Nach dem Olympia-Aus: Fußball-EM 2024 in Gefahr?

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Reinhard Rauball forderte eine gründliche Untersuchung der Ursachen für die Hamburger Olympia-Ablehnung.Foto: Gregor Fischer/dpa
Epoch Times1. Dezember 2015
Olympische Spiele in Hamburg, Fußball-EM im ganzen Land: 2024 sollte es einen großen Sportsommer in Deutschland geben. Steht nach dem Nein der Hamburger zu Olympia nun auch die erhoffte Ausrichtung der EURO durch den Deutschen Fußball-Bund auf der Kippe?

Eigentlich galt Deutschland als großer Favorit – und der Zuschlag durch die Europäische Fußball-Union 2017 als ziemlich sicher. Doch die Ausgangslage hat sich in den vergangenen Tagen, Wochen und Monaten deutlich verändert.

Das negative Votum aus der Hansestadt ist nur das aktuelle Beispiel dafür, dass viele Deutsche Großprojekten zunehmend skeptisch gegenüberstehen. Auch gegen den Berliner Pannen-Flughafen BER und die Winterspiele in München und Garmisch-Partenkirchen gab es Widerstand in der Bevölkerung. Zudem wecken die DFB-Affäre und der Korruptionsskandal im Fußball-Weltverband FIFA sowie die damit verbundenen personellen Konsequenzen Zweifel, ob es mit dem EM-Zuschlag für Deutschland so glattgehen wird.

Der DFB bedauerte das Nein der Hamburger zu Olympia. „Dieses Signal sollte der gesamte Sport in Deutschland sehr ernst nehmen“, sagte DFB-Interimspräsident Reinhard Rauball und forderte eine gründliche Untersuchung der Ursachen. „Wenn wir die genauen Gründe für das Nein kennen, können wir die entsprechenden Argumente auch bei der Bewerbung für die EM 2024 berücksichtigen und auf Vorbehalte aus der Bevölkerung eingehen.“

Rainer Koch, der zweite Übergangsnachfolger des zurückgetretenen Wolfgang Niersbach, betonte jedoch, dass eine Fußball-EM unter anderen Voraussetzungen stattfinden würde als Olympische Spiele. Er sprach von anderen Rahmenbedingungen, „zumal wir an vielen Orten auf eine bestehende Stadion-Struktur aufbauen könnten und sich die Finanzierungsfragen in der Form nicht stellen“.

Deutschland verfügt über viele Fußball-Arenen, die erst vor der Weltmeisterschaft 2006 neu gebaut oder modernisiert wurden. Außerdem sei die Begeisterung für den Fußball in Deutschland extrem groß. „Diese hohe Identifikation ist die wichtigste Grundlage, wenn man sich für eine EM bewerben möchte“, meinte Koch.

Auch Rauball stellte klar, „dass es deutliche Unterschiede zwischen beiden Großereignissen gibt“. So werde eine EM-Endrunde nicht wie Olympia in einer Stadt und deren Umgebung, sondern an verschiedenen Standorten in der Bundesrepublik ausgetragen. Das hat rechtliche Konsequenzen: Ein Referendum wie in Hamburg gibt es vor einer EM-Bewerbung nicht. Denn Volksentscheide auf Bundesebene sind nicht im Grundgesetz vorgesehen.

Das Nein der Hanseaten zu Olympia wird deshalb keine direkte Auswirkung auf die geplante EM-Bewerbung haben. Die Konsequenzen der Skandale im DFB und in der UEFA könnten dagegen schwerer wiegen.

Mit Niersbach, der als DFB-Präsident zurückgetreten ist, hat ein wichtiger Förderer der EM-Bewerbung einen mächtigen Posten verloren. Seinen Platz im UEFA-Exekutivkomitee besitzt er allerdings noch. Michel Platini, der ein gutes Verhältnis zum ehemaligen DFB-Oberhaupt hat, und ebenfalls die deutsche EM-Bewerbung unterstützt, muss dagegen um sein UEFA-Präsidentenamt bangen.

Nach seiner Suspendierung von allen Ämtern durch die FIFA-Ethikkommission ist fraglich, ob Platini noch UEFA-Präsident ist, wenn der Verband den Ausrichter der EURO 2024 bestimmt. Auch Niersbachs Verbleib im Exekutivkomitee ist keinesfalls sicher. Somit stehen zwei wichtige Fürsprecher einer EM 2024 in Deutschland auf der Kippe.

(dpa)

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