Das Digitale Debakel: Job-Killer Internet ist eine „Riesen-Scheiss-Pleite“

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DAS DIGITALE DEBAKEL von Andrew Keen Neuerscheinung bei DVAFoto: Cover DVA
Von 3. Februar 2015

Das Internet ist ein wirtschaftliches, kulturelles und gesellschaftliches Debakel. Andrew Keen liefert in „Das Digitale Debakel“ eine scharfe, pointierte Analyse unserer vernetzten Welt und zeigt, was sich ändern muss, um ein endgültiges Scheitern des Internets zu verhindern. „Der Erfolg des Internets ist in Wirklichkeit eine riesige Pleite. Eine Riesen-Scheiss-Pleite“, so der Buchautor.

Nicht die Gesellschaft profitiert von einer „hypervernetzten“ Welt, sondern eine elitäre Gruppe junger weißer Männer. Was ihnen immer mehr Reichtum beschert, macht uns in vielerlei Hinsicht ärmer.  Das Internet vernichtet Arbeitsplätze, unterbindet den Wettbewerb und befördert Intoleranz und Voyeurismus. Es ist kein Ort der Freiheit, sondern ein Überwachungsapparat, dem wir kosten- und bedenkenlos zuarbeiten.

Wer entscheidet über das Internet?

Das Internet hat versagt. Trotz seiner offenen, dezentralen Struktur hat es uns nicht mehr Chancengleichheit und Vielfalt gebracht, im Gegenteil. Es vergrößert die wirtschaftliche und kulturelle Ungleichheit. Der Silicon-Valley-Insider Andrew Keen öffnet dem Leser die Augen und fordert uns auf, staatlicher Untätigkeit und Internetmonopolisten wie GOOGLE und AMAZON den Kampf anzusagen. Die amerikanische Originalausgabe „The Internet is NOT the Answer“ erschien am 22. Dezember 2014, die deutsche Ausgabe vier Wochen später.

„Die wichtigste Revolution des 21. Jahrhunderts war bislang keine politische. Es ist die Revolution der Informationstechnologie“, erklärt David Runciman, Politikwissenschaftler der Universität Cambridge. Wir stehen an der Schwelle zu einem unbekannten Land, einer vollkommen  von Daten durchtränkten Welt, die der britische Autor John Lanchester als „völlig neuartige menschliche Gesellschaft“ bezeichnet hat. Von dem 1962 in Hamburg geborenen Lanchester erschien im August 2013 sein Bestseller über die bizarre Geschichte der Finanzwelt: „Warum jeder jedem etwas schuldet und keiner jemals etwas zurückzahlt.“

Der weltweit wichtigste Trend ist heute, dass die Globalisierung und die Revolution der Informationstechnologie eine gänzlich neue Dimension erreicht haben“, fügt der New York Times-Kolumnist Thomas Friedman hinzu.

Dank Cloud Computing, Robotertechnik, Facebook, Google, LinkedIn, Twitter, iPad und billigen Smartphones sei die Welt „nicht mehr vernetzt, sondern hypervernetzt“, so Friedman.

Wenn es um „Big Data“, die gewaltige Datenflut und die digitale Zukunft geht, stehen wir ganz am Anfang. Trotz der bereits hervorgebrachten Hochgeschwindigkeits-Verbindungen müssen unsere Gesellschaften erst noch bestimmen, wie all dies genutzt werden wird, mit welcher Absicht und wer darüber entscheidet.

Die großen Technologiekonzerne wollen uns glauben machen, dass eine für jeden erfolgsversprechende Zukunft auf den Markt gebracht wird – aber in Wirklichkeit geht es nach ihren Vorstellungen und gemäß den sogenannten objektiven Anforderungen an die technische Entwicklung als Antreiber wirtschaftlichen Wachstums auf einem freien Markt.

Aber was eine Epoche ausmacht, ist mehr als ihre Technologie. Im Zeitalter der Massenproduktion waren Maschinen nicht alles.  Es setzte Arbeiter, Ange-stellte und Konsumenten voraus. Menschen bedeuteten etwas. Zweitens war diese Epoche von der allmählichen Entwicklung legislativer, legaler und sozialer Institutionen geprägt, welche die sozial förderliche Dynamik des Kapitalismus verstärkten und seine Exzesse bändigten.

Der Anfang unserer Forderungen

Unser neues Zeitalter wird letztlich durch die Ideen geprägt werden, die uns die Kraft verleihen, neue Formen des Marktes und neue Institutionen zu fordern. Das Leben im Jahre 2050 hängt von solchen noch nicht eingetretenen Entwicklungen ab; wenn wir zurück schauen, werden wir die heutige Zeit, unsere Zeit, als den Anfang sehen.

Die Analyse riesiger Datensätze begann als eine Methode zur Reduktion von Unsicherheit, indem man die Wahrscheinlichkeiten zukünftiger Muster im Verhalten von Menschen und Systemen untersuchte. Heute hat sich der Schwerpunkt geräuschlos verlagert: sowohl in Richtung auf eine kommerzielle Monetarisierung des Wissens über gegenwärtiges Verhalten als auch hin zu einer Beeinflussung und Umformung entstehenden Verhaltens mit dem Ziel, zukünftige Einnahmequellen zu erschließen. Es besteht die Möglichkeit, zu analysieren, vorherzusagen und umzuformen, während gleichzeitig aus jedem Glied in der Wertschöpfungskette Profit gemacht wird.

„Big Data“-Unternehmen  GOOGLE

Das größte und erfolgreichste „Big Data“-Unternehmen ist GOOGLE, weil es mit der meistbesuchten Webseite über die meisten Datenderivate verfügt. Durch Googles algorithmische Methode für zielgerichtete Online-Werbung ist die gewaltige Internetmachtposition gelungen. Jede Handlung, die ein Nutzer vollzieht, gilt als ein Signal, das analysiert und wieder in das System rückgemeldet werden soll. Facebook, LinkedIn, Yahoo, Twitter und Tausende anderer Unternehmen und Apps verhalten sich ähnlich.

Februar 2014: Auf der Rangliste der Unternehmen mit dem weltweit höchsten Marktwert ist Google auf Platz zwei vorgestoßen. Der Internetriese überholte den Ölkonzern ExxonMobil und landete damit direkt hinter dem US-Rivalen Apple. Beim Börsenschluss hatte Google an der New Yorker Börse einen Börsenwert von 394 Milliarden Dollar (289 Milliarden Euro) und damit erstmals mehr als Exxon mit 388 Milliarden Dollar. Apple blieb mit knapp 472 Milliarden Dollar in Führung. 

„Der gläserne Mensch“

Besonders eindrucksvoll das Buchkapitel 7: „Der gläserne Mensch“

„Im neuen digitalen Überwachungsstaat werden wir von jeder lieblosen Institution beobachtet – von den Big-Data-Unternehmen in Silicon Valley, vom Staat, von Versicherungsunternehmen, von der Krankenkasse, von der Polizei und von rücksichtslos utilitaristischen Arbeitgebern wie AMAZON mit seinen nach wissenschaftlichen Prinzipien geführten Auslieferungslagern. Big-Data-Unternehmen werden wissen, was wir gestern gemacht haben, was wir heute tun und – dank immer besserer Prognosetechniken – was wir morgen tun werden. Und sie werden unsere Daten nicht nutzen, um uns einen Dienst zu erweisen, sondern um Geld damit zu verdienen…“

Eine erschreckende Beschreibung unserer Welt von morgen, die bereits heute Realität ist. Ist das Zeitalter des „homo sapiens“, des wissenden und weisen Menschen vorbei? Wird der digitalisierte Mensch ein moderner Sklave sein, im Gefängnis des Internets, das von unsichtbaren Machthabern gewissenlos betrieben wird?

Ich habe das Buch von Andrew Keen drei Mal gelesen – das habe ich noch nie gemacht.

Foto: Cover DVA

Andrew Keen

Das Digitale Debakel

Gebundene Ausgabe: 320 Seiten

Deutsche Verlags-Anstalt (19. Januar 2015)

ISBN-10: 3421046476

Euro: 19.99



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