Tristes Jubiläum in der Provinz: Zidane bei Real unter Druck

Am 4. Januar 2016 wurde Zinédine Zidane bei Real Madrid inmitten der Krise zum Cheftrainer befördert. Ohne jegliche Coacherfahrung im Spitzenfußball holte er anschließend acht von zehn möglichen Titeln. Zwei Jahre später steht er in Madrid jedoch mächtig unter Druck.
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Zinédine Zidane ist seit zwei Jahren Cheftrainer von Real Madrid.Foto: Francisco Seco/dpa
Epoch Times3. Januar 2018

Für sein zweijähriges Jubiläum als Cheftrainer von Real Madrid hätte sich Zinédine Zidane sicher einen freundlicheren Schauplatz gewünscht.

Der Champions-League-Sieger muss am Donnerstag im Achtelfinal-Hinspiel des spanischen Pokals beim Zweitliga-Fünften CD Numancia in Soria antreten – einer der im Winter kältesten Städte Spaniens. Doch nicht nur die Reise in die Fußball-Provinz dürfte Zidanes Freude über sein Amtsjubiläum trüben. Denn spätestens seit der 0:3-Liga-Heimpleite gegen Erzrivale FC Barcelona kurz vor Weihnachten steht der Franzose in Madrid in der Kritik.

„Es herrscht viel Skepsis, der Druck könnte in Soria nicht größer sein“, schrieb die Sportzeitung „Mundo Deportivo“. Das  Konkurrenzblatt „Marca“ sprach unterdessen schon von einer Krise bei den Königlichen. Dem sogenannten Königs-Pokal, der „Copa del Rey“ – in Spanien oft gering geschätzt – komme nun „maximale Priorität“ zu.

Dass ein Coach, der in zwei Jahren nicht weniger als acht von zehn möglichen Titeln und zwei Mal die europäische Königsklasse gewonnen hat, derart schnell in die Kritik geraten kann, mag für viele außerhalb Spaniens völlig unverständlich sein. Denn der 45-Jährige aus Marseille ist gemeinsam mit Luis Molowny der zweiterfolgreichste Trainer in der Geschichte von Real Madrid, nur Clublegende Miguel Muñoz (1922-1990) gewann als Coach mehr Trophäen. Für seine 14 Titel benötigte der frühere Mittelfeldmann aber immerhin 14 Spielzeiten.

Doch Zidane weiß besser als die meisten, wie es bei Real zugeht. Schon seit mehr als 16 Jahren kennt der Weltmeister von 1998 und dreimalige Weltfußballer den Club. Im Sommer 2001 wechselte er von Juventus Turin ins Estadio Santiago Bernabéu. Zunächst war er fünf Jahre lang auf dem Rasen sehr erfolgreich, danach blieb er als Berater, Sportdirektor und Trainer der zweiten Mannschaft im Club.

Vor zwei Jahren ersetzte „Zizou“ dann in einer Krisenlage den gefeuerten Rafael Benítez, um die Saison zu retten. Dabei hatte der Mann ohne jegliche Coacherfahrung im Profifußball wenige Woche zuvor gesagt, er sei für ein Trainerengagement bei einem Spitzenteam „noch nicht so weit“. Beim Sprung ins kalte Wasser kam ihm dann sicher zugute, dass er viele Real-Profis aus seiner Zeit als Sportdirektor gut kannte. Mit Kapitän Sergio Ramos hatte er sogar noch zusammen gespielt. Der Ex-Regisseur wurde auch deshalb, ganz anders als Benítez, von den Profis respektiert. Wenige Monate nach seiner Beförderung holte er erstmals als Trainer die Champions League. 

Doch Respekt und vergangene Titel sind bei Real längst nicht alles. „In diesem Club geben wir uns nie zufrieden, wir wollen immer mehr“, sagte Clubboss Florentino Pérez im Dezember nach dem Gewinn der Club-WM. Dass die Profis um Weltfußballer Cristiano Ronaldo und Weltmeister Toni Kroos die Titelverteidigung in der Primera División wenige Tage später nach der Pleite gegen Barça bei 14 Punkten Rückstand auf den Tabellenführer praktisch abschreiben mussten, war für den ehrgeizigen Unternehmer sicher ein herber Schlag.

Zu allem Übel muss sich Real im Februar in der Champions League mit dem Starensemble von Paris Saint-Germain von Superstar Neymar und Weltmeister Julian Draxler messen. Ein frühes Aus der seit Monaten schwächelnden Madrilenen wäre sicher keine Überraschung. Zidane droht ein heißer Winter. Zumal der Trainer von Fans und Medien wegen mehrerer Entscheidungen zuletzt heftig kritisiert wurde.

Zidane jedoch verteidigt seine umstrittenen Aufstellungen und hält daran fest. „Ich bereue nichts“, sagte der Coach kurz nach dem Barça-Spiel. „Ich bin der Trainer und ich treffe die Entscheidungen.“ Gegen Numancia will er im Pokal mehrere Stars schonen. Allerdings sollte der Coach gewarnt sein: Im FC Málaga haben die Hausherren diese Saison bereits einen Erstligisten aus dem Pokal geworfen. (dpa)



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