Aushilfskapitän Boateng: „Froh, Deutscher zu sein“

Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ hatte Gauland mit den Sätzen zitiert: „Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.“
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Jérôme Boateng trug in der zweiten Halbzeit die Kapitänsbinde.Foto: Andreas Gebert/dpa
Epoch Times30. Mai 2016
Die schwarz-rot-goldene Kapitänsbinde am linken Oberarm war diesmal ein ganz besonderes Zeichen – auch für Jérôme Boateng selbst.

„Ich bin froh, Deutscher zu sein. Ich bin stolz, sonst wäre ich auch nicht hier in der Mannschaft und heute nicht Kapitän gewesen“, sagte der Weltmeister an einem Tag des Aufschreis. Mitten in der deutschlandweiten Empörung über einen umstrittenen Satz von AfD-Vize Alexander Gauland gab sich der Fußball-Nationalspieler nach dem 1:3 der DFB-Elf im vorletzten EM-Test gegen die Slowakei ganz gelassen.

„Da kann ich nur drüber lächeln. Es ist traurig, dass so etwas heute noch vorkommt“, sagte Boateng mit gewohnt ruhiger Stimme. Der Sohn eines Ghanaers und einer Deutschen verwies lieber auf die Sympathiebekundungen beim Länderspiel im Augsburger Stadion. „Jérôme sei unser Nachbar“, verziert mit einem Herzchen, war auf einem Transparent zu lesen. „Jérôme zieh neben uns ein“, stand auf einem mit Boateng-Porträt und Deutschland-Fahne geschmückten Schild, das drei Kinder in die Höhe hielten.

„Das ist natürlich schön, so was zu lesen“, räumte der 27-Jährige ein. Aber der ganze Wirbel und die Aussage hätten ihn sowieso „nicht sonderlich beschäftigt“, versicherte der Bayern-Star glaubhaft.

Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ hatte Gauland mit den Sätzen zitiert: „Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.“ Drastischer als Boateng bezogen daraufhin die DFB-Kollegen Stellung. „Das ist unverschämt“, sagte Sami Khedira, der als Vertreter des verletzten Bastian Schweinsteiger die Kapitänsbinde nach seiner Auswechslung in der Pause an Boateng weitergegeben hatte. „Wir als Nationalspieler leben das moderne Deutschland wie keine anderen.“

Innerhalb der Mannschaft werde das Thema nicht diskutiert, beteuerte Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff in der ARD. „Das belastet ihn jetzt nicht. Aber es ist natürlich jetzt unschön, weil natürlich er in eine Diskussion kommt, in die er gar nicht kommen bräuchte“, sagte Bierhoff. Auch Boatengs Familie wird jetzt mit dem Thema konfrontiert. „Man fragt bei der Nachbarschaft jetzt ‚rum – all diese Dinge, die man in seinem Privatleben gar nicht haben will“, sagte Bierhoff über den Vater der Zwillingstöchter Soley und Lamia.

Anders als sein Halbbruder Kevin-Prince, der sich nach seiner Zeit in den deutschen Junioren-Auswahlteams für Ghanas Nationalmannschaft entschieden hat, spielt der gebürtiger Berliner Jérôme seit 2009 für den DFB. Maßgeblich war der Abwehrchef des FC Bayern am WM-Triumph im Sommer 2014 beteiligt. Und auch bei der EM-Endrunde in Frankreich will Boateng wieder einen Titel bejubeln.

Mit Leistungen wie beim 1:3 gegen die Slowaken wird dies aber nicht glücken. „Wir haben gut angefangen, aber wir haben auf jeden Fall viel zu tun in der Defensivarbeit“, monierte Boateng Zweikampfverhalten und die Verteidigung bei ruhenden Bällen. Auf jeden Fall möchte sich der viermalige deutsche Meister Boateng jetzt wieder ganz auf sportliche Themen konzentrieren.

(dpa)

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