F. Malik: Die Welt wird nicht vom Geld regiert werden, sondern von Menschlichkeit

Unternehmen sollten "Worst-Case-Szenario" durchspielen – Am Ende der Krise steht ein neues Wirtschafts- und Gesellschaftssystem
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Professor Fredmund Malik, Leiter des Malik Management Zentrums St. Gallen.Foto: Malik Management Zentrum
Von 2. Juli 2009

Er gehört zu denjenigen, die die derzeitige globale Wirtschaftskrise bereits in den 1990er Jahren vorhergesagt hatben – der renommierte St. Gallener Wirtschaftsprofessor Fredmund Malik. Nun ist die Krise da, und der für seine kernigen Ansagen bekannte Malik liefert Ansätze zu ihrer Lösung. „Man wird lernen, dass die Welt nicht von Geld regiert wird, sondern von Menschlichkeit“, ist er überzeugt.

Zumindest schreibt er das in seinen Unterlagen zu dem in Wien abgehaltenen Seminar „Die Weltkrise verstehen – Lösungen finden und Krise bestehen“. Führungskräfte der österreichischen Wirtschaft waren gekommen, um sich von Malik Instrumente für den Weg aus der Krise zu holen und dabei gleichzeitig einige Bonmots aus seinen mehr als 30 Jahren Erfahrung in der Arbeit mit Führungskräften anzuhören.

Dabei fielen auch einige recht kritische Aussagen in Richtung der Eliten in Politik und Wirtschaft. Die Palette reichte von „Unsere heutigen Probleme sind nicht rot, grün oder blau – sondern sie sind zu lösen“ bis „Leadership heißt heute nur eins: sich hinstellen und sagen, was Sache ist“.

Dabei sehe wahre Führung ganz anders aus und brauche keine „strahlenden Helden“ oder „High Potentials“, sondern Leistungsträger, effiziente Macher. „Nicht, ob ich Talent habe, ist entscheidend, sondern ob ich etwas tue.“

Völlige Abgehobenheit im Management börsennotierter Unternehmen

Die Abgehobenheit im Top-Management – wobei Malik hier vor allem börsennotierten Unternehmen kritisch gegenüber steht – führe zu Frustration in den Hierarchieebenen darunter. Er plädiert für einen europäischen Weg. Zwei Drittel der Wirtschaftsleistung in Europa würde von nicht-börsennotierten Unternehmen erwirtschaftet. Darunter finden sich nicht nur Klein- und Mittelbetriebe, sondern auch Großkonzerne.

„Wieviel Agonie und Bitterkeit habe ich unterhalb der Führungsebene in Unternehmen wahrnehmen müssen“, so Malik in einer Podiumsdiskussion mit heimischen Wirtschaftsvertretern im Anschluss an seinen Vortrag. Dort nämlich, wo seiner Meinung nach die Umsetzung von teils realitätsfernen Strategien passiere, die vor allem dem Aktienkurs und dem Prestige der Vorstandsebene dienen. Den verbitterten Mitarbeitern in Shareholder-Value-Unternehmen schreibt er ins Stammbuch: „Karriereselbstmord lohnt sich nicht, also ihrem Chef zu sagen, dass er falsch gepolt ist. Aber ihre Zeit wird kommen.“

Die aktuelle Lage der Weltwirtschaft sieht Malik sehr düster und fordert Unternehmer auf, sich ein „Worst-Case-Szenario“ auszudenken. Sollte es weniger schlimm kommen, umso besser. Ein Total-Kollaps der US-Managementpraktiken sei derzeit zu beobachten – man sollte sich laut Malik konsequent von ihnen trennen.

Geldspritzen: „Schnaps für Alkoholiker“

Für die Dauer der Krise ist der Management-Experte ebenfalls nicht gerade optimistisch. Sie werde ihren Tiefpunkt erst um die Jahre 2012 bis 2015 haben, Zwischenerholungen inklusive. Eine solche sei auch der derzeitige kleine Aufschwung an den Aktienmärkten. „Man beschwichtigt, es gibt Zweckoptimismus. Dabei hat man nicht einmal das gemacht, was jede Feuerwehr macht: den Krisenfall proben.“

Die Geldspritzen der Notenbanken sind für Malik so etwas wie „Schnaps für Alkoholiker“. Das könne kurzfristig eine beruhigende Wirkung haben, längerfristig sei jedoch eine Therapie notwendig. Für die Wirtschaft bedeute das eine „Große Transformation“, in der die herkömmlichen Denkweisen, Exzesse und finanziellen Fehlentscheidungen aufgebrochen werden. Falsche Management-Methoden auf Unternehmens- wie auch auf staatlicher Ebene hätten dazu geführt.

Am Ende der Krise steht für Malik: „Wir werden ein anderes Wirtschafts- und Gesellschaftssystem haben.“ Wie dieses genau aussehen wird, beschreibt er nicht. Er ist jedoch fest der Meinung, es werde auf einem neuen Verständnis von Gemeinschaft gründen. Und die Basis dieser Gemeinschaft wird nicht Geld sein, sondern Wissen und Verstehen.



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