Roger Scruton: Warum Schönheit in der Kunst unverzichtbar ist

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Der britische Philosoph, Schriftsteller und Komponist Roger Scruton in Prag 2012.Foto: Michal Cizek/AFP/Getty Images
Von 27. November 2012

 

Der bekannte britische Schriftsteller, Philosoph und Komponist Roger Scruton glaubt, dass Schönheit in der Kunst eine wichtige Rolle spielt und dass die moderne Kunst des 20. Jahrhunderts diese Schönheit in großem Maße verloren hat.

Eine BBC-Dokumentation aus dem Jahr 2009, die Scrutons Ansichten über Schönheit und Kunst detailliert veranschaulicht, breitet sich langsam aber stetig im Internet aus.

Scruton behauptet in seiner Einführung: „Ich denke, wir verlieren an Schönheit und mit diesem Verlust entsteht die Gefahr, den Sinn des Lebens zu verlieren.“

Für Scruton liegt Schönheit nicht im Auge des Betrachters, es ist eine objektive Wahrheit – eine klassische Vorstellung, aber eine, die auf dem heutigen Kunstmarkt absolut revolutionär ist.

Nehmen wir zum Beispiel Sotheby’s jüngsten Verkauf des bahnbrechenden Mark Rothko „No. 1 (Royal Red and Blue)“ für 75 Millionen US-Dollar. Die Arbeit besteht aus wenig mehr als ein paar Rechtecken in aufeinander abgestimmten Farben. Jedem, der vom Wert solcher Kunst nichts versteht, wird es schwerfallen, sie mit Schönheit oder Schönheit mit jeglicher Art von Dollar-Wert zu identifizieren.

Wie Scruton in seinem Dokumentarfilm „Why Beauty Matters“ erwähnt: „Im 20. Jahrhundert wurde Schönheit unwichtig, stattdessen wurde es immer mehr zum Ziel der Kunst, moralische Tabus zu brechen und zu zerstören, es war nicht Schönheit, sondern Originalität, die angestrebt wurde.“

Künstler wie Nicht-Künstler realisieren zunehmend, dass der Kaiser, in diesem Fall der Kunstmarkt, keine Kleider trägt. Wer kann tatsächlich einen „Kaiser“ respektieren, der darauf beharrt, sein paradierender, nackter Körper sei in die feinsten Gewänder gehüllt. Für alle klar Denkenden ist er wahnhaft.

„Eines Tages wird sich das Wissen darüber, dass der Kaiser keine Kleider trägt, ausbreiten und der Markt wird zusammenfallen – aber nur zeitweise“, sagte Scruton in einem E-Mail-Interview.

Der wahre ästhetische Wert, das Schöne, ist in den modernen Werken, die für Millionen von Dollar verkauft werden, verschwunden. In den Werken von Künstlern wie Rothko, Franz Kline, Damien Hirst und Tracey Emin wurde Schönheit durch Rede ersetzt. Die hohen Ideale von Schönheit werden durch einen sozialen Aufsatz ersetzt.

Scruton identifiziert diese im heutigen Kunstmarkt erkennbaren Trends: „Ich denke, einige der wichtigsten Trends heutzutage sind die Vorteile für Menschen mit plausiblen Verkaufsgesprächen und die Art und Weise, in welcher das Kunst-Establishment spirituelle mit materiellen Werten ersetzt. Dabei wird die Kunst dahingehend propagiert, dass sie eher dazu da ist, sie zu besitzen als zu betrachten.“

Über die unterbewertete Kunst, die dem 20. Jahrhundert vorausgeht, sagte Scruton, dass solche Werke eine Menge zu bieten haben, wie Schönheit, Menschlichkeit und die Pflege der Seele.

Einige der Künstler, die für ihn zu den großartigsten gehören, sind Tizian, Tintoretto, Rembrandt und Corot.

„Gute Kunst spricht das Beste im Menschen an und bringt ihn auf den Weg der Selbsterkenntnis“, sagt er.

In weiteren seiner Einsichten sprach Scruton über das einheitliche Ziel der Kunst, ob sie nun Bildende Kunst, Darstellende Kunst oder Literarische Kunst sei: „Sie versuchen alle, ihr Publikum von der tierischen auf die spirituelle Ebene zu erhöhen (außer wenn sie gerade das Gegenteil versuchen, so wie die heutige Kunst der Entweihung).“

Und wenn er selbst mit genügend Mitteln ausgestattet wäre, sagte er, „ich würde Schulen errichten, die die wahren und notwendigen Disziplinen unterrichten: Aktzeichnen, Perspektive und das Wissen über Licht und Schatten im Fall der Bildenden Kunst; Materialien, Schatten, Proportionen und Ordnung im Fall der Architektur; Harmonie und Kontrapunkt in der Musik; Versformen, rhetorische Figuren und den Reichtum der imaginativen Erkenntnis im Fall der Literatur.“

Scrutons einfache aber durchaus kraftvolle Vision ist eine Rückkehr zum Besten der klassischen Kunst. Und er hat recht – der Kaiser sieht in Kleidern viel besser aus.

Originalartikel in Englisch: Why Beauty in Art Matters: Roger Scruton

Youtube-Video, 1. Teil der englischen sechsteiligen Serie:

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