Extreme Luftverschmutzung durch Kreuzfahrt-Schiffe

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Kreuzfahrt-Schiffe stoßen giftige Abgase aus.Foto: Eilert Voss Wattenrat
Von 11. Dezember 2012

 

NABU stinkt’s. Als Treibstoff verwenden die meisten Kreuzfahrt-Schiffe noch immer Schweröl – außer dort, wo es nicht erlaubt ist: in den Häfen, der Nord- und Ostsee und im Ärmelkanal. Schweröl ist ein Abfallprodukt aus der Ölindustrie. „Eigentlich ist es Sondermüll“, sagt Daniel Rieger, Projektreferent Verkehrspolitik beim NABU, im Gespräch mit der Epoch Times. Bei der Verbrennung im Motor der Kreuzfahrt-Schiffe entstehen Rußpartikel und Stickoxide. Laut NABU stößt ein einziger dieser Ozeanriesen auf einer Kreuzfahrt so viele Schadstoffe aus wie fünf Millionen Pkws auf der gleichen Strecke.

Rußpartikel – schädlich für Gesundheit und Gletscher

Rußpartikel gelten als krebserregend. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind diese Rußpartikel etwa so schädlich wie Asbest. Rußpartikel fördern zudem das Abschmelzen von Arktis und Gletschern. Wenn sie sich durch Winde herangetragen auf dem weißen Eis ablagern, verhindern sie die Reflektion der Sonnenstrahlen und nehmen selbst Wärme auf. Ein Grad der Klimaerwärmung in der Arktis soll auf das Konto der Rußpartikel gehen.

Schiffsdiesel mit 0,1 Prozent Schwefel hat 100 Mal mehr Anteile Schwefel als Diesel für Pkws. Schweröl enthält im Schnitt sogar das 2.800-fache an Schwefel. Während Diesel betriebene Pkws mit einem Rußpartikelfilter ausgestattet sein müssen, pusten Kreuzfahrt-Schiffe ihre Abgase ungefiltert in die Luft.

Traumschiffe als Drecksschleudern

Somit sind die sogenannten Traumschiffe wahrlich Drecksschleudern. Doch es gäbe Mittel, damit Kreuzfahrten keine dreckigen Geschäfte sind. Eine junge Dame zeigte eines davon bereits im Mai auf dem Hamburger Hafengeburtstag. Sie trug ein Schild mit der Aufschrift: „I love Rußpartikelfilter“. Sie gehörte zu einer Gruppe der NAJU (Naturschutzjugend), die dort für eine sauberere Kreuzfahrt-Schifferei warben. Laut Umweltorganisationen ginge das deutlich sauberer. Zum einen mit einem Rußpartikelfilter – am besten gesetzlich vorgeschrieben. Zum anderen mit einem Stickoxidkatalysator (SCR-Kat.)

Zusätzlich erforderlich wären Landstromanschlüsse in den Häfen, wo ja der Hotelbetrieb in den Kreuzfahrt-Schiffen weiterläuft. Derzeit wird der Strom für den Hotelbetrieb im Hafen mit Schiffsdiesel erzeugt. Daniel Rieger erzählt der Epoch Times: „Hafenanwohner beschweren sich, dass sie jeden Tag ihre Fenster putzen müssen. Wer sich mit der Belastung für die Gesundheit auskennt, sagt, dass er eine dieser teuren Wohnungen in der Hamburger Hafencity nicht würde geschenkt haben wollen.“

Am besten für Umwelt und Gesundheit wären sicher die Verwendung umweltfreundlichere Antriebsmittel wie Wasserstoff.

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NABU-Plakatkampagne gestartet

Reedereien jedoch sehen anscheinend keinen Handlungsbedarf. NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller sagt: „Obwohl die Belastung der Bevölkerung durch Krebs erregende Rußpartikel und umweltschädliche Stickoxide seit Jahren zunimmt, wird in absehbarer Zeit gerade mal ein einziges Schiff mit moderner Abgastechnik ausgestattet. Alle anderen vermeintlichen Traumschiffe pusten Hafenanwohnern und Passagieren weiterhin ungeniert ihren Dreck um die Nase.“

Dinosaurier des Jahres

Vor einem Jahr bekam die Kreuzfahrtindustrie von der NABU Deutschland darum den peinlichsten Umweltpreis verpasst, den „Dinosaurier des Jahres“. Gleichzeitig hatte der NABU eine Anzeigenkampagne im Web gestartet. Die Anzeige zeigt einen Kapitän vor schwarz rauchenden Schornsteinen eines Kreuzfahrt-Schiffes. Text der Anzeige: „All-inclusive“ heißt bei uns: Rußpartikel, Stickoxide und Schweröl sind im Preis inbegriffen! – Ein Kreuzfahrtschiff verursacht so viele Abgase wie fünf Millionen Autos.

Seit dem 7. Dezember 2012 ist die Anzeige auch auf Großplakaten in Hamburg, Rostock und Berlin zusehen sowie in Zügen der Deutschen Bahn. „Drei Wochen sollen die Plakate hängen bleiben“, verrät Rieger der Epoch Times. Bringt das denn etwas? Das ist sicher nicht billig,  das kann man ja nicht immer machen.  Rieger sagt: „Nicht immer, aber immer wieder. Wir wollen so Druck auf die Reeder machen und ihnen immer wieder sagen: Ihr seid verantwortlich, für die Gesundheit der Menschen und für das Klima.“

Mülltrennung statt Rußpartikelfilter

In einigen Kreuzfahrt-Schiffen wurden Umweltoffiziere an Bord eingeführt. Diese kümmern sich um Dinge wie Mülltrennung, E-Sparlampen, Wasserfilterung. Das ist für sich eine gute Sache, wirkt aber angesichts der immensen Luftverschmutzung durch die giftigen Abgase wie Augenwischerei. Wenn es um Abgase geht, sprechen die Reedereien laut Rieger von CO2. Dieser Wert scheint bei den Kreuzfahrt-Schiffen im Rahmen zu sein. Aber das gilt für die Rußpartikel nicht. Die Epoch Times wird zum Wochenende selbst mit der TUI Cruises über Abgase sprechen. Morgen, am Mittwoch, den 12.12., gibt der Verband der Kreuzfahrtindustrie eine Stellungnahme zum Thema heraus.

 

 

 



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