Welternährung: Eine Herausforderung für die Zukunft? Wir müssen umdenken um zu überleben

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Foto: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
Von 12. Juni 2015

Was läuft eigentlich in unserem hochmodernem System falsch, das tonnenweise Essen weggeschmissen wird und dann verdirbt und verfault (in Deutschland ein Drittel der Lebensmittel!), aber weltweit alle drei Minuten ein Kind an Hunger stirbt? Während bei uns die meisten über ein Drittel der notwendigen Kalorien zu sich nehmen, hungern über 1 Milliarde Menschen auf dieser Erde.

Von daher hat der Bund das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz die Aktionen ins Leben gerufen „Du kannst das ändern.“ Über www.zugutfuerdietonne.de können Verbraucher sich Beispiele holen, wie übriggebliebene Lebensmittel noch verwertet werden können.

Denn uns ist mittlerweile allen klar: es gibt nur eine Welt auf der und mit der wir alle auskommen müssen – und zwar nicht nur heute, sondern morgen, übermorgen und auch in einer fernen Zukunft, die uns heute alle nicht betreffen wird. Es gibt nur diese eine Welt, auf der wir Platz und Ressourcen gerecht teilen, verteilen und auch mit ziemlicher Sicherheit um – ver – teilen müssen! Aber durch die Vermüllung unserer Erde, den schwerabbaubaren Giften, die ins Bodenwasser gelangen, gefährden wir diesen einzigartigen Lebensraum Erde. Welternährung: Eine Herausforderung für die Zukunft?

Einerseits wird viel Aufwand betrieben, Rohstoffe, künstliche und chemische Stoffe zu verarbeiten, um alles schick zu verpacken. Aber auf der anderen Seite fehlt wieder das Geld diesen Müll zu umweltverträglichen Bedingungen zu entsorgen.

Die Weltbevölkerung wächst, im Jahr 2050 werden wir definitiv 3 Milliarden Menschen mehr auf diesem Planeten beherbergen. Ackerland wird knapp, die Lebensmittelpreise steigen, und das weltweit. Die konventionelle Landwirtschaft ist vielleicht einfacher und billiger als die ökologische (und sonstigen 20 %) aber der Preis, den wir alle dafür im Sinne der Nachhaltigkeit zahlen müssen, ist definitiv zu hoch, ist weder moralisch, ethisch noch wirtschaftlich zu vertreten. Zurück bleiben überdüngte, verarmte und erodierte Böden, sinkende Grundwasserspiegel, nitratverseuchtes Oberflächenwasser, schwer abbaubare Pestizide und zunehmend resistente Schädlinge, für die wieder neue Methoden entwickelt werden müssen, um diese ebenfalls zu beseitigen – ein Teufelskreislauf, auf Kosten natürlicher Ressourcen. Auf der einen Seite werden Milliarden investiert, um den Schaden der letzten 50 Jahre aufzufangen, während woanders Geld und technische Mittel fehlen, um ein Überleben zu sichern.

Konventionelle Agrar- Wirtschaft versus Bio-Wirtschaft

Wenn man sich die katastrophale Weltlage vor Augen führt, mit all dem Hungern und den Klimakatastrophen, dann könnte man natürlich den Eindruck gewinnen, dass die Fortschritte durch die Erfolge der Bio- Landwirtschaft schon wieder zunichte gemacht werden. Denn um all die Schäden wiedergutzumachen und das globale Gleichgewicht wiederherzustellen bräuchte es nach Einschätzungen vieler Experten eigentlich Jahre wenn nicht gar Jahrzehnte. In den letzten 50 Jahren stieg der Verbrauch an Mineral-Düngern um das Achtfache (unter Einsatz von Pestiziden vervierfacht es sich) wodurch die Böden bis heute mehr als ausgelaugt sind. Die landwirtschaftlichen Methoden der vergangenen sechs Jahrzehnte sind nicht nur überholt, sondern sie haben, ihre eigenen Grundlagen zu zerstören. Die Landwirtschaft beansprucht mittlerweile 70 % des gesamten Süßwasserverbrauchs um die Äcker zu bewässern. Da kann man nur das Zitat von Albert Einstein wiedergeben: „Eine neue Art von Denken ist notwendig, wenn die Menschheit weiterleben will.“

Fakt aber ist, dass die industrielle Landwirtschaft an Ihrem eigenen Ast sägt, und darauf sitzen wir alle. Um Mord, Totschlag und Anarchie im Kampf um die natürliche Ressourcen zu verhindern, sollte das Agrar- und Öko-Entwicklungsland Europa lernen, sich selbst, ohne fremde Hektar und ohne Monokulturen zu ernähren und zu entwickeln.

Gegenwärtig importiert Deutschland mehr Lebensmittel, als es ausführt. Noch besitzt Deutschland genügend Reserven. Wir verfüttern mehr Weizen, als wir es zu Lebensmitteln verarbeiten und importieren für das Vieh noch große Mengen Soja. Bei weniger Fleischkonsum und nach Beendigung der Wegwerfkultur könnten wir viel mehr Lebensmittel exportieren, als wir einführen.

Die Party ist vorbei

Benedikt Härlin, Mitherausgeber und einer der Autoren des Sammelbandes „Welternährung. Global denken – lokal säen“, erschienen im März 2012 im oekom Verlag, verdeutlicht mit seinem Beitrag „Die Party ist vorbei!“ mit erschreckender Deutlichkeit, dass das, was 50 Jahre in der Agrar- und Landwirtschaft zugelassen wurde, nicht noch einen weiteren Tag bestehen sollte.

Für ihn ist „der Abschied von der fossilen, industriellen Landwirtschaft des vergangenen halben Jahrhunderts eingeläutet.“

Benedikt Haerlin zeigt auf, dass es keine klaren Umwelt- und Nachhaltigkeitsziele gibt, kein Herz, keine Perspektive für die Kleinbauern Europas, die zu Millionen vor dem Aus stehen. In Europa arbeiten nur noch 3 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft. In den Entwicklungsländern sind es 50-70 %. Benedikt Haerlin prangert die billigen Importe von Agrarrohstoffen aus ökologischen und auch humanitären Krisenregionen an. Die subventionierten Exporte von Veredelungsprodukten, deren ökologischer Fußabdruck mittlerweile gigantomanische Ausmaße annimmt, sind Teil der globalen Klimakatastrophe, die uns mittlerweile alle angeht.

Das Brandroden in den Regenwäldern zur Gewinnung von landwirtschaftlich nutzbaren Flächen setzt zudem erhebliche Mengen Kohlendioxid frei. Durch das künstliche Anlegen von Weideland wird zusammen mit dem Anbau von Edelholz, Zuckerrohrplantagen und Sojaanbau pro Minute eine Fläche von 35 Fußballfeldern vernichtet! Dabei verlieren Tausende von Tier- und Pflanzenarten, aber auch viele Menschen ihren natürlichen Lebensraum.

Zudem ist die Entwaldung der Tropen eine der Hauptursachen für die globale Erwärmung. Die Rodungen und Verbrennungen der Wälder sind für rund zwanzig Prozent der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Gigantische Feuer wüten in der südlichen Hemisphäre und die verbrannte Erde bleibt als unfruchtbarer Boden zurück. Eigentlich sollten die Regenwälder für den Regen sorgen, der Feldfrüchte in der ganzen Welt wachsen lässt, und die Luft, die jeder von uns braucht, säubern. Experten sind sich heute einig, dass die Rettung der Regenwälder einer der billigsten und schnellsten Wege wäre, um den hohen CO2-Ausstoß drastisch zu reduzieren. Damit könnten wir die horrenden Auswirkungen des Klimawandels abwenden. Bis heute wurden schätzungsweise 80 Prozent der ursprünglichen Wälder durch Menschenhand zerstört, und zwar die Hälfte davon allein in den letzten dreißig Jahren!

Malte Henk und Wolfgang Uchatius verdeutlichen in ihrem Artikel „Morgen vielleicht“ in der ZEIT, Ausgabe 23, wie seit Jahrzehnten von Politikern und Forschern versucht wird das Klima zu retten. Aber schafft es überhaupt jemand? Und sie decken auf, dass es letztendlich der Mensch ist und bleibt, der für die Zerstörung dieses Planeten zu verantworten ist.

Sparen/Erhalten und Wachsen

Um zu wachsen muss die Landwirtschaft lernen zu sparen und zu erhalten“, schreibt kein geringerer als der indische Vater der Grünen Revolution M. S. Swaminathan in der Einleitung zu der programmatischen Schrift der Welternährungsorganisation FAO „Save and Grow“. Es ist seit Jahren die wichtigste Publikation der Reihe „Paradigmenwechsel“.

Hunger und Armut lassen sich nur durch nachhaltige Landwirtschaft verringern sagte der Weltagrarbericht von 2008. Doch was wurde seitdem erreicht?

70 % des gesamten Weltessens wird von Kleinbauern erwirtschaftet. Benedikt Haerlin schlägt vor, Bauernhöfe statt Agrar- Industrie zu fördern und aufzubauen. Anhand des Beispiels des Kattendorfer Hofes im Hamburger Umland, könnte man bereits den Weg aufzeigen, schon alleine hier in Deutschland mit ökologischer Agrarwirtschaft die Bevölkerung zu ernähren.

Auf 150 Hektar produziert dieser Hof Grundnahrungsmittel wie Getreide, Gemüse, Kartoffeln, Fleisch, Wurst, Eier, Milchkäse Butter. 700 Menschen könnten davon leben. (www.kattendorfer-hof.de/)

Für 82 Million Deutsche würde das heißen: 17,6 Million Hektar Acker- und Weideland. Zurzeit stehen uns ca. 17 Millionen Hektar zur Verfügung. Man könnte die 2 Million Hektar für Agrarsprit ein bisschen schrumpfen, und biologische Agrarwirtschaft wäre eine Antwort auf die globalen Klima- und Hungerskatastrophen weltweit.

Der ökologische Landbau setzt auf das Wirtschaften im Einklang mit der Natur. Man geht hier von einer ganzheitlichen Betrachtung aus: Mensch, Tier, Pflanzen und Boden befinden sich in einem geschlossenen Nährstoffkreislauf. Das ist für die Fruchtfolge entscheidend: Möglichst jedes Jahr eine andere Sorte und zwischendurch Pausen für die Äcker. So pflanzen Biobauern alle zwei Jahre lang Kleegras statt Gemüse an. Es versorgt den Boden mit Stickstoff und macht ihn dadurch urbar für künftige Feldfrüchte. Der Bioanbau fördert die Biodiversität und lässt mehr Leben zu. Auf Bioflächen kommen im Schnitt 50 Prozent mehr Individuen und 30 Prozent mehr Arten vor, als auf konventionellen Boden. Fast 12.000 Betriebe in Deutschland produzieren nach diesen strengen Vorschriften, gut 11.000 halten sich lediglich an die lockeren EU Regeln.

Der persönliche CO2– Fußabdruck

Es geht im ökologischen Landbau auch um Ressourcenschonung sowie darum Produktion und Transport mit möglichst geringem Energieaufwand zu betreiben. Qualität beginnt schon beim Anbau. Und um eine schonende Verarbeitung ohne Zusatzstoffe und Aromen, um wertvolle Inhaltsstoffe weitgehend zu erhalten. Es geht um den Schutz von Tieren und Umwelt. Bio gehört mittlerweile zum alltäglichen Leben dazu.

Transportwege werden kurz und der CO2-Abdruck klein und gering gehalten.

Und trotzdem wird der Verbraucher immer wieder angewiesen werden sich genau zu informieren. Denn der gekühlte regionale Apfel kann unter Umständen mehr Energie verbrauchen als der frisch importierte aus Neuseeland.

Wenn deutsche Rinder mit Kraftfutter und Sojabohnen zusätzlich gefüttert werden, dass aus Brasilien stammt, dann kann es sein, dass das argentinische Rind, das auf der Weide herumläuft im Endeffekt einen geringeren ökologischen Fußabdruck hat, als das deutsche regionale Stallvieh.

Ein bisschen weniger von allem, und ein wenig mehr Achtsamkeit von jedem Einzelnen könnte dazu beitragen, dass all diese Missstände, ausgelöst durch den Menschen selber, zu einem nachhaltigeren Leben führen.

Der Endverbraucher sollte wieder schätzen lernen, dass einfache, regionale Bio- Lebensmittel und gentechnikfreie Produkte, dazu beitragen, unsere Erde vor dem endgültigen Kollaps zu bewahren.

Wir alle müssen anders produzieren, anders investieren und anders konsumieren und das in allen Sektoren. Die Lebensgrundlagen sollten dauerhaft zu erhalten sein um damit mehr Lebensqualität für einen selbst aber auf für andere zu sichern.

Und dass dieses auch ohne die gewaltigen Mengen von Pestiziden und Umwelt verseuchenden Stoffen gelingen kann, beweist Dr. Hans Herren. Er hat die Stiftung Biovision gegründet und hat mit völlig simplen Methoden, nämlich durch den Einsatz von Pflanzen, die „Push and Pull“ Methode entwickelt, die Schädlinge auf natürliche Weise bekämpft und hat dadurch in Afrika dadurch unendlich viele Menschen vor dem Hungertod gerettet.

Seine Vision lautet:

Eine Welt mit genügend gesunder Nahrung für alle, produziert von gesunden Menschen in einer gesunden Umwelt.“



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