Psychospielchen vs. Ruhe: Hitziges Rückspiel erwartet

Der VfL Wolfsburg kann sich im Relegationsrückspiel beim kleinen Nachbarn Eintracht Braunschweig auf einiges einstellen. Braunschweigs Coach Lieberknecht hat das Psychoduell eröffnet. Dem VfL droht im Bundesliga-Jubiläumsjahr der Abstieg.
Titelbild
Wolfsburgs Philipp Wollscheid (l) und Braunschweigs Onel Hernandez (M) kämpfen um den Ball.Foto: Peter Steffen/dpa
Epoch Times28. Mai 2017

Die erneuten Psychospielchen aus Braunschweig vor dem brisanten Relegations-Rückspiel dürfte der VfL Wolfsburg trotz der ostwestfälischen Abgeschiedenheit registriert haben.

Als Eintracht Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht dem großen Nachbarn aus der Bundesliga erneut eine extrem hitzige Atmosphäre für Montagabend (20.30 Uhr) versprach, genoss der VW-Club noch die Ruhe in der Klosterpforte in Marienfeld bei Bielefeld. Damit ist es am Montag vorbei.

„Es ist nicht angenehm, bei uns zu spielen. Die Fans werden schon Dampf geben“, sagte Lieberknecht mit ruhiger, aber entschlossener Stimme und fügte hinzu: „Die Emotionalität gehört dazu.“ Die Vorkommnisse beim 0:1 im Hinspiel am Donnerstag beim Bundesligisten hat der Zweitliga-Dritte nicht vergessen.

Der unberechtigte Elfmeter, der zum Wolfsburger Siegtor durch Mario Gomez geführt hatte und die Affäre um unter Wasser gesetzte Braunschweiger Schuhe vor dem Spiel hatte Lieberknecht schon da zur maximalen Motivation seiner Spieler genutzt. Ein „Feuerwerk“ hatte der Eintracht-Coach dem VfL versprochen. Positiv war das nicht gemeint. In die Kiste der Psycho-Kniffe griff der 43-Jährige nun wieder: „Niemand hätte so sehr den Aufstieg verdient wie wir.“

Fakt ist: Niemand fürchtet den Abstieg so sehr wie der VW-Club. Die Kurz-Trainingslager vor dem Hinspiel in den Niederlanden und nun erneut vor dem Rückspiel in Ostwestfalen verdeutlichen dies. So facettenreich wie die gesamte – völlig verkorkste – Saison des Vizemeister und Pokalsiegers von 2015 war auch die Strategie der Führungskräfte im Kampf gegen den Abstieg bislang. Manager-Novize Olaf Rebbe versuchte es mit gespieltem Selbstbewusstsein. „Der VfL Wolfsburg wird mit Andries Jonker und Olaf Rebbe nicht absteigen“, war einer der markanteren Sprüche des 39-Jährigen.

Im Hinblick auf die Relegation legte der Nachfolger von Klaus Allofs nach: „Mit Verlaub, wir sind der Erstligist.“ Francisco Javier Garcia Sanz, VW-Vorstandsmitglied und VfL-Aufsichtsratschef, stellte dagegen einen bemerkenswerten Vergleich zwischen dem Abgas-Skandal beim Mutterkonzern und den Leistungen der VfL-Profis her. „Das Unternehmen Volkswagen hat ein sehr schweres Jahr hinter sich, das hat sich vielleicht auf die Mannschaft übertragen“, sagte Garcia Sanz. Wer wollte, konnte daraus ein Alibi für die Spieler heraus hören.

Besonders sicher scheint sich der tief gestürzte VfL trotz der dünnen Führung aus dem Hinspiel jedenfalls nicht zu sein. Kein Wunder, der Noch-Bundesligist steht vor dem Absturz in die Zweitklassigkeit. Dabei wollte der VW-Club noch mit ganz anderer Besetzung zum Beginn der Saison dem Selbstverständnis nach in die Champions League. Nach zwei Trainerwechseln, dem Aus von zwei Geschäftsführern und dem Austausch des Sportchefs sieht die Realität anders aus. Ausgerechnet in dem Sommer, in dem der VfL die 20-jährige Bundesliga-Zugehörigkeit groß feiert, könnte diese bald Zweitklassigkeit heißen.

Daher ist es fast logisch, dass die Unsicherheiten in Wolfsburg vor dem Finale um die Bundesliga-Zugehörigkeit wesentlich größer sind. Die künftige VW-Unterstützung wird eh schon seit Monaten diskutiert, wie sähe diese bei einem Abstieg aus? „Der VfL ist eine 100-Prozent-Tochter von VW; VW lässt keine Tochter fallen“, sagte Garcia Sanz vor der Relegation zwar, blieb ansonsten aber verdächtig vage: „Wir werden alles ab Dienstag besprechen, vorher nicht.“

Dies gilt auch im Hinblick auf die vielen Spekulationen über die Zukunft von Torjäger Gomez – der personifizierten Lebensversicherung der Wolfsburger. Nach der Saison kann der 31-Jährige trotz seines noch bis 2019 laufenden Vertrages gehen – so oder so. Eine festgeschriebene Ablöse, die nach Informationen der „Bild“ bei zehn Millionen Euro liegen soll, macht dies möglich. Sollte der VfL absteigen, darf ein Abgang Gomez‘ als sicher betrachtet werden. Dann hätte der Ex-Meister indes auch ganz andere Probleme als der kleine Nachbar bei einem weiteren Jahr in der Zweitklassigkeit. (dpa)



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