Island: Revolution im Bankwesen durch Umstellung auf Vollgeld-System

Island überlegt Schritte zum Vollgeld-System im Finanzsektor. In der Studie "Ein besseres Geldsystem für Island" wird eine Geldreform analysiert, die die Neuschaffung von Geld unter die vollständige Kontrolle des Staates stellt. Eine Umsetzung wäre eine Revolution im Bankenwesen und würde das Finanzsystem von Grund auf verändern.
Titelbild
Premierminister Sigmundur David Gunnlaugsson bei einer Pressekonferenz zu den Panama-Papieren, 6. April 2016, in Reykjavik / IslandFoto: HALLDOR KOLBEINS/AFP/Getty Images)
Epoch Times28. Mai 2016

In Island hat eine Kommission im Auftrag des damaligen Ministerpräsidenten Davíð Gunnlaugsson eine Studie zur Geldreform, zur gänzlichen Veränderung des Geldsektors eingereicht. Eine Umsetzung wäre eine Revolution im Bankenwesen und würde das Finanzsystem in Island von Grund auf verändern.

Der Bericht trägt den Titel „Ein besseres Geldsystem für Island“ und ist hier in englisch zu lesen. Er analysiert das heutige Geldsystem, die davon ausgelösten Krisen sowie die Schritte, um zu einem „Vollgeld“, engl. „Sovereign Money“, überzugehen.

In einem Vollgeld-Finanzsystem kann nur die Zentralbank Geld in Form von Münzen, Banknoten oder elektronischem Geld erschaffen. Geschäftsbanken haben die Macht nicht.

Giralgeld und Vollgeld – Was ist was

Bisher können Banken jederzeit beliebig viel Geld erzeugen: Braucht ein Kunde einen Kredit, dann leiht ihm die Bank Geld aus, indem sie es erfindet. Es stammt nicht von Guthaben anderer, bei dieser Bank sparender Kunden, sondern es schreibt das Geld einfach dem neuen Kunden gut. Im Laufe der Zurückzahlung des Kredites wandelt sich diese Geld-Luftblase durch die Rückzahlung in echte Werte („Wertschöpfung“), in echte Sachwerte um.

Vollgeld wird jedoch in der Regel von der Zentralbank ausgegeben und existiert heute als Bargeld (Münzen und Banknoten) und vor allem als Buchgeld der Zentralbank (sog. Reserven). Diese Reserven befinden sich ausschließlich auf Konten der Zentralbank-Banken, nicht auf Kunden-Konten bei den Banken.

Vollgeld ist ein vollgültiges und bestandsicheres Geld – im Unterschied zum Giralgeld. Giralgeld ist Buchgeld, das von den Banken erzeugt wird, es sind die Guthaben auf Girokonten für den bargeldlosen Zahlungsverkehr.

In der EU sind 82 Prozent der umlaufenden Geldmenge Giralgeld, Vollgeld gibt es zu 18 Prozent. Giralgeld ist unsicheres Geld, dass in einer Bankenkrise wegbricht – zur Absicherung dienen die Einlagensicherungsfonds. Vollgeld ist sicheres Geld, es kann nicht verschwinden.

Um die Finanzen eines Staates in den Griff zu bekommen, muss man das Geld unter Kontrolle des Staates bekommen. Und damit vor allem die Art und Weise der Geldentstehung und Geldschöpfung (zum Weiterlesen siehe auch: vollgeld.de).

Giralgeld abschaffen, Vollgeld auf Unbare Geldschöpfung erweitern

Eine Vollgeld-Reform, wie Island sie überlegt, macht aus Giralgeld, dem Luftblasen-Bankengeld Vollgeld, welches auf einem Konto der Zentralbank vorhanden ist.

Das bedeutet, das heutige Münzmonopol einer Regierung und das Banknoten-Monopol der Zentralbank auf alle weiteren Zahlungsmittel und nicht bare Zahlungen zu erweitern.

Damit wird die Entstehung des Giralgeld der Banken beendet. Der Gewinn aus der Geldschöpfung kommt dann ohne Abzüge dem Staat – und damit dem öffentlichen Haushalt – zu Gute.

Das Konzept des Vollgeldes ist nicht neu, Überlegungen und Konzepte, den Euro auf diese Weise im gesamten Euroraum zu retten, existieren ebenfalls. Thomas Mayer, der beim Start des „Chimgauers“ mitwirkte, fasst auf der Webseite eurorettung.org zusammen:

„Mit der Umstellung auf Vollgeld wäre die Eurokrise sofort gelöst, das Geld wäre auch bei Bankenpleiten sicher, die Finanzmärkte hätte weniger Geldtreibstoff für Spekulationsblasen und die Schulden der Eurostaaten könnten zu 60 Prozent getilgt werden. Vollgeld heißt, dass Girogeld zu einem richtigen und von der Zentralbank herausgegebenem Geld wird und die Geschäftsbanken durch Kreditvergabe kein Geld mehr neu schöpfen können.“

Weltweite Maßnahmen stützen das Giralgeld-System

Die aktuellen Maßnahmen im Finanzsektor dienen dazu, Banken vor weiteren Krisen zu schützen und das jetzige System beizubehalten.

Eine Banken-Regulierung setzt voraus, dass Banken wie jedes andere Unternehmen, die zu viele Luftblasen erzeugt haben, pleite gehen können. Ist eine Pleite aus verschiedenen Gründen nicht erlaubt („Bankenrettung“) profitiert dieses Unternehmen durch diese Garantie und macht im wesentlichen weiter wie bisher.

Einen geordneten Pleitemechanismus für Banken in der EU zu erschaffen macht in dieser Hinsicht durchaus Sinn.

Allein in Deutschland haben sich Schulden in Höhe von 2.145.205.972.026 Euro angesammelt (28.05.2016, 13:00, Schuldenuhr) und es ist bisher damit zu rechnen, dass die Steuerzahler weiterhin die Luftblasen der Banken bezahlen müssen.

Regierung von Island

Anfang April 2016 trat Ministerpräsidenten Davíð Gunnlaugsson zurück, da sein Name in den Panama-Papieren auftauchte. Die isländische Regierung überstand das darauf folgende Misstrauensvotum, die beiden Regierungsparteien, die über die Mehrheit im Parlament verfügen, stimmten geschlossen für die Regierung, die Opposition gegen sie.

Vorgezogene Neuwahlen soll es im Herbst geben. Ein Antrag der Opposition auf eine sofortige Auflösung des Parlaments und vorgezogenen Neuwahlen im Mai oder Juni scheiterte bei einer Abstimmung mit 37 zu 26 Stimmen. (ks)



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