handelsware in den letzten Jahrzehnten hat Katar zu dem gemacht, was es heute ist. Zwar gab es die Technologie zur Verflüssigung von Erdgas schon in den 60er Jahren. Damals war sie aber extrem teuer. Nur Japan, ein Land für das Pipelines als Transportmittel nicht infrage kommen, importierte von jeher den Energieträger per Schiff in großen Mengen. Dies berichet die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ).

Inzwischen kann Flüssigkeit günstiger erzeugt werden und ist ein konkurrenzfähiges Produkt für den Weltmarkt geworden. Heutzutage sind ständig rund 170 Tanker auf den Weltmeeren unterwegs, die mit LNG („Liquid Natural Gas“) beladen sind.

Flüssiggas wurde durch Katar rasch konkurrenzfähiges Produkt

Noch vor wenigen Jahren war die Gasversorgung im wesentlichen auf Pipelines beschränkt. Entsprechend hatten Nordamerika, Europa und Asien jeweils eigene Märkte, mit unterschiedlichen Quellen und jeweils eigenen Preissystemen.

Doch das sollte sich ändern, als Mitte der 90er Jahre der katarische Kronprinz Hamad bin Khalifa al-Thani nach dem Sturz seines Vaters die Chance ergriff, Katar zu einem der großen LNG-Lieferanten des Weltmarktes zu machen. Die dazu nötigen Innovationen und Investitionen kamen 1999 von einem Partner aus den USA. Die Konzerne Exxon und Mobil hatten sich zusammengeschlossen und wollten mit Katar zusammenarbeiten.

Der Vorteil von Flüssiggastransport lag auf der Hand: Große Mengen des Gases konnten unabhängig von Pipelines und damit verbundenen sperrigen Langzeitverträgen flexibel per Schiff geliefert werden. In wenigen Jahren wurde das kleine Land mit seinen 2.7 Millionen Einwohnern einer der größten Flüssigerdgaslieferanten der Welt. Heute deckt Katar 30 Prozent des weltweiten Bedarfs.

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Einer der größten Erdgastanker der Welt ist die „Duhail“ – hier bei der Durchquerung des Suez Kanals nahe Ismailia am 1. April 2008. Das Schiff hat eine Kapazität von 210.100 Kubikmeter. Foto: AFP/Getty Images

USA drängte nach Entwicklung der Fracking-Technologie auf den Markt

Auch die USA haben sich inzwischen durch die Fracking-Technologie vom Importeur zum Exporteur entwickeln können und neu erschlossene Quellen im Nahen Osten, Ostafrika und Australien tragen zu einem Überangebot auf dem LNG-Weltmarkt bei.

Katars Aufstieg zum führenden LNG-Lieferanten und seine daraus resultierende Unabhängigkeit dürfte zu einem erheblichen Teil für den Boykott seiner arabischen Nachbarn verantwortlich sein. Als wichtigster Spieler auf diesem Markt gelang es Katar sich politisch von Saudi-Arabien zu lösen und eigene diplomatische und wirtschaftliche Beziehungen ausbauen. Inzwischen pflegt das Land auch Beziehungen mit radikalen Gruppen im Nahen Osten, mit den Vereinigten Staaten, mit Russland und mit Saudi-Arabiens Erzfeind Iran, dem Grenzland das auf der anderen Hälfte des weltweit größten Gasfeldes liegt.

Es war offenbar nur eine Frage der Zeit, bis die Nachbarstaaten eine Gelegenheit ergriffen, um den Einfluss des kleinen Landes zu beschneiden, folgert die SZ. (dk)

Siehe auch:

Warum beim „Kampf gegen ISIS“ syrische Pipelines zerstört werden

Nord Stream 2 wegen Sanktionen in Gefahr: Russland und Deutschland bangen um Gas-Pipelinebau

Leak: Gas-Krieg von USA und Russland frisst 5 Mrd. EU-Steuergelder



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