Chinas Stasi erpresst Familien und Freunde im In- und Ausland

Mit Hilfe von „Implikationen“ weitere Unterdrückung der Menschenrechte in China - Wer seinem Gewissen treu bleibt, steht oft allein gegen die Macht des Staates
Von 15. Juni 2009

In der letzten Woche war ich über einen Anruf meiner Eltern sehr überrascht, der, so sagten sie mir, von ihrem Telefon zu Hause kam. Seit ich im Jahre 1997 zum ersten Male in die Vereinigten Staaten kam, ist so etwas nie vorgekommen.

Die Lebenshaltungskosten in China sind mehrere Male gestiegen, die Gehälter jedoch unverändert geblieben. Darum bedeutet jeder Anruf nach Übersee einen Luxus für sie und ich habe immer darauf bestanden, dass ich sie anrief. Für gewöhnlich baten sie meine Schwester, mir eine E-Mail zu schicken, wenn ich eine Zeit lang nicht angerufen hatte. Dieses Mal war es anders.

Mein Vater versuchte mich darüber zu belehren, wie ich mich zu verhalten habe und dass ich es vermeiden solle, die Chinesische Kommunistische Partei zu kritisieren. Ich versuchte zweimal, ihn zu unterbrechen, weil ich nicht wollte, dass er sein Geld verschwendete und auch, weil ich diese Art von Propaganda nicht mag. Aber er rief mich zweimal an, um meine „Erziehung“ fortzusetzen. Ich stelle mir vor, dass ein „drittes Ohr“ mithörte, das Telefon also angezapft war. Mir war auch klar, dass er unter Druck gesetzt worden war, diese Anrufe zu tätigen und dass er seine Worte vorbereitet hatte.

Es ist nicht das erste Mal, dass mein Vater mich auf diese Art und Weise belehren musste. Seit Juli 1999, als die Verfolgung der Falun Gong durch Jiang Zemin, den früheren Führer der KPCh, aufgenommen wurde, wurden meine Eltern und mein Onkel unaufhörlich drangsaliert und bedroht. Offiziere der „Öffentlichen Sicherheit“ und der „Nationalen Sicherheit“ „besuchten“ meine Eltern und „baten“ sie um Informationen über meine Geschwister und drängten sie dazu, mich zu „erziehen“.

Ich gebrauche Anführungszeichen, weil ich niemals verstanden habe, was meine Eltern, zwei freundliche und respektierte Rentner, mit der öffentlichen und nationalen Sicherheit zu tun haben oder wie ihre Überwachung zur öffentlichen und nationalen Sicherheit beitragen soll.

In der Tat wirken die „Besuche“ jener Offiziere gegen die nationale und öffentliche Sicherheit. Ihre „Besuche“ und „Erziehung“ waren nicht willkommen, da sie mit großem Druck und Bedrohungen einhergingen. Sie haben meine Eltern nur verunsichert, nichts anderes.

„Implikationen“

Als sie um Informationen über meine Freunde und andere Verwandte „baten“, bedeutete das, dass meine Freunde und Verwandte in die „Implikationen“ einbezogen werden (zhu lian), besser gesagt, gepresst werden. Aus diesem Grunde haben mich meine Eltern, mein Onkel, meine Brüder und Schwestern gebeten, mich nicht über Falun Gong zu äußern, die spirituelle Meditationsgemeinschaft, die auf edlen moralischen Prinzipien basiert: Wahrhaftigkeit, Mitgefühl und Toleranz.

Der Anruf meines Vaters hilft dabei zu verdeutlichen, wie „Implikation“ als Strategie der Verfolgung von der KPCh eingesetzt wird. Wenn du es wagst, über Menschenrechte zu sprechen, wirst nicht nur du selber leiden – das ist ohnehin sicher – sondern auch deine Familienmitglieder und Verwandten. Oft ist der Druck so groß, dass selbst deine Familienmitglieder und Verwandten gezwungen sind, gegen dich auszusagen.

Die Praktiken der „Implikation“ fanden gewöhnlich in den dunklen Zeiten der chinesischen Geschichte statt, normalerweise am Ende einer Dynastie. Aber die KPCh hat von Anfang an nie gezögert, auf diese niedrigen Mittel zurückzugreifen, vor allem in der dunklen Zeit der Großen Kulturrevolution, als Eheleute, Kinder, Eltern und Freunde von den Behörden unter Druck gesetzt wurden, sich gegenseitig anzugreifen. In der Folge waren viele Familien zerrüttet.

In der traditionellen chinesischen Gesellschaft ist die Familie der letzte und einzige Zufluchtsort für Liebe, Fürsorge und Schutz, aber die KPCh hat nie gezögert, die Familie als schärfste Waffe gegen diejenigen einzusetzen, die ihrem Gewissen treu blieben. Im heutigen China sind die Anhänger von Falun Gong und ihre Unterstützer das offensichtlichste Beispiel für diejenigen, die dieser „Implikation“ unterworfen werden.

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Gao Zhisheng ist ein herausragendes Beispiel

Die Familie des christlichen Menschenrechtsanwalts Gao Zhisheng ist ein herausragendes Beispiel dafür. Nachdem Gao einen offenen Brief geschrieben hat, in dem er die Beendigung der Verfolgung von Falun Gong in China verlangte, erlitt seine Familie intensive Misshandlungen und stand unter Hausarrest. Seine Tochter Gege versuchte in ihrer Verzweiflung über diese Behandlung ihrer selbst und ihrer Familie Selbstmord zu begehen.

Der Einsatz der „Implikation“ erschwert den Kampf des chinesischen Volkes für Freiheit und Menschenrechte ungeheuerlich. Alle Bezugsquellen werden vom Regime direkt oder indirekt strengstens kontrolliert. Es gibt keine realen Eigentumsrechte, noch nicht einmal in der eigenen Wohnung. Man kann dich ganz einfach hinauswerfen, falls die Partei dich als Regierungsgegner oder Anti-Partei-Aktivisten einstuft.

Wenn ein Mensch tapfer genug ist, die Behörden herauszufordern, kann er nicht mehr auf die Familie als seinen letzten Zufluchtsort für Hilfe zählen. Der Mensch, der den Geboten seines Gewissens treu bleibt, muss darauf vorbereitet sein, allein gegen die Macht des Staates zu stehen. Es kann sogar vorkommen, dass seine Familie dazu erpresst wird, der Gegenseite zu helfen, indem sie Dinge über ihn sagt, die nicht wahr sind.

Die Praxis der „Implikation“ macht deutlich, wie notwendig die Unterstützung der Menschenrechte in China durch die internationale Gesellschaft ist. Bei dem hohen Preis, den diejenigen zahlen, die für die Menschenrechte kämpfen oder sich in politischem Dissens engagieren, müssen die Menschen außerhalb Chinas die Wahrheit aussprechen. Die Menschen innerhalb Chinas, die die Wahrheit sagen, riskieren ihr Leben und verdienen höchsten Respekt.

Originalartikel (englisch): http://www.theepochtimes.com/n2/content/view/18132/

 

 



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