DLV-Trümpfe stechen im Endspurt: «Unruhe nicht verstanden»

Nach einer langen Durststrecke konnten die deutschen Leichtathleten ihre Bilanz noch ordentlich aufbessern. Vier Medaillen gab es am vorletzten WM-Tag auf einen Schlag - darunter das Goldstück von Johannes Vetter im Speerwurf.
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Johannes Vetter wurde Weltmeister im Speerwerfen.Foto: Matthias Schrader/dpa
Epoch Times13. August 2017

Im Endspurt haben die Trümpfe des Deutschen Leichtathletik-Verband doch noch gestochen. „Ich habe die Unruhe nicht verstanden“, sagte DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska am Ende „komplizierter Weltmeisterschaften“, die durch den Ausbruch eines Magen-Darm-Virus beeinträchtigt wurde.

Verbandspräsident Clemens Prokop wusste aber auch: „London ist ein klarer Arbeitsauftrag: Wir müssen stärkere Anstrengungen bis zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio unternehmen.“

Nach einem frühen Silbergewinn durch die Siebenkämpferin Carolin Schäfer gab es eine Durststrecke von fünf Tagen – bis am Samstag auf einen Schlag vier Medaillen hinzukamen. „Der Zeitplan ist eben nicht auf die deutschen Medaillenhoffnungen ausgerichtet gewesen“, meinte Prokop. Das am Ende gute Abschneiden zeige, dass die nur drei Medaillen ein Jahr zuvor bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro ein Ausrutscher gewesen seien. „Wir haben uns wieder nach oben gearbeitet und sind für die Zukunft gut gerüstet.“

Herausragend war der Gold-Triumph von Johannes Vetter. „Wir können uns über die Entwicklung im Speerwurf freuen“, sagte Gonschinska. „Nach dem Olympiasieg von Thomas Röhler ist einer nächster Athlet unmittelbar in seine Fußstapfen getreten.“ Röhler verpasste Bronze nur um sechs Zentimeter. Im Zehnkampf holten Rico Freimuth und Kai Kazmirek gleich Bronze und Silber. „Wenn man das Potenzial sieht, kann man die Hoffnung auf einen deutschen Olympiasieger 2020 in Tokio haben“, sagte Prokop.

Für einen Überraschungserfolg sorgte Pamela Dutkiewicz, die über 100 Meter Hürden Dritte wurde. „Pam ist über sich hinausgewachsen“, sagte Gonschinska und attestierte den schnellsten Athleten im deutschen Team: „Wir sind im Sprint deutlich nach vorne gekommen.“

Dies gilt auch für die flotte Gina Lückenkemper, die mit 10,95 Sekunden im 100-Meter-Vorlauf in die Weltklasse sprintete, aber im Halbfinale ausschied. Überhaupt bringt der Generationswechsel den Laufbereich in Schwung. Mittelstrecklerinnen wie Hanna Klein, die über 1500 Meter ins Finale kam, oder Konstanze Klosterhalfen drängen ohne Furcht in die Weltspitze. Pech hatte Hindernis-Ass Gesa Krause, die im Finale stürzte und nur Neunte wurde.

Die Erfolge auf der WM-Zielgeraden und die beachtlichen Ergebnisse junger Talente übertünchen aber die Probleme in einigen Disziplinen, in denen lange Zeit Medaillenlieferanten am Werk waren, nicht. Ohne die Ex-Weltmeisterin Christiane Schwanitz (Babypause) läuft im Kugelstoßen nichts, ebenso im Hammerwurf ohne Betty Heidler (Karriereende).

Im Speerwurf enttäuschte nach den Rücktritten von Christina Obergföll und Linda Stahl die als Weltmeisterin von 2015 angereiste Katherina Molitor. Ex-Champions Raphael Holzdeppe erlebte schon bei der Anfangshöhe einen Absturz im Stabhochsprung. Zudem konnten weder der dreimalige Diskus-Weltmeister Robert Harting als Sechster noch Kugelstoß-Ass David Storl überzeugen: Er kam nicht mal ins Finale.

„Ich will es nicht schönreden. In manchen Disziplinen haben wir nur einen Athleten von Weltklasseformat – und danach klafft eine Lücke“, bekannte Prokop.

Ähnlich sieht es Johannes Vetter. „Es ist wichtig, dass der Nachwuchs in Deutschland motiviert wird“, sagte der dritte deutsche Speerwurf-Weltmeister nach Matthias de Zordo (2011) und dem Berliner Detlef Michel 1983. Er nimmt dabei auch die etablierten Athleten in der Pflicht: „Es ist eine der größten Aufgaben, die die Leistungsträger die nächsten Jahre vor sich haben: Die Nachwuchs-Leichtathletik voranzubringen.“

In einer Leichtathletik-Welt mit mehr als 200 Ländern und fast 35 Nationen, die bei der WM in London Medaillen gewannen, ist das kein einfaches Unterfangen – auch in der bisherigen Domäne Wurf nicht. „Die klassischen Medaillengaranten, also nahezu sichere und fast planbare Medaillen, gibt es nicht mehr“, erklärte Gonschinska.

Bei der WM war er diesmal weniger Chefcoach gefragt, sondern als Krisenmanager, der nach den aufgetretenen Erkrankungen retten musste, was mit Bedacht auf die Gesundheit der Sportler zu retten war. „Kompliment an die Athleten, die unter wirklich komplizierten Bedingungen die Freude an der Weltmeisterschaft behalten haben“, sagte Gonschinska. (dpa)



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