Trost für Teamplayer Rosberg – Genießerzeit für Hamilton

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Nico Rosberg ordnete sich der Stallorder unter.Foto:  Srdjan Suki/dpa
Epoch Times30. Mai 2016
Im Appartement seiner Eltern mit Meerblick versuchte Nico Rosberg, den Frust erst mal zu vergessen. Abschalten mit der Familie, „auf andere Gedanken kommen nach so einem Tag“, erzählte er in seiner Videobotschaft vom Balkon hoch über Monte Carlo.

Dass er sich das Prädikat Teamplayer an einem Tag, „an dem alles eine Katastrophe“ war, verdient hatte, wird ihm im erbitterten Duell mit seinem Teamkollegen Lewis Hamilton wenig nützen. Denn der Titelverteidiger und Dreifach-Champion demonstrierte auf der Strecke zur rechten Zeit gegenüber den wiedererstarkten Red Bulls und auch im Nachklang gegenüber Rosberg: Ich bin wieder da.

Als sein deutscher Widersacher im Motorhome des gemeinsamen Arbeitgebers sachlich und analytisch den internationalen Pressevertretern seinen siebten Platz und die Richtigkeit der Stallorder zu seinen Ungunsten erklärte, stand Hamilton nur zwei Meter entfernt. Ungewöhnlich. Normalerweise kommt der eine erst, nachdem der andere fertig ist. Diesmal nicht.

Hamilton, sein selbst entworfenes lila Base-Cap auf dem Kopf, trug bereits zivil, Jeansjacke mit einem Symbol am Rücken. Er trank mal einen Schluck Wasser und tippte auf seinem Handy, während Rosberg betonte, dass er sich trotz der Enttäuschung über die eigene Platzierung teilweise für das Team freuen könne, weil Mercedes das Rennen gewonnen hat.

Ob er sich auch für Hamilton freuen könne? „Ich denke mal, ich respektiere ihn sehr, er hat es verdient, heute zu gewinnen, das war’s.“ Auf den aufmunternden Schulterklaps von Hamilton bei der Mikro-Übergabe hätte Rosberg vermutlich auch verzichten können.

Auf 24 Punkte schmolz der Vorsprung von Rosberg (106) auf Hamilton (82). Das war aber nur eine Seite des Sieges beim Klassiker in Monte Carlo. Erst dreimal gelang es einem Fahrer in den vergangenen zehn Jahren von einem anderen Platz als der Pole zu gewinnen – vor einem Jahr war es Rosberg, weil Mercedes Hamilton durch eine falsche Taktik des Sieges beraubt hatte, 2008 und 2016 war es Hamilton.

Er profitierte dabei vom Pech Daniel Ricciardos, für den bei einem Boxenstopp nicht die richtigen Reifen in der Red-Bull-Garage parat lagen. Ansonsten zeigte zumindest der Klassiker mit seinen eigenen Gesetzen: Red Bull ist nah herangekommen und macht Ferrari mit Sebastian Vettel die Verfolgerrolle streitig.

Der viermalige Weltmeister aus Heppenheim ärgerte sich noch lange über sich selbst, dass er es nicht geschafft hatte, Felipe Massa im Williams zu überholen und so letztlich nur Vierter wurde. „Selbst wenn es unmöglich ist, muss ich es einfach möglich machen“, meinte er. Von einer Brücke werde aber nicht springen, sagte er mit einem Schmunzeln. „Es gibt keinen Grund zur Panik.“ Vettel weiß aber, dass Mercedes immer noch ein Stück entfernt ist.

Dort fiel aber auch von einigen eine Last ab. „Es ist eine große Erleichterung, dass wir diesen Sieg mit ihm geschafft haben nach dieser üblen Pechsträhne“, betonte Teamchef Toto Wolff. Die vergangenen Wochen, in denen Hamilton in China und Russland unter anderem in der Qualifikation von einem defekten Hybridsystem ausgebremst worden war, hätten den Briten gestärkt – und auch ihre Beziehung, meinte Wolff. „Wir hatten viele Diskussion und schwere Momente. Wir brauchten diesen Sieg, er brauchte diesen Sieg.“

Diesen 44. in seiner Karriere. „Das ist so eine spezielle Zahl für mich und meine Familie, ich kann nicht glauben, dass ich jetzt 44 Siege geschafft habe in der Formel 1“, sagte Hamilton. „Ich will das jetzt genießen, weil das nur einmal passiert.“ Sieben Grand-Prix- Erfolge fehlen Hamilton noch, dann zieht er mit dem viermaligen Weltmeister Alain Prost gleich. Und nun kommt Kanada. Dort gewann Hamilton bereits viermal. Und Rosberg noch nie.

(dpa)

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