Ein Weltstar tritt zurück: Lionel Messi, der Schmerz des Unvollendeten

Messi kann nicht verlieren. Er ist es auch nicht gewohnt. Zumindest, wenn es um seine Vereinskarriere geht. Messi hat alles gewonnen. Und jetzt verlässt er die Nationalmannschaft...
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Lionel MessiFoto: NICHOLAS KAMM/Getty Images
Epoch Times27. Juni 2016
Es ist gelaufen, Lionel Messi zieht seine Fußballschuhe aus. Es ist der 30. Juni 2006, Olympiastadion Berlin. Argentiniens Nationaltrainer José Nestor Pekerman hat sein Auswechselkontingent erschöpft.

Für Messi ist sechs Tage nach seinem 19. Geburtstag kein Platz mehr auf dem Feld gegen Deutschland. Messi kann nicht mehr eingreifen. Argentinien verliert im Elfmeterschießen, und Messi wegen seiner Aktion auf der Bank an Rückhalt in seinem Heimatland. „Ich weiß, dass die Leute sagen, ich hätte nicht unter unserem Ausscheiden gelitten“, sagt Messi damals. Hat er.

Messi kann nicht verlieren. Er ist es auch nicht gewohnt. Zumindest, wenn es um seine Vereinskarriere geht. Messi, inzwischen 29 Jahre alt, hat alles gewonnen. Viele Vereine wären glücklich, wenn sie nur einen Teil seines Titel-Portfolios vorweisen könnten, allein achtmal wurde er mit dem FC Barcelona spanischer Meister. Viermal führte er die Katalanen zum Gewinn der Champions League. Der FC Barcelona, das ist sein Verein. Mit 13 Jahren schulte er bereits in dessen Nachwuchsabteilung ein, weit weg von seiner Heimatstadt Rosario.

Die Wiege von vielen außerordentlichen Fußballern – nur hat Messi weder dort noch woanders in Argentinien je für einen Verein im Erwachsenenbereich gespielt. Dass er seiner Heimat schon als Kind den Rücken kehrte, machte es für Messi nicht leichter. Seine Karriere in der Nationalmannschaft wurde zum Kampf um Anerkennung in Argentinien.

1,43 Meter groß war Messi bei seinem Wechsel gerade mal, 40 Kilo brachte er etwa auf die Waage. Noch heute ist Messis Spitzname „La Pulga“, der Floh. Die Kosten für eine Hormonbehandlung (rund 900 Euro monatlich) übernahm der FC Barcelona. Selbst wenn sich die finale Unterschrift nach einem vorläufigen Vertrag auf einer Serviette für Messi und seinen Vater und Manager Jorge noch quälend lang hinzog, hatten die Katalanen auf Anhieb die wundersame Begabung dieses Jungen erkannt. Was sich Messi bis heute bewahrt hat, ist die kindliche Freude am Fußball, den Spaß zu kicken. Messi will den Ball, möglichst lange, am besten immer. Eigensinnig war und ist er deswegen auf dem Feld nicht.

Nur hängt meist alles von ihm ab, erst recht in der Nationalmannschaft der Argentinier. Dass Messi einmal ein Tor nach einem Sololauf schoss, das dem Jahrhundert-Treffer Diego Maradonas im WM-Viertelfinale 1986 gegen England verblüffend glich – es passt. Wenn seine Nationalmannschaftskollegen über Messi reden, klingt selbst das wie eine Huldigung. 

Aber nicht mal zusammen konnten der alte Messias Maradona und der neue Messias Messi ihrem Heimatland den so ersehnten dritten WM-Titel nach 1978 und 1986 bescheren. 2010 scheiterte Messi mit Maradona als Trainer wieder im Viertelfinale an Deutschland – diesmal spielte er, konnte aber nichts ausrichten. Und auch das Finale vor zwei Jahren in Brasilien endete mit einer Niederlage für Messi gegen die DFB-Elf. 113 Länderspiele sind es mittlerweile, 55 Tore, mehr als jeder andere Argentinier. Nie hat es aber für einen Titel gereicht. 

Junioren-Weltmeister 2005 und Olympiasieger 2008 – das bleibt nun, wenn es nach Messi geht, als Empfehlung auf seiner Visitenkarte stehen. Über Auszeiten von der Nationalmannschaft wurde oft spekuliert. Die vergangenen Monate mit den Schlagzeilen um Steuerhinterziehung inklusive Gerichtsprozess kurz vor dem Beginn der Copa America Centenario zehrten womöglich zusätzlich an dem Sportler. Jetzt jedenfalls will er die Fußballschuhe für die Nationalmannschaft nicht mehr anziehen.

(dpa)

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