Unternehmen wollen einen „Generalschlüssel“ für’s Internet erschaffen – Eine persönliche Identität für alle Web-Aktivitäten

Mehrere Großunternehmen Deutschland wollen bis 2018 einen gemeinsamen "Generalschlüssel" für Aktivitäten im Internet erschaffen: Mit nur einem Schlüssel könnten Nutzer dann alle Behördengänge und Online-Banking erledigen, Tickets kaufen, Kontaktbörsen nutzen oder Leihfahrzeuge mieten.
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Deutsche Großunternehmen wollen bis 2018 eine "gemeinsame branchenübergreifende Registrierungs-, Identitäts- und Datenplattform schaffen" - Ein Bild aus der Ausstellung Robotville, 2011, London.Foto: Oli Scarff/Getty Images
Epoch Times8. Mai 2017

Einmal online registrieren – dann mit dem „Generalschlüssel“ Angebote etlicher Unternehmen nutzen: Mehrere deutsche Großunternehmen wollen eine gemeinsame Datenplattform schaffen, auf der sich Nutzer registrieren und identifizieren können.

Allianz, Axel-Springer-Verlag, Daimler und weitere Firmen unterzeichneten eine entsprechende Absichtserklärung, wie sie am Montag mitteilten. Langfristig ist geplant, dass Bürger auch ihre Behördengänge auf diese Weise erledigen. Nutzer sollten ihren Identitätsschlüssel aber gut schützen.

Bereits jetzt ist es möglich, sich zum Beispiel bei Online-Ticketanbietern oder Kontaktbörsen direkt mit der Facebook-Identität anzumelden, um die Inhalte zu nutzen. So müssen Internetnutzer nicht überall neue Anmeldedaten hinterlegen.

Ziel: Eine „gemeinsame branchenübergreifende Registrierungs-, Identitäts- und Datenplattform schaffen“

An dieser Stelle setzen die genannten Unternehmen an, sie wollen eine „gemeinsame branchenübergreifende Registrierungs-, Identitäts- und Datenplattform schaffen“. Bis Mitte 2018 soll es soweit sein.

„Die Europäer sollten sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen“, sagte ein Sprecher der Deutschen Bank, die auch an der Initiative beteiligt ist, mit Bezug auf die Konkurrenz aus den USA. Europa müsse seine Stärken in der Digitalisierung „voll ausspielen“, erklärte Deutsche-Bank-Manager Christian Sewing.

Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner erklärte, nutzerfreundliche Registrierungsmodelle seien für „alle Angebote eines digitalen Verlags ein wesentlicher Erfolgsfaktor“.

Noch steckt das Projekt in den Kinderschuhen, technische Details sind bislang unklar. Geplant ist aber, dass Internetnutzer sich auf der Plattform registrieren und identifizieren und im Gegenzug einen konkreten Schlüssel erhalten.

Mit dem können sie dann die Angebote ihrer Bank und ihrer Versicherung nutzen, digital lesen und sich künftig vielleicht ein Auto leihen oder einen Flug buchen. Auch mit der Deutschen Telekom laufen Gespräche über eine Mitarbeit.

Höchste Standards des Datenschutz gefragt

Das Projekt, dem die zuständigen Wettbewerbsbehörden zustimmen müssen, wird auch vom Bundeswirtschaftsministerium unterstützt. Der Erklärung der Unternehmen zufolge ist künftig auch ein digitaler Behördenzugang denkbar. Mit dem „Generalschlüssel“ könnten dann also auch der neue Personalausweis oder ein Visum beantragt werden.

Die beteiligten Unternehmen stellen nicht nur auf die Nutzerfreundlichkeit der Initiative ab – schließlich ist es bequem, mit einem Schlüssel etliche Online-Angebote nutzen zu können.

Zugleich werben sie auch dafür, dass die Plattform „höchste Standards bei Datensicherheit und Datenschutz“ bieten und das EU-Datenschutzrecht einhalten soll. Die Nutzer könnten selbst bestimmen, welche Daten hinterlegt und weitergegeben werden sollen, heißt es – das sei bei Facebook und Google nicht der Fall.

Sicherheitsproblem: Alle beteiligten Unternehmen haben Zugriff auf die Daten

Allerdings ist auch der konkrete Registrierungsschlüssel dann eine Identität, die Nutzer gut schützen sollten. Je nachdem, wozu sie ihre Zustimmung gegeben haben, haben dann auch die anderen beteiligten Unternehmen Zugriff auf die Daten.

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen verwies auf ein „grundsätzliches Risiko“ bei zentralisierten Datenbanken hinsichtlich der Datensicherheit und des Datenschutzes. Die Verbraucherschützer sehen zudem aufgrund der großen Reichweite bei dem Verlust des Schlüssels ein hohes Gefahrenpotenzial.

Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet: Beteiligt sind das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme und die European School of Management and Technology. Außerdem sollen weitere Partner an Bord geholt werden – etwa Dax-Konzerne aus der Luftfahrtbranche und dem Handel. (afp)



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