Gereifter Brähmer ohne Trainer auf Champions-League-Bühne

Das Turnier World Boxing Super Series ist die Champions League des Boxens. Der Schweriner Jürgen Brähmer ist dabei. Er hat es mit im Viertelfinale mit einem Amerikaner zu tun. Es winken pralle Börsen. Aber er hat ein Handicap.
Titelbild
Öffentliches Pressetraining mit Jürgen Brähmer vor der Boxgala in Schwerin.Foto:  Bernd Wüstneck/dpa
Epoch Times26. Oktober 2017

Je mehr Geld im Spiel ist, desto gelassener wird Jürgen Brähmer. „Große Kämpfe regen mich nicht auf, die machen mich ruhiger“, sagt der ehemalige Boxweltmeister vor dem Viertelfinalkampf im Top-Turnier World Boxing Super Series (WBSS) gegen den Amerikaner Rob Brant.

Am Freitagabend muss der Schweriner gegen den unbesiegten Rivalen in der Sport- und Kongresshalle seiner Heimatstadt antreten. „Es wird schwer für Rob, ganz schwer“, prophezeit Brähmer. Rund acht Millionen Euro winken dem Turniersieger im Supermittelgewicht. Geld, mit dem sich der 39-jährige Brähmer zufrieden aus dem aktiven Ringgeschäft zurückziehen könnte. Allein am Freitag erhält der Sieger eine Million Dollar (850 000 Euro) mehr als der Verlierer. „WBSS ist Champions League. Das ist die größte Bühne, die Jürgen je betreten hat“, schwärmt Mitveranstalter Kalle Sauerland.

„Ob ein paar Euro mehr oder weniger – das ist nicht so interessant“, behauptet Brähmer lächelnd. Doch der Ex-Champion ist ein Schlitzohr. Wenn es um Finanzen geht, macht dem Geschäftsmann keiner etwas vor. Stimmt die Börse nicht, wie früher beim Hamburger Universum-Stall, steigt er eben nicht in den Ring. Diesmal aber stimmt alles. „Das Turnier ist wie auf mich zugeschnitten“, meint der Routinier.

Ein Karriere-Abschluss mit der Muhammad-Ali-Trophy wäre für Brähmer ein goldiger Abschied aus dem Seilgeviert. Doch die Gegnerschaft in dem Achter-Turnier ist erlesen. WBA-Superchampion George Groves, IBO-Weltmeister Chris Eubank und Callum Smith, allesamt Briten, haben sich bereits für das Halbfinale qualifiziert. „Vorsicht! Im Ausland gilt Brant als Favorit. Das wird ein hartes Ding“, warnt Sauerland.

Interessant: Der in 22 Kämpfen unbesiegte Nordamerikameister Brant kommt aus dem Mittelgewicht (72,574 kg) hoch, Brähmer steigt aus dem Halbschwergewicht (79,378) ab. Das Limit im Supermittel liegt bei 76,203 Kilo. Sauerland rätselt: „Hat Brant jetzt mehr Geschwindigkeit oder Jürgen mehr Kraft eingebüßt?“ Wer das sehen will, muss im Pay-TV (Sky Select) oder Internet (ranfighting.de) 15 Euro bezahlen.

Bei einem Sieg über Brant würde der einzig verbliebene deutsche Teilnehmer in der Vorschlussrunde auf Smith treffen. Ex-Champion Arthur Abraham war bereits in der Qualifikation gescheitert, Marco Huck schied in der ersten Runde des Cruisergewichts aus.

So liegt es am einstigen Jahrhunderttalent Brähmer, die deutsche Fahne am Flattern zu halten. „Jürgen ist gereift. Die Verantwortung, die er als Trainer für Tyron Zeuge hat, überträgt er auf sich selbst“, sagt sein Coach Michael Timm und ergänzt: „Wer den nicht einfachen Zeuge zum Weltmeister macht, kann sich einen Stern auf die Schulter nieten.“

Timm wird Brähmer im Kampf aber nicht zur Seite stehen. Seine in Australien lebende Tocher Julia heiratet zwei Tage später in Indien. Vater Timm will sich das Ereignis nicht entgehen lassen. „Kein Problem“, meint Brähmer. „Ich bin in der Ringecke ohnehin schwer zu steuern. Da muss mich keiner vollquatschen.“ Timm hält sich dran. Früher aber, sagt Brähmer, habe er Trainer gehabt, die ihn während des Kampfes mit Anweisungen zutexteten. „Ich brauche keinen Klugscheißer in der Ecke. Ich brauche auch keinen, der mich motiviert“, betont er. „Das mache ich selbst.“ Als Ecken-Steher muss nun Konditionstrainer Sebastian Förster herhalten. (dpa)



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