Erst «Elphi», dann Tennis – Haas will perfekten Abschied

Tommy Haas bringt seine ganze Familie zum Abschied in seine Heimat Hamburg mit. Am Rothenbaum hat der 39-Jährige im Davis Cup und elfmal das Sandplatzturnier gespielt. Nun will es der gebürtige Hamburger ein letztes Mal wissen. Tochter Valentina ist sein Antrieb.
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Tommy Haas bedankt sich nach dem Spiel gegen Michael Stich in Hamburg beim Publikum.Foto: Daniel Bockwoldt/dpa
Epoch Times24. Juli 2017

Die sechsjährige Valentina läuft über den roten Sand, springt auf den Schoß von Tommy Haas und drückt ihn ganz fest. Der 39 Jahre alte Tennisprofi hat im Show-Match Turnierdirektor Michael Stich locker mit 6:1, 6:3 vom Centre Court gefegt und sich für die German Open warmgespielt.

Die Geste seiner Tochter bedeutet dem Familienvater auf seiner Abschiedstour vom Profitennis eine ganze Menge. „Valentina ist ein ganz besonderes Mädchen. Ich glaube, ihr ist bewusst, was ich mache“, erzählt Haas bei einem spontanen Pressegespräch in den kargen Umkleideräumen des in die Jahre gekommenen Stadions am Hamburger Rothenbaum.

Nach seiner schweren Fußoperation 2015 habe er nur nicht aufgehört, weil seine Tochter ihn motivierte. „Durch Valentina habe ich mir Kraft und Mut holen können“, berichtet der ehemalige Weltranglisten-Zweite. Erstmals hat der gebürtige Hamburger in diesem Jahr die ganze Familie dabei: Die Eltern reisten vom Tegernsee an, beide Schwestern, seine Liebste Sara Foster mit beiden Töchtern plus Schwiegermutter feuern ihn aus der Box an. „Tennis ist mein Leben – das mit meiner Familie teilen zu können, ist etwas Besonderes. Alle dabei zu haben, war das Ziel.“

Schon am Donnerstag reiste der Wahl-Amerikaner mit Wohnsitz in Los Angeles an und gibt sich nahbarer als früher. „Es ist ein emotionaler Auftritt hier.“ Erinnerungen an den Davis Cup und seine elf Teilnahmen an der Sandplatz-Veranstaltung kommen hoch. Allzu viel will er sich aber nicht ablenken lassen. „Ich bin nach wie vor Voll-Profi, ich hoffe ein gutes Turnier zu spielen.“

Das neue Wahrzeichen der Stadt musste aber sein. „Die Elbphilharmonie ist geil“, meint Haas nach einer privaten Führung, bei der er Dutzende Selfies machte. „Die Architektur ist unglaublich, der Blick wunderschön.“ Ganz sicher: Er wird wiederkommen an die Elbe. Mit Valentina und Josephine (1) spricht er ausschließlich Deutsch, in den Sommerferien will er ihnen regelmäßig seine Wurzeln näherbringen.

Trotzdem ist er fokussiert auf die Erstrunden-Partie gegen den 24-jährigen Argentinier Nicolas Kicker. Wenn er gut drauf ist und sich viel bewegt, kann er vor Heimpublikum noch etwas reißen, hofft Stich, der ihm liebend gern die Wildcard gab: „Ich hoffe, dass bei Tommy der Knoten platzt“. Der 48-Jährige gewann als letzter Deutscher an der Hallerstraße.

Für die Späße im „Legenden-Match“ war ausschließlich Stich zuständig. Haas gibt zu, mit dem Kopf schon im Turniermodus zu sein. Die Nummer 243 der Welt gegen die 95, 15 Jahre Altersunterschied. Doch das will nichts heißen. Im Juni schlug Haas den aktuellen Wimbledonsieger und Kumpel Roger Federer (Schweiz) in Stuttgart.

Haas war 2012 im Halbfinale von Hamburg, doch eigentlich ist der schwere Sand für sein Spiel nicht gerade ideal. Der in jungen Jahren in die Nick-Bolletieri-Akademie in Florida ausgezogene Ausnahme-Spieler bevorzugt die Hartplätze auf der ATP-Tour. „Wenn ich mir den perfekten Abschluss vorstellen könnte, dann wäre es der Turniersieg hier. Dann würde ich aufhören“, sagt Haas schmunzelnd.

Dass er die große Bühne bald verlässt, begrüßt auch Haas senior. „Es ist schon ein mulmiges Gefühl. Andererseits freue ich mich, dass es vorbei ist“, gesteht Peter Haas. „Der Stress hat auch an mir genagt.“ Sein Sohn wird sich in Zukunft ganzjährig als Direktor um das Turnier in Indian Wells kümmern – und mehr Zeit als Familienmensch haben. (dpa)



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